Eine nicht gerade vor Einfallsreichtum sprühende Filmauswahl haben hier die Verantwortlichen getroffen. Aber immerhin haben sie drei Spielfilme aus dem hohen Norden Europas zusammengestellt, die durchaus ihre Qualitäten besitzen. Erst wird es komisch, dann dramatisch und am Ende tragisch.
Zum Warmwerden gibt es viel trockenen Humor aus Norwegen: Die Tragikomödie „Elling“ brach 2001 in Skandinavien alle Kassenrekorde und wurde auch hierzulande zum Publikumsrenner. Die drollige Geschichte um den titelgebenden Phobiker und seinen manischen Stubenhocker-Kumpel Kjell, die von einer Sozialarbeiterin betreut das selbstständige Leben in Oslo erlernen sollen, brachte Regisseur Petter Næss zahlreiche Preise und eine Oscar-Nomminierung ein. Næss neuester Film „Hoppet“ kommt Ende November 2007 in die deutschen Kinos.
Auch der zweite Film um 1.05 Uhr dreht sich um die ewige Frage nach den bröseligen Eichmaßen der Normalität. In dem „Dogma“-Drama „Kira“ (En Kaerlighedshistorie, 2001) des dänischen Regisseurs Ole Christian Madsen ist die Ausgangssituation allerdings etwas dramatischer. Hauptdarstellerin Stine Stengade, die für ihre Leistungen mit dem „Bodil“ geehrt wurde, spielt eine manisch-depressive Frau, die nach einem längeren Aufenthalt in der Psychiatrie wieder zum Ehemann und ihren beiden Kindern zurückkehrt. Alle bemühen sich aus Leibeskräften, doch Kira hat ernsthafte Probleme, ihrer Gattin-Hausfrau-Mutter-Rolle gerecht zu werden.
Abschließend um 2.35 Uhr lotet Lukas Moodysson (Fucking Åmål, 1998) in dem mehrfach für Regie und Hauptdarstellerin ausgezeichneten Drama „Lilja 4-Ever“ (2002) die Abgründe des Lebens aus und zeigt, dass es immer noch schlimmer kommen kann, und dann noch schlimmer.
Ein mehr als bitteres Schicksal hat die 16-jährige Russin Lilja (Oksana Akinsjina) zu erleiden, die in ihrer Plattenbausiedlung von einem besseren Leben in Amerika träumt, aber dann doch nur von Zuhälter zu Zuhälter gereicht wird...
Keine leicht Kost wartet also am Ende der Nacht.
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