Sony FS7 Handling & Ergonomie

Wenn man die Sony FS7 das erste Mal aus dem Karton hebt, fallen sofort drei Eigenschaften auf: Erstaunlich geringes Gewicht, ein ziemlich kompakter Body für eine Kamera, die auch für den Schultereinsatz konzipiert wurde und der mit diversen Schaltern bestückte Smart-Grip.



Sony PXW-FS7 – Leichtgewicht für mobile Anwendungen
Sony PXW-FS7 – Leichtgewicht für mobile Anwendungen


Das Gewicht des Sony PXW-FS7 Bodies liegt bei knapp 2 Kg und im Verbund mit Sucher, Okular, Smart-Grip, Akku BP-U30, und der 24-135mm F4.0 Zoom Optik (SELP28135G) sind es gerade mal 4,5 kg für eine einsatzfähige Schulterkamera. Die Canon EOS C300 ist in der vergleichbaren Ausstattung zwar noch geringfügig leichter aber dabei noch weit von einem Schultereinsatz entfernt – hierfür muss die C300 vergleichsweise „aufwendig“ aufgerigt werden und landet damit oberhalb des Sony FS7 4,5 Kg Kampfgewichts. Zum Vergleich: Das Gehäuse einer Arri Amira liegt bei 4,2 Kg, die AJA Cion bei 2,9 Kg und die Blackmagic Design URSA (die allerdings nicht in erster Linie für die Schulter konzipiert wurde) bei 7,5 Kg.





Das geringe Gewicht verdankt die Sony PXW FS7 einem kompakt gehaltenen Spritzguss-Magnesium Body, von dem Sony sagt, dass es sich um eine komplett „gesealte“ Einheit handele, die via Heatpipes ihren Wärmeaustausch regelt. Damit soll die Sony FS7 auch mit schwierigen Einsatzgebieten (Sand/Staub) gut klar kommen. Ähnliche Wetterschutz-Konzepte kennt man von der Elektronik der ARRI-Kameras – doch zurück zum Gehäuse der Sony FS7.



Leicht am montierten Smart-Grip zu erkennen – die Sony FS7
Leicht am montierten Smart-Grip zu erkennen – die Sony FS7


Beim Gehäusedesign hat Sony mit der PXW-FS7 tatsächlich im stärkeren Umfang als zuvor vertrautes Terrain verlassen – gerne wird im Zusammenhang mit der FS7 der Vergleich zur A-Minima von Aaton bemüht. (Eine „Katze auf der Schulter“ konnten wir bei der Sony FS7 Out-of-the-Box allerdings noch nicht feststellen (- doch hierzu später mehr)).



Was jedoch tatsächlich auf die legendäre, französische Kamera Manufaktur in Grenoble bei der Sony FS7 zurückgeht, ist der von Sony weiterentwickelte Smartgrip. Aaton war vor knapp 40 Jahren der erste Hersteller, der zunächst für seine 16mm Film-Kameras einen ergonomisch aufwendig geformten Handgriff (aus Nußbaumholz) zur Verfügung stellte.



Aaton führte ergonomisch aufwendig gestaltete Handgriff aus Holz ein
Aaton führte ergonomisch aufwendig gestaltete Handgriff aus Holz ein


Dieser Griff, der wie ein Haufen Knete aussieht, den man mit einer Hand zusammengedrückt hat, wurde von Sony bei der FS7 aus Kunststoff weiterentwickelt und mit jeder Menge Funktionalität belegt und im Gegensatz zum Smartgrip der Canon EOS Serie (oder der von der Sony FS700) ist Sony hier von der Ergonomie und vom Layout her ein kleiner Coup gelungen.



Sony PXW-FS7 Smartgrip
Sony PXW-FS7 Smartgrip


Der Smartgrip der Sony FS7 liegt bei allen, denen wir ihn in die Hand gedrückt haben, gut bis sehr gut in der Hand. Hinzu kommen gut platzierte Funktionsbuttons, eine Wippe, Scrollrad und Joystick-Controller, die eine bislang nicht gekannte Funktionsvielfalt in einen Multifunktions-Griff legen.



Der Smartgrip der Sony PXW-FS7 liegt sehr gut in der Hand
Der Smartgrip der Sony PXW-FS7 liegt sehr gut in der Hand




Der Smartgrip der Sony FS7 bietet insgesamt 7 (!) Funktionselemente (+ die Griffpositionierungstaste): Zoomhebel, Assign4, Zeigefinger-Rad, Assign6, Rec Start/Stop, klickbarer Joystick und Assign5.



Mit dem Smart-Grip kann die FS7 quasi im Non-Stop Betrieb auf der Schulter belassen werden: Fokus-Vergrösserung, Record-Button, Zoom und Blendenwahl (mit entsprechender Optik) sowie Menü-Aufruf und schnelle Menünavigation lassen sich komplett über den Smart-Grip kontrollieren.



Die Längenverstellung des Smartgrips wird über zwei Inbusschrauben eingestellt und der Winkel werkzeugfrei an der Arri-Rosette rechts an der FS7. Für den Transport lässt sich der Griff komplett hinter die Kamera klappen. Eine Position, die auch im Stativbetrieb Sinn macht, wenn man nicht den Griff ständig an- und abschrauben möchte.



Zählen wir jetzt die bisher genannten Punkte: Geringes Gewicht, Schulterfähigkeit und Smart-Grip Kontrolle zusammen, landen wir bei einer Kamera, die prototypisch für den mobilen Betrieb im One-Man-Setup ausgelegt ist.



Entsprechend ist uns derzeit keine digitale Super-35mm Kamera bekannt, die quasi Out-of-the-Box dermaßen gut für den mobilen One-Man Betrieb ausgelegt ist wie die Sony FS7 und allein damit stellt die Sony FS7 bereits ein Alleinstellungsmerkmal im S35-Segment dar.



Das heisst nicht, dass die Sony FS7 ergonomisch perfekt wäre, sondern vielmehr, dass man bei ihr den geringsten Aufwand in Form von externem Zubehör betreiben muss, um sie über längere Zeit auf der Schulter zu positionieren. Unser Hauptproblem mit der Schulterfähigkeit der Sony FS7 ohne Zubehör ist ihre Frontlastigkeit sowie der Zugriff auf die Funktionsschalter auf der linken Seite im Schulterbetrieb. Einen ganzen Drehtag wollen wir sie mit ihrer zu kleinen und zu wenig verschiebbaren Schulterauflage nicht auf der Schulter haben.



Sony PXW FS7 mit XDCA-FS7 und V-Mount Akku mit mehr Gewicht hinten
Sony PXW FS7 mit XDCA-FS7 und V-Mount Akku mit mehr Gewicht hinten


Für einen perfekten Schultersitz benötigen wir bei der FS7 einerseits deutlich mehr Gewicht hinten und paradoxer Weise gleichzeitig eine Kamera-Position etwas weiter vorne, um mit der linken Hand gut an die Funktionsschalter zu gelangen. Beides lässt sich mit Hilfe eines Zubehörs ergänzen: Mit einer Leichtstütze / Baseplate, die für den Schulterbetrieb der Sony FS7 ausgelegt ist. Die Zubehörhersteller stehen entