Mit der Nikon D5200 und ihrem Toshiba-Sensor gelang Nikon ein Überraschungscoup im Video-DSLR Segment unterhalb von Fullframe. Mit der Nikon D7100 tritt nun der gleiche Sensor ohne Aliasing Filter und mit einer Reihe ambitionierterer Funktionen und Layouts an den Start. Bei der Videoqualität liess sich kaum ein Unterschied zur Nikon D5200 feststellen – aber welche Nikon bietet das bessere Gesamtpaket für den Videofilmer?

Handling/ Spezifikationen
Beim ersten die Hand nehmen fällt bei der Nikon D7100 im Vergleich zur Nikon D5200 sofort auf, dass man es hier mit einer robusteren Kamera zu tun hat. Das Gewicht ist spürbar höher (675 g), und das Gehäuse vermittelt einen deutlich festeren Eindruck gegenüber dem Leichtbau-Plastik der Nikon D5200.

Verantwortlich hierfür zeichnet das überwiegend als Magnesiumlegierung gearbeitete Gehäuse der Nikon D7200, dem man einfach mehr Nehmerqualitäten in rauheren Umgebungen zutraut als dem Kunststoffgehäuse der Nikon D5200 (505 g), welches auch deutlich kleiner ausfällt: Grosse Hände fühlen sich bei der Nikon D7100 eindeutig besser aufgehoben, wer möglichst mobil bei kompakten Maßen und geringen Gewicht blieben will, dürfte mit dem Gehäuse der Nikon D5200 besser bedient sein.
Hinzu kommt ein nach Nikon-Angaben deutlich höherer Nässe- und Staubschutz bei der Nikon D7100, der sich zumindest bei den Abdeckungen der In- Out- Schnittstellen an der Gehäuseseite im direkten Vergleich sichtbar nachvollziehen lässt. Das Nikon D7100 Gehäuse soll in etwas auf dem Niveau der Nikon D800 gegen Feuchtigkeit und Staub geschützt sein.
Ebenfalls auf den ersten Blick erkennbar sind die sich recht deutlich voneinander unterscheidenden Schalterlayouts und Bedienkonzepte. Die Nikon D7100 weist mit getrenntem Zeigefinger- und Daumenrad deutlich in Richtung Pro-Abteilung, während bei der Nikon D5200 das Zeigefingerrad in der vorderen Griffausformung weggelassen wurde. Bei der Nikon D5200 muss bei Optiken mit CPU für die manuelle Blendenauswahl der „+-“ Belichtungskorrekturknopf gedrückt werden und dann mit dem Daumenrad die Blende eingestellt werden. Bei der Nkon D7100 liegt die manuelle Blendenauswahl stets auf dem Zeigefingerrad. Wir bevorzugen hier klar das Bedienkonzept der Nikon D7100.

Beim Thema Blenden- und Objektivsteuerung gibt es noch weitere Aspekte und Unterschiede: Die Nikon D7100 erlaubt die Eingabe von sog. „Objektivdaten“ im Systemmenü. Vor allem bei Verwendung von manuellen (Film)Optiken von Drittherstellern lassen sich Brennweite und Lichtstärke hier hinterlegen. Dies hat nicht nur für die Fotografie Vorteile (Blitzmessung, Matrixmessung) sonder auch für die Videoanwednung: denn so lassen sich die korrekten Blendenwerte im Display auch bei rein manuellen Optiken ohne CPU anzeigen.
An dieser Stelle sei ein kleiner Trick verraten, wie man bei Optiken mit manuellem Blendenring (ganz gleich ob Nikon Optiken oder von einem Fremdhersteller), die über eine CPU verfügen in der Liveview nach Belieben Blende, Verschlusszeit und ISO verstellen kann: Man überklebt mit einem dünnen Tesa-Streifen einfach die Kontakte an der CPU-Optik (wir übernehmen keine Gewähr an dieser Stelle falls mit der Klebeaktion die Optik oder die Kamera Schaden nehmen (!).

