Bei Filmemacher Herbert Achternbusch liegt das alltägliche Grauen immer nahe beim subjektiven Seelenstrip, der kluge Aphorismus kreuzt sich mit dem derben Kalauer, existenzielle Ängste finden Ausdruck in einer rudimentären Ästhetik. Seine Filme sind anarchisch, provokant und ebenso dilettantisch wie radikal.
In diesem episodischen Werk aus dem Jahre 1977 erweist sich Herbert Achternbusch als geradezu visionär. Um nur einige kleine, aber kantige Spitzen der Eisberge zu nennen: Zunächst einmal nimmt er sich hier der Migrationsproblematik an: Als grantliger bajuwarischer Dichter kehrt er dem heimischen Freistaat enttäuscht den Rücken und Wandert nach Grönland aus. Denn dort „gibt es schon mehr Eis, aber nicht so viel wie bei uns.“ Recht hat er, und verbindet geschickt die anwachsende soziale Kälte mit dem damals sich anbahnenden, aber heute erst mächtig in den Medien diskutierten Klimawandel. Denn dieser Tage kann man ja überhaupt froh sein, wenn es in Grönland noch Land gibt, vom Eis ganz zu schweigen. Und auch weiterhin bleibt Achternbusch subversiv prophetisch: Mit dem Fernrohr hält er vom Norden aus nach der Geliebten Ausschau. Wer denkt da nicht im Jahre 2007 an das Gespenst des Überwachungsstaates!? Von der allgegenwärtigen Beziehungsunfähigkeit des modernen Leistungsmenschen einmal ganz zu schweigen.
Achternbusch – last man standing in the german underground!
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