Hitchcocks Meisterwerk „Vertigo“ brauchte einige Jährchen, bis es sich einen Platz im Olymp der Filmgeschichte ergatterte. Der Psychothriller war 1958 bei Kritik und Publikum zunächst kein großer Erfolg. Erst in den 60er Jahren wurde er wieder entdeckt, 1984 noch einmal aufgeführt und 1996 in einer restaurierten 70mm-Fassung erneut im Kino gezeigt. Heute ist er aus der Filmgeschichte nicht mehr wegzudenken.
Die Story um den von Höhenangst geplagten und bald auch schwer traumatisierten Ex-Polizisten Scottie Ferguson (James Stewart) war Ende der 50er auch eher was für angehende Psychologen, als für Krimifreunde.
Zudem erzählt Hitchcock die komplexe und bedeutungsschwangere Geschichte in einem ziemlich gemächlichen Tempo. Und mit seinem Kniff, den Zuschauer schon bald nach dem Zusammentreffen von Scottie und Judy den Zuschauer wissen zu lassen, das Judy und Madeleine ein und dieselbe Person sind, brach er damals jede dramaturgische Regel. Die Kameraarbeit von Robert Burks ist vor allem bekannt wegen des hier erstmals eingesetzten „Vertigo-Effekts“, durch den Scotties Schwindelanfälle visualisiert werden.
Der Held leidet gleich zu Anfang an Schuldgefühlen, da er aufgrund seiner Höhenangst einem Kollegen nicht zu Hilfe eilen kann und sich nun an dessen Tod schuldig fühlt. Er quittiert den Dienst. Als er die Frau seines Freundes überwachen soll, erlebt der Akrophobiker das Trauma erneut, auch sie stürzt in den Tod, ohne daß Scottie ihr helfen könnte. Schlimmer sogar, in Madeleine (Kim Novak) hatte er sich verliebt. Ein Nervenzusammenbruch ist die Folge. Nach Monaten wird Scottie aus dem Sanatorium entlassen. Als er durch die Straßen streift, trifft er eine Frau, Judy, in der er Madeleine zu erkennen glaubt, wenn sie nur etwas anders zurecht gemacht wäre. Also transformiert er Judy mit Hilfe von chicen Klamotten und begabten Coiffeuren in die Tote. Das klappt ganz vorzüglich, denn in Wahrheit ist Judy tatsächlich die totgeglaubte Madleine...