Damit verwandelt sich die Optik in eine „dumme“ Optik, die damit jedoch hervorragend für den Videobetrieb zu gebrauchen ist. Wie gesagt: Verschlusszeit, ISO UND Blende (!) lassen sich so komplett manuell in der Liveview einstellen, ohne diese verlassen zu müssen. Die Blendenwerte werden über den rein mechanisch arbeitenden Blendenfühler übermittelt. Dies funktioniert hervorragend sowohl bei der Nikon D5200 als auch bei der Nikon D7100 mit dem einzigen Unterschied, dass bei der Nikon D7100 bei eintsprechender Eingabe der Objektivdaten diese auch im Display zu sehen sind.
Ohne diesen Trick verhält sich die Nikon D7100 im manuellen LiveView-Betrieb (leider) genauso wie die Nikon D5200: Für das Einstellen der Blende bei CPU-Optiken muss die LiveView verlassen werden. All dies lässt sich natürlich umgehen, wenn man rein manuelle Optiken ohne CPUs nutzt, die sowohl neu in Form von speziellen Cine-Optiken oder gebraucht als ältere Fotooptiken zu haben sind.
Auch in das Thema Objektivsteuerung gehört die Fähigkeit der Nikon D7100 ältere Nikon-Autofokusoptiken steuern zu können. Die Nikon D7100 verfügt über einen aus der Kamra heraus operierenden AF-Motor. Dieser ist notwenig, um Nikkore vom Typ AF und AF-D fokussieren zu können. Die Nikon D5200 kann mit diesen älteren AF-Optiken nichts anfangen, da sie auf im Objektiv integrierte AF-Motoren angewiesen ist (AF-S und AF-I) – dies jedoch eher als Randnotiz für diejenigen, die über einen älteren Nikon-Objektivbestand verfügen und dessen AF-Fuktionalität erhalten wissen wollen – für den Videobereich eher zweitrangig.

Ebenfalls auf den ersten Blick auszumachen ist der angenehme große rückseitige Monitor der Nikon D7100, der mit 3,2 Zoll und knapp 1.3 Mio Bildpunkten sichtbar höhere Qualität bietet als der 3 Zoll grosse und mit 921.000 Bldpunkten auslösende Monitor der Nikon D5200. Auch in Sachen Helligkeit und Reflexionsverhalten bietet der Monitor der 7100 etwas mehr: Er lässt sich bei Bedarf heller regeln (5 Stufen) als der der Nikon D5200 (3 Stufen) und scheint besser vergütet zu sein. Dafür ist er bei der Nikon D7100 fest integriert und nicht wie bei der D5200 als Klappdisplay ausgeführt.
Besonders deutlich fallen die Unterschiede beim Thema Schalterlayout aus: Die Nikon D7100 besitzt dort, wo bei der Nikon D5200 das Scharnier für das Klappdisplay angebracht wurde eine Leiste mit Buttons für direkten Zugriff auf: Menü, Weißabgleich, Kontexthilfe, Lockfunktion für Medien, Bildqualität, ISO-Werte, eigene Vergrösserungs- und Verkleinerungsbuttons (Lupenfunktion) sowie den Infobutton für die Einstellung diverser Aufnahmeparameter. Vor allem der Weissabgleich-Button und die dazugehörige Weissabgelichfunktion zählt derzeit zu den besten uns bekannten Weißabgleichslösungen im Video-DSLR Bereich.
Im Gegensatz zu den für Filmern eher umständlichen Weißabgleichmethoden, bei denen bei Video-DSLRs ein Foto aufgenommen werden muss und dieses dann als Weisßabgleichsreferenz dient, lässt sich bei der Nikon D7100 im Liveviewbetrieb einfach ein Weißabgleich im „Pre“ (manuellen) Modus machen, neo dem obendrein auch noch der Bildausschnitt bestimmt werden kann, der für den Weißabgleich herangezogen werden soll. Bis zu 6 Werte lassen sich abspeichern und dann ebenso schnell wieder aufrufen. Besser geht es kaum – sehr cool.

Deutlich mehr individuelle Konfigurierbakeit als die Nikon D5200 bietet die Nikon D7100 durch die U1 und U2 Positionen beim Programmwahlrad. Hier lassen sich ganze Kameraprofile hinterlegen und mit einem Knopfdreh abrufen. Für wiederkehrende unterschiedliche Aufnahmesituationen stehen durch die U1, U2 Optionen praktisch zwei unterschiedliche Kameras zur Verfügung – eine Option, die uns bereits von besseren Canon DSLRs (Mark II/III 6D) bekannt ist und die einfach sehr viel Zeit sparen kann, wenn man sie erstmal für sich entdeckt hat. An individuell konfigurierbaren Buttons bietet die Nikon D7100 vier durch den Nutzer belegbare Schalter: AE-L/AF-L Knopf, Fn-Knopf, OK-Knopf und Abblendtaste.Der mittlere „OK“-Knopf kann übrigens mit unterschiedlichen Zoomstufen belegt werden was unseres Wissens nach die kleineren Nikons der 5er Reihe und auch die D600 nicht vorsehen. Somit erhält man im Liveviewbetrieb noch eine sehr schnelle Fokussierhilfe, die jedoch nicht während der Videoaufnahme zur Verfügung steht.

