Im Netz keimt immer wieder die Diskussion auf, welche Vorteile das Filmen in RAW eigentlich tatsächlich hat. Wir versuchen einmal den Stand der Dinge in grundsätzlicher Form zu diskutieren.
Was ist RAW
In der (semi-)professionellen Fotografie gehört RAW schon seit langem zum guten Ton. Gegenüber JPEG sollten in einem RAW File so gut wie unverfälscht alle exakten Messwerte landen, die jedes einzelne Sensorpixel (=Sensel) bei der Aufnahme erzeugt hat. Nachdem praktisch alle relevanten Kamera-Sensoren heute mit einem RGGB-Bayerpattern arbeiten, bekommt man bei einer RAW-Aufnahme pro Pixel einen einzigen Messwert geliefert, der entweder hinter einem roten, grünen oder blauen Filter gemessen wurde.
Beim RGGB-Bayerpattern kann jeder Sensorpixel nur entweder rot (R), grün (G) oder blau (B) messen.
Letztendlich entsprechen diese einzelnen Messwerte einer einfachen Zählung, wie viele Photonen während der Zeit der Belichtung auf dem Sensel auftreffen:
Ein Sensel (Sensorpixel, hier grün) "zählt" die eintreffenden Photonen und wandelt diesen Wert in Strom um.
Die kleinste theoretische Einheit, die ein Sensel zählen kann, ist dabei also ein Photon, die maximale Kapazität eines Sensels liegt dagegen bestenfalls im Bereich von 105 Photonen. Treffen mehr Photonen auf, als das Sensel erfassen kann, so können diese nicht mehr gezählt werden und das Sensel ist übersteuert, was einer Überbelichtung gleichkommt. Dieses Limit eines Sensels nennt man auch FullWell.
Da es limitierende Messfaktoren (u.a. diverse Rauschformen) gibt, liegen die in der Praxis genutzten Signale eines Sensor-Sensels im Filmbereich aktuell bei maximal 16 Bit-Aufzeichungsbreite, was 65.536 Werten entspricht. Es könnten also in einer RAW-Datei pro Pixel/Sensel maximal Messwerte zwischen 0 und 65.535 landen. (In der Praxis sind es meistens deutlich weniger).
Um nun ein UHD/4K-Bild in 16 Bit RAW zu speichern, braucht man folglich (3840 x 1920 x 16 Bit =) 14.745.600 Bytes, bzw. rund 15 MByte. Bei 24 Bildern pro Sekunde also 360 MByte pro Sekunde.
Und genau hierin liegt der größte Nachteil des RAW-Formates: Die hohen Datenraten machten es bis vor wenigen Jahren extrem teuer, in RAW zu filmen. Doch mittlerweile sind nicht nur Flash-Speichermedien ziemlich günstig geworden. Auch andere Kniffe versuchen den Vorteil der RAW Speicherung mit diversen Kompressions-Ideen zu verbinden, um damit den Speicherverbrauch zu senken.
So zeichnen die meisten Hersteller RAW nur mit 12 oder 14 Bit auf, was die unkomprimierte Datenrate schon einmal auf 315 bzw 270 MB/s verringert. Durch weitere Kompressionstricks lässt sich das Material visuell mehr oder weniger verlustfrei weiter eindampfen. Allerdings entfernt sich damit mancher Hersteller gleichzeitig immer weiter von der ursprünglichen Idee, mit RAW wirklich die "rohen", also unberührten Daten des Sensors zur Verfügung zu stellen.
hey iasi,
das thema ist so komplex, so workflow/ergebnis abhängig :-), aber schön, dass wir mittlerweile auf solch einem level diskutieren können, ohne herstellerabhängige...weiterlesen
iasi 22:31 am 30.1.2016
@WoWu und srone
Das war eine gute Diskussion - hat mir viel gebracht - ich lass mich gern von guten Argumenten überzeugen.
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