Handling
Wer mit der Canon EOS C100 oder C300 bereits vertraut ist, dürfte sich sehr schnell auch bei der C200 zurechtfinden. Beim ersten in die Hand nehmen fällt das (im Vergleich zur Canon C300 MKII) deutlich geringere Gewicht (1430g) und die kompakteren Abmessungen auf.

Die C200 liegt mit ihrem (demontierbarem) Griff und der dazugehörigen Handschlaufe hervorragend in der Hand. Was uns besonders gut hierbei gefallen hat, ist der schnelle Wechsel zwischen Monitor- und Sucherbetrieb.

Je nachdem, ob man die Kamera gerade näher am Körper (und damit stabiler) via Sucher führen möchte oder lieber im Abstand für schnelle Bewegungen oder bodennahe Perspektiven via Monitor: Der Wechsel zwischen beiden Systemen ist stets möglich und vor allem auch angenehm schnell.

Hierbei überzeugen sowohl der Monitor als auch der Sucher mit minimalen Latenzzeiten. Hier hat Canon ganze Arbeit geleistet. Zur Einordnung: Von der Bildgröße und der Abbildungsleistung her sehen wir zwar den sehr guten OLED-Sucher der Ursa Mini 4.6K noch ein Stück weiter vorn aber der kostet schließlich auch extra und ist bei weitem nicht so kompakt gebaut wie der Sucher der EOS C200 und weist zudem etwas mehr Latenz auf.
Im klassischen Schulterbetrieb sehen wir die C200 hingegen weniger. Klar lässt sie sich mit externem Rigging auch für den Schulterbetrieb hinbiegen aber dabei verliert sie ihren kompakten Formfaktor und es gibt andere Kameras, die von Hause aus bereits besser für den Schulterbetrieb - auch von der Gewichtsverteilung her - vorbereitet sind. Wer allerdings mehrere Stunden am Stück mit manuellen Objektiven und Followfokus unterwegs ist, sollte hingegen dringend über ein Schultersetup nachdenken, weil hier sonst die rechte Hand zu sehr belastet wird und die linke am Followfokus "gebunden" ist.
Das von Canon bei der C200 verbaute Peaking gehört mit zum Besten seiner Klasse und lässt sich perfekt individuell anpassen. Im Zusammenspiel mit dem Sucher, der zuschaltbaren Suchervergrösserung und dem Peaking hatten wir stets ausreichend Fokuskontrolle. Ausreichend deswegen, weil selbst in der maximalen Vergrößerung (auch auf dem Display) feinste 4K-Details nicht angezeigt werden (sie landen aber in der Aufnahme). Ein Problem, das auch viele Sony-Modelle plagt. Für absolute 4K-Schärfekontrolle hilft da nur ein externer Monitor via HDMI (da SDI bei der C200 nur maximal FullHD/2K) ausgeben kann.

Bei den Menü-Overlays hätten wir allerdings gerne noch eine Funktion gesehen, diese außerhalb des Sucherbildes zu positionieren. Und da wir gerade bei Overlays sind: Eine False Color Funktion sollte mittlerweile zum Standard von S35 Kameras gehören. Bei der Canon EOS C200 haben wir sie vermisst - Waveform ist dafür an Board.

Bei der Bedienung verfolgt die Canon C200 eine Art duales Konzept: Die Menüs lassen sich schnell mit den sowohl am Handgriff als auch am Kamerabody angebrachten Mini-Joysticks navigieren. Für Fokusverlagerungen lässt sich der Monitor als Touchscreen bedienen. Hierbei wird allerdings nur das Fokussierfeld verschoben – alle anderen Funktionen sind von der Touchbedienung ausgenommen: Eine Zweiteilung, an die man sich erstmal gewöhnen muss – die aber durchaus Potential für die Praxis hat. Für uns eine gelungene Zweiteilung – vor allem, weil die beiden Joysticks sehr flott durch die Menüs pflügen und die C200 über viele externe Funktionstasten verfügt.

Was uns bei der C200 nicht so gut gefallen hat, sind ihre Umschaltzeiten zwischen 24p, PAL und NTSC sowie die etwas zu rigide Playfunktion. Um von einem Standard zum anderen zu wechseln, muss die Kamera erst herunterfahren und dann wieder hochfahren. Das kostet einige Sekunden und ist bei anderen Kameraherstellern besser gelöst. Zudem lassen sich Clips, die mit bsp. 60p aufgenommen wurden nicht in der Kamera betrachten, wenn diese auf PAL eingestellt ist. Wer häufig seine Frameraten wechselt, sollte dies im Hinterkopf behalten.
Worüber man sich ebenfalls Gedanken machen sollte - zumindest in leisen Umgebungen - ist das Lüftergeräusch der Canon C200, das lauter als bei vergleichbaren Kameras agiert. Wir hatten ein Rode NTG2 am oberen Handgriff montiert und hierbei merklich den Lüfter auf der Tonspur gehabt. Unsere Empfehlung lautet für leise Umgebungen, entweder mit Funkstrecke zu arbeiten oder den Ton mit entsprechendem Abstand zur Kamera zu angeln. Nichts was man nicht in den Griff bekommen würde – aber daran denken sollte man auf jeden Fall VOR dem ersten Dreh mit der Canon EOS C200.
Das Audio-Monitoring der C200 hat uns übrigens gut gefallen. Der Kopfhöreranschluss arbeitet ebenfalls mit minimaler Latenz – etwas das andere Mitbewerber im S35 Segment nicht so gut hinbekommen.
Auch die Akkuleistung passt bei der Canon EOS C200. Nach 1.5 Stunden im On/Off Betrieb bei unserem kurzen Praxisclip haben wir noch 70 Minuten Akkuleistung angezeigt bekommen. Kein schlechter Wert für den ebenfalls angenehm kompakt integrierten 3100 mAh Akku von Canon.
Gerne hätten wir allerdings noch einen zweiten C-Fast Clot gesehen.