Auch in Sachen Speicherplatz unterscheiden sich die Nikon D5200 und Nikon D7100 deutlich voneinander. Während bei der D7100 zwei Cardslots zur Verfügung stehen, ist es bei der D5200 nur einer. Wer Backups seiner Bilddaten benötigt oder die Karten unterschiedlich bespielen möchte (Video/Bild) der ist mit der DualSlot Lösung der Nikon D7100 eindeutig besser bedient. Eine Notiz hier noch am Rande in Sachen Foto: Was wir allerdings bei der D7100 vermisst haben ist ein etwas größerer interner Bild-Buffer. Die 6 B/s lassen sich im Serienbildmodus bei bester JPEG-Qualität (ohne RAW) nur ca. 3 Sekunden aufrecht erhalten. Es handelt sich hierbei also eher um einen Burst-Modus als um eine kontinuierliche Serienbildfunktion. Gerade bei zwei Cardslots liessen sich z.B. höhere Geschwindigkeiten erzielen, wenn bei Serienbildaufnahmen die Bilder abwechselnd auf beide Karten verteilt werden. Um Videoaufnahmen einer bestimmten Karte zuzuweisen, findet sich im Menü „Videoeinstellungen“ das Untermenü „Speicherorte“.
Die Nikon D7100 verfügt über einen 3,5mm Kopfhörereingang, dessen Lautstärke sich in 30 Segmenten einstellen lässt. Eine Schaltung zwischen Mikro und aufgenommenen Ton wie bei anderen Video-DSLRs ist nicht möglich. Audio zeichnet die Nikon D7100 entweder mit dem internen Stereomikro oder extern ebenfalls Stereo via 3,5mm Miniklinke als linear PCM mit 16 Bit in 48 kHz auf. Der Aufnahmepegel lässt sich vor der Aufnahme in 20 Stufen einstellen – jedoch nicht währendessen. Der Audiopegel wird hingegen in der Liveview eingeblendet.
Über den 24MP CMOS Sensor von Toshiba, der sowohl in der Nikon D5200 als auch in der Nikon D7100 seinen Dienst versieht und den wir in erster Linie für die ungewöhnlich gute Videobildqualität verantwortlich machen, hatten wir bereits in unserem Test der Nikon D5200 berichtet.
Zur guten Videoqualität trägt wie bei der Nikon D5200 auch bei der Nikon D7100 der High@L4.1 H.264 Level bei (mit dem theoretisch bis 62,5 Mbit/s in 1080 HD möglich wären) und der bei den aktuellen Video-DSLRs so ziemlich das Beste ist, was man für HD in 8 Bit bei H.264 Komprimierung bekommen kann.
Bei der Nikon D7100 wurde der Anti-Aliasing Filter des Sensors weggelassen, was bei der Fotoaufnahme zu höherer Auflösung verhelfen soll – bei unseren Labortests konnten wir jedoch keinen meßbaren Effekt feststellen – zumindest für den Videobereich ist der wegelassene AA-Filter somit nocht von Bedeutung und dies weder im positiven (höhere Auflösung) noch im negativen (Moiréartefakte) Sinne.

