Im ersten Teil unseres Praxis-Test mit dem neuen Einhand-Gimbal Ronin-S von DJI haben wir ein eher schweres Setup zusammen mit der Canon EOS C200 gewählt. Wie gut schlägt sich der Ronin-S in dieser Konfiguration? Wie ist das Handling und worauf sollte man achten? Wie lange hält der Ronin-S durch?
Die technischen Daten des Ronin-S beeindrucken: Max. 3,6 kg Traglast, Akkulaufzeit von max. 12 Stunden, integriertes Fokuswheel für div. Kameras., Sportmodus, Smooth-Track, remote Bedienung via Handy-App, integrierte Kamera-Stromversorgung, modularer Aufbau inkl. integriertem Standfuß uvm.
In unserem ersten Test mit dem Ronin-S verschaffen wir uns einen Eindruck vom Handling des Ronin-S im vergleichsweise schweren Setup mit der Canon EOS C200. Vorab unser hierbei entstandener Testclip mit dem Canon EF 35mm f2.0 IS USM das wir ausschließlich mit Dual Pixel AF und überwiegend offen am Ronin-S betrieben haben:
Aufgenommen wurde in 4K 25 und 50p mit Cinema RAW Light und Canon Log 3. Dank an Caro für die angenehme Zusammenarbeit.
Ronin-S und Canon EOS C200 Handling
Mit der Canon EOS C200 bewegen wir uns im Vergleich zu DSRL/DSLM-Setups im höheren Payload-Bereich des Ronin-S. Die Canon EOS C200 kam in unserer Konfiguration mit 35mm Optik, ohne Seitengriff und Mikrofonstütze auf ca. 2,5kg. Das Ronin-S/Canon C200 Gesamtsystem brachte dann stolze 4,6 kg auf der Waage.
Für einen durchgängig performanten Betrieb des Ronin-S im Canon EOS C200 Setup gibt es einiges beim Riggen zu beachten worauf wir weiter unten nochmal genauer eingehen. An dieser Stelle sei jedoch gesagt, das wir - ein entsprechendes Rigging vorausgesetzt – ziemlich beeindruckt von der zur Verfügung stehenden Leistung des Ronin-S sind. Uns ist bis Dato kein ähnlich kompaktes Einhand-Gimbal-System bekannt, das in der Lage ist, entsprechend schwere Kamera-Setups auch über einen längeren Zeitraum stabil zu halten. Hut ab vor dieser Leistung DJI.
Der limitierende Faktor beim Ronin-S/C200 Setup ist natürlich das Gesamtgewicht von 4,6kg. Auch mit „kamera-gestählten“ Armen braucht es nach ein Paar Minuten immer wieder Pausen, um das Gewicht zu halten. Hierbei empfehlen wir trotz des leichten Mehrgewichts den klappbaren Standfuß des Ronin-S zu montieren. Damit erhält man quasi eine 2-Hand-Lösung, bei der die Hände den Gimbal übereinander greifen und das Gewicht deutlich länger getragen werden kann. Hinzu kommt, dass der Klappfuß das kurze Absetzen des Gimbals zwischendurch enorm vereinfacht. DJI arbeitet derzeit an einer Dual-Handle Option für den Ronin-S, die für längeres Arbeiten mit entsprechenden Kameragewichten Sinn machen dürfte.
Für die C200-Aufnahmen mit Caro haben wir ausschließlich die Standard-Modi des Ronin-S Out-of-the-Box genutzt. Hierbei zeigt sich die langjährige Erfahrung, die DJI mittlerweile in der Abstimmung der Steuerungssoftware von Gimbalen besitzt. Vor allem bei Kreisbewegungen um Caro herum hatten wir bereits mit der Standardabstimmung keine Probleme, das Framing zu halten. Wer bereits mit Gimbalen gearbeitet hat, dürfte sich hier sehr schnell zurechtfinden.
Wir empfinden den Ronin-S ergonomisch als recht gelungen. Der Akku-Griff, der das zentrale Griffelement beim Ronin-S darstellt ist leicht oval geformt und bietet insbesondere größeren Händen einen guten Halt bei gleichzeitig in Reichweite platzierten Funktionstasten. Operator mit kleineren Händen empfehlen wir vor längeren Drehs bei denen viel auch mit Joystick und Moduswechseln auf den Funktionstasten gearbeitet werden soll, vorab zu prüfen, ob die Bedienabstände passen.
Wer andere Einstellungen als die Standard-Setups benötigt oder die vorhandenen finetunen möchte, findet in der dazugehörigen DJI App viele Einstellmöglichkeiten. Wir haben die Android-Version der App genutzt. Die App selbst funktioniert einwandfrei sobald man eine Bluetooth-Verbindung zum Gimbal aufgebaut hat. Allerdings könnte DJI hier für unseren Geschmack gerne noch ein wenig mehr Infos zur Verfügung stellen. Gerade für User, die bislang noch nicht mit DJI-Gimbalen gearbeitet haben, kann es hier schnell zu Frust kommen. So findet sich beispielsweise nirgends dokumentiert, aus wie vielen Stellen und aus welchen Zeichen ein Bluetooth Passwort bei der Anmeldung bestehen sollte (wir haben uns an diverse Ronin-M Drehs erinnert und wussten, dass es 8 Stellen sind und Groß und Kleinbuchstaben bei der Vergabe genutzt werden müssen). Auch wäre es schön einen Service zu haben, bei dem alte Passwörter für die Appe via Mail nochmal an den User geschickt werden.
Steht die Verbindung zum Ronin-S gibt die App dem User viele Optionen an die Hand:
Wer den Ronin-S im Videobetrieb über die App via Bluetooth remote steuern will, klickt auf „Create“ und findet hier dann das Video-Menü inkl. Rec. Button, Joystick, Pan, Tilt und Roll-Funktionen:
Die Smooth Track Funktionen dürften den meisten Ronin-Anwendern bereits bekannt sein, schließlich lassen sich heir die wichtigsten Bewegungsparameter für den Videobetrieb einstellen.
Wer bereits Erfahrung im Tarieren von Gimbalen besitzt, dürfte schnell auch mit dem Ronin-S zurecht kommen. Der integrierte Klappfuss erleichtert das Tarieren hierbei deutlich, weil die meisten Achsen bequem am ruhenden Gimbal justiert werden können. Allerdings bedarf es der richtigen Mischung aus Kraft und Fingerspitzengefühl sobald nur noch minimale Achsverschiebungen für eine optimale Balance gefragt sind. Der Rahmen des Ronin-S ist wie bereits erwähnt recht robust ausgeführt was neben den erfreulich hohen Traglast halt auch bedeutet, dass an den Achsverschlüssen viel Material mit entsprechend hoher Reibung zum Einsatz kommt. Die Justage gerät damit gelegentlich etwa hakelig.