A Father's Job erzählt die Geschichte eines jüdischen Frauenschicksals vor und während des zweiten Weltkrieges. Im Fokus steht die fiktive Protagonistin „Anna Friedrich”, die stellvertretend für zahlreiche unerzählte Einzelschicksale steht. Trotz ihres Status als „privilegierte Jüdin“, den sie auf Grund der so genannten Mischehe – also der Ehe mit einem deutschen Mann – inne hat, sieht sie sich zunehmender Verachtung ausgesetzt und wählt in Ihrer Verzweiflung und Einsamkeit letztendlich den Freitod. Erzählt wird das ganze in Form eines Monologs aus Sicht des Vaters. Worum es tatsächlich geht wird dem Zuschauer erst in der Auflösung am Ende klar. Ich habe hier bewusst versucht eine falsche Fährte zu legen, weil ich das für Dramaturgisch enorm wichtig hielt.
A Father´s Job von Frank Christian Wagner
Ich denke es packt den Zuschauer einfach mehr und hilft dabei, dass der wichtige Faktor der Erinnerungskultur stärker in Erinnerung bleibt, denn es ist definitiv keine vorhersehbare Geschichte. Wir spielen mit dem Faktor Zeit und einer Version der Realität, die massiv durch den traumatischen Zustand des Vaters geprägt ist. Das stellt gerade zum Ende hin doch einige Erwartungshaltungen massiv auf den Kopf.
Wie bist du zu der Geschichte gekommen?
Der ursprünglich Gedanke war, dass ich mal eine Geschichte erzählen wollte, bei der ein Vater versucht, etwas zu verhindern, das schon lange passiert ist. Ich hab zu der Zeit selbst mit meiner Rolle als Papa gehadert, weil ich nicht in dem Maße für meine Tochter da war, wie ich es hätte sein sollen.
Wenn man sich diese Gedanken bei dem ein oder anderen Bierchen macht, dann hat man eigentliche alle Zutaten für das Grundgerüst der Geschichte zusammen. Es ging dann darum die Verzweiflung der Mutter zu rechtfertigen und da war das Thema Einsamkeit, durch die Abwesenheit des Vaters im 2. Weltkrieg sehr naheliegend. Das Thema der Mischehe kam dann zum Ende hinzu und trat dann massiv in den Vordergrund, weil es für mich nur konsequent war, hiermit einen hoffentlich wertvollen Beitrag zum Thema Erinnerungskultur zu leisten.
Wie habt ihr den Film finanziert / mit welchem Budget wart ihr unterwegs?
Der Film wurde komplett aus Gewinnen der GmbH finanziert. Fördermittel gab es keine, bzw. habe ich eine Förderung abgelehnt, weil es mir nicht gelungen ist, die Dimension des Films zu vermitteln. Da war dann auch etwas vielleicht falscher Stolz dabei, dass ich gesagt habe: dann stemme ich es halt komplett selbst. Bereinigt gerechnet, also ohne beispielsweise die Lizenzupdates für die Kamera für 4:3 anamorphic Readout und ähnliche grundsätzliche Investitionen, waren es gut 40.000 € rein projektspezifische Kosten.
Wie hast du die Schauspieler ausgesucht? Gab es ein Casting?
Gecastet habe ich über Facebook. Für die männliche Hauptrolle hatten wir über 80 Bewerber, die ich mit meiner damaligen Praktikantin Felina alle einzeln durchgegangen bin. Am Ende hat sich der erste Eindruck verfestigt und wir haben uns für Christian Harting entschieden, der inzwischen allein schon fünf Auszeichnungen mit dem Film gewinnen konnte.
A Father´s Job von Frank Christian Wagner
Bei der Rolle der Mutter war es ein willkommener Zufall. Dorothee Frauenlob hatte sich eigentlich auf einen Werbedreh beworben und sie kam mir dann wieder in den Sinn, weil ich Ihre Fotos damals so sympathisch fand. Wir haben dann mit beiden Testaufnahmen im Set gemacht, um sicher zu gehen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Das waren zwei absolute Volltreffer.
Jessica Stautz, die die ältere Version der Tochter spielt, haben wir ebenfalls über Facebook gefunden. Eine tolle Nachwuchsschauspielerin aus Hamburg, die ebenfalls auf den Punkt abgeliefert hat. Die restliche Besetzung ist eine bunte Mischung aus Schauspielern, mit denen ich schon einmal gearbeitet habe, Freunden, Teammitgliedern und Leuten, die ich in regionalen Facebook-Gruppen als Statisten akquirieren konnte. Das hat alles in allem wirklich gut geklappt.
Wie habt ihr Location und Kostüme so zeitgetreu hinbekommen?
Wir hatten mit Lena Kalt, die wir über Crew United gefunden haben, eine fantastische Requisite, Continuity und Garderobe in Personalunion. Einige Sachen wurden in Secondhand-Shops gekauft, vieles im Kostümverleih oder an Theatern gemietet. Selbst war ich zusätzlich viel mit dem Auto unterwegs und habe etliche Utensilien über eBay-Kleinanzeigen aus ganz Deutschland zusammengekauft und zum Teil dann auch vor Ort direkt abgeholt.
Wie habt ihr euer beeindruckendes Bildkonzept umgesetzt (Kamera, Licht - welche Tools kamen zum Einsatz?
Hier konnten wir tatsächlich aus dem vollen Schöpfen. Ich hatte den Freelancer damals nach Gründung der GmbH versprochen, dass ich jeden Cent in das Unternehmen reinvestiere, um einen eigenen Equipment-Stock aufzubauen. Man muss berücksichtigen, dass wir aus Würzburg sind und die nächsten größeren Verleiher in Frankfurt sitzen. Das war keine Option für mich. Da kam dann so einiges zusammen über die Jahre. 25 PL Optiken, 2 ABC 120er Kräne mit digitalem Remote-Head, eine Alexa Mini, ein Panther-Dolly mit Schienen und etliches an Licht (HMIs, Skypanel, Kinoflos, Dedos, etc.). Gedreht haben wir auf einer Alexa Mini mit einem Satz Lomo Anamorphic Roundfronts (35, 50, 75 MM) und einem Soft Tone Blush Filter vorm Glas. Darüber hinaus kam tatsächlich alles zum Einsatz was wir haben und in den Innenraumszenen wurde konsequent gehazet. Für einige Einstellung war zudem ein Kiron FD 105mm 1:1 Makro im Einsatz, das wir an einer RED Gemini und BMPCC 4K verwendet haben.
Ah ja. Dies war also unabhängig aller technischen Fragen die Absicht und der Zweck - im Hinblick auf die Geschichte und Aussage. Kann ich nachvollziehen.
Genau das hatte mich...weiterlesen
iasi 16:58 am 8.7.2021
Geschmack. Aha.
Es gibt den Geschmacksbereich im menschlichen Kopf - und es gibt da auch das Gehirn.
Wem soll man wohl die Entscheidung und Bewerbung überlassen?
Die sieben...weiterlesen
iasi 16:44 am 8.7.2021
Sind deine anderen 203 ähnlich gehaltvoll?
Das Gulli-Thema liegt dir wohl.
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