Bildprofile lassen sich über die kostenlose Nikon ViewNX 2 Sofware wie bei der Nikon D5200 selbst anlegen und über die SD Karte auf die Kamera übertragen. An dieser Stelle sei nocheinmal auf die spannende Arbeit von Samuel auf similaar.com verwiesen, der mit seinen Flaat Bildprofilen schön flache Gammakurven entworfen hat, die zum Austoben in der Farbkorrektur einladen und uns bereits bei der Nikon D5200 sehr gut gefallen haben.
Vermisst haben wir bei der Nikon D7100 eine Peaking Funktion, ein während der Aufnahme zuschaltbares Histogramm und eine Belichtungsanzeige im Liveviewbetrieb. Doch zugegeben bieten dies derzeit eher wenige Konkurrenzmodelle.
Hier noch mal die wichtigsten Funktionen der Nikon 7100 gegenüber der Nikon D5200 zusammengefasst:
- punktuelle Weißabgleichsfunktion im Liveviewbetrieb + numerische Eingabe Farbtemperatur
- 2 Speicherkarten-Slots
- U1/U2 Kamera-Setups
- AF-Motor für ältere AF-Optiken
- Kopfhöreranschluss
- Möglichkeit manuelle Optiken einzuprogrammieren
- besserer Staub- und Feuchtigkeitsschutz
- größeres Magnesiumgehäuse mit höherem Gewicht (Gewicht 675g vs 505) und besserer Eignung für große Hände
- kein Anti-Aliasing Filter
- 51 AF Sensoren (29 bei 5200) davon 15 Kreuz (5200 = 9)
- AF Empfindlicheit besser: -2- 19 EV (5200 = -1 bis 19 EV)
- kürzere Verschlusszeit: 1/8000 (5200 = 1/4000)
- Shutterlife: 150.000 (5200 = 100.000)
- B/s 6 (5200 5)
- Flash Sync 1/250 (5200= /1/200)
- Kabelloser Blitz (5200 = Nein)
- Gewicht 675g (5200 = 505g
- Kopfhörereingang ja (5200 = Nein)
HDMI-Out
Beim HDMI-Out liefert die Nikon D7100 ebenfalls ein sehr gutes Bild ab und zu unserer Überraschung deutlich mehr Formate als die Nikon D5200. Beim angeschlossenen Atomos Ninja konnten wir mit der Nikon D7100 1080/24p, 1080/25p und 1080/30p sowie die dazugehörigen Interlaced Formate (1080/50i und 1080/60i) aufnehmen. Bei der Nikon D5200 war bei den progressiven Formaten lediglich 1080/29.97p drin gewesen. Der HDMI-Out der Nikon D7100 ist clean und die im LCD vorhanden Overlays wie beispielsweise Formatwahl, Audiopegel, Bildprofil u.a. werden nicht via HDMI-Out übertragen - ziemlich colle Sache wie wir finden.
Ähnlich wie die Nikon D5200 ist jedoch das parallele Aufzeichnen von1080er HD-Formaten auf interner Karte und Ausgabe über HDMI nicht möglich. Hier sinkt die HDMI-Ausgabe dann auf die entsprechenden 720er Formate. Man muss sich bei 1080 also entscheiden, ob man intern oder extern aufzeichnen möchte.
Das wahre Leben

Bei unseren Außenaufnahmen kam ein Zeiss Distagon f2/25mm zum Einsatz. Alle Aufnahmen wurden in 1080/24p mit 1/50 Sekunde Verschlusszeit aufgenommen.
Der Tageslichtschwenk überzeugt mit sehr guter Schärfe und kaum sichtbaren Artefakten:
Hier die einzelnen Bildprofile, die einen relativ hohen Gestaltungsspielraum ermöglichen, der selbst bei der YouTube Komprimierung noch deutlich sichtbar bleibt:
Fazit
Trotz des Klappdisplays der Nikon D5200, das sie auf den ersten Blick für Videoaufnahmen als die bessere Wahl erscheinen lässt, überzeugt uns letztlich das Gesamtpaket aus 2 Cardslots, Kopfhörereingang, Spotwhitebalance, mehr unterstütze HDMI-Out Formate, Schalterlayout, U1/U2 Set-Ups, manuelle Objektiveingabe, besserem Display und robusterem Gehäuse bei der Nikon D7100 mehr. Zusammen mit den vielen kleinen besseren Fotofunktionen bei der Nikon D7100 ist sie ebenfalls der bessere Allrounder in unseren Augen. Die Nikon D5200 bleibt hingegen der aktuelle Preishit unter den Video-DSLRs.
Der Unterschied zur Nikon D5200 ist im allgemeinen Funktionsumfang recht deutlich zu spüren - bei der reinen Videoqualität stehen sich die Toshiba-Sensoren der Nikon D5200 und der Nikon D7100 jedoch in nichts nach.
In diesem Sinne: Als Budget Video-DSLR ist die Nikon D5200 kaum zu schlagen - doch wer robustes Gehäuse, mehr HDMI-Out, mehr Speicherplatz, längere Akkulaufzeiten, Kopfhörereingang , allgemein höherwertigere Ausstattung, praxisrelevantere Videobedienung bei gleicher Videoqualität schätzt, ist mit der Nikon D7100 besser bedient.
Bleibt für uns nur die Frage: Wie wird Nikon mit den Videofunktionen im Pro-Segment umgehen, wenn die Consumer-Cams den Pros bei der Videofunktion den Rang abzulaufen drohen? Hoffentlich sind die guten Videoergebnisse der Nikon D7100 und der Nikon D5200 nicht eine Eintagsfliege, die sich via Toshiba-Sensor „zufällig“ ergeben haben … Luft für noch mehr Videofunktionalität als die bei diesen Modellen implementierte ist definitiv noch vorhanden – Nikon muss sich einfach nur klar darüber werden, ob sie den Video-DSLR Markt noch ernsthafter in Angriff nehmen wollen ...