BR in der Nacht zum Mittwoch 21 Februar 2007 um 00:00
Das Spielfilmdebüt der Berliner Regisseurin May Spils aus dem Jahr 1967 ist auch 40 Jahre nach seiner Entstehung (gerade in Zeiten eines allgegenwärtigen Leistungsdiktats) eine amüsante Hommage an den Müßiggang (und in vielen Szenen an Godards „Außer Atem – Au bout de souffle“). Ihr Protagonist Martin (gespielt von Werner Enke, der mit Spils auch das Drehbuch schrieb) ist ein überzeugter Verweigerer des „Leistungsprinzips“, in den späten 60ern sagte man Gammler, und lümmelt lieber im Bett herum, als seine Energie beim Schlager-Texten zu vergeuden. Genau das sollte er eigentlich tun, nach Meinung seines Freundes und Managers Henry (Henry van Lyck). Doch Martin zieht es vor, im Schwimmbad mit der hübschen Barbara (Uschi Glas) anzubandeln und den schönen Sommertag in München mit allerlei Schabernack, viel pseudo-philosophischen Betrachtungen und dem ein oder anderen „Match“ (Sex) mit seiner neuen Eroberung zu verbringen.
May Spils erreichte mit diesem witzigen Produkt des „neuen deutschen Films“ das, was die Filmerneuerer des Oberhausener Manifestes („Papas Kino ist tot“) von 1962 bislang noch nicht geschafft hatten: Sie eroberte die Herzen der Zuschauer und der Kritiker. Denn Filme wie Volker Schlöndorffs Musil-Verfilmung „Der junge Törless“ oder Peter Schamonis „Schonzeit für Füchse“ waren einfach von zu viel Ernsthaftigkeit geprägt, um ein großes Publikum zu begeistern.
In Spils Komödie kam das Lebensgefühl einer ganzen Generation zum Ausdruck und Martins Sprüche wie „Es wird böse enden“ wurden zum allgemeinen Sprachgut.
Enke wurde für seine brummlig-verschmitzt Darstellung des unpolitischen Anarchos der „Deutsche Filmpreis in Gold“ verliehen, mit dem auch die Dialoge ausgezeichnet wurden (der Preis für die Dialoge wurde damals extra ins Leben gerufen und später nie mehr vergeben). Im Jahr darauf folgte dann noch die „Goldene Leinwand“.
/JPR