Der viktorianische Schriftsteller Thomas Hardy gehört zu den wenigen Autoren, die in einer Zeit der rigiden Moralvorstellungen Ausbeutung und Unterdrückung der Frauen in ihren Romanen thematisierten. Sein bekanntestes Werk ist „Tess of the d'Urbevilles“ aus dem Jahre 1891. Dieser Roman war eines der Lieblingsbücher von Sharon Tate, der ermordeten Ehefrau von Roman Polanski. Bei seiner Verfilmung war der Regisseur also zum einen von sehr persönlichen Motiven getrieben, zum anderen sollte mit „Tess“ Ende der 70er-Jahre ein europäischer Film entstehen, der es mit US-amerikanischen Produktionen aufnehmen konnte.
So schwelgt die Geschichte um die Leiden des Bauernmädchens Tess in malerischen Bildern, schöner Ausstattung und in viel Herzschmerz. Die Rechnung ging auf: Hauptdarstellerin Nastasja Kinski erhielt den „Golden Globe“, die Kameraarbeit von Geoffrey Unsworth und Ghislain Cloquet wurde mit einem „Oscar“ ausgezeichnet und auch die Kostüme von Anthony Powell sowie das Set-Dekor von Pierre Guffroy und Jack Stephens erhielten einen „Oscar“. (Frankreich / Großbritannien 1979)
Das Drama ist also nicht allzu weit von der Seifenoper entfernt, aber das ist Hardys Roman auch nicht.
Wem dann nach noch mehr Weh in der Brust ist, dem sei die Hardy-Verfilmug „Jude“ (1996) von Michael Winterbottom ans Herz gelegt.
/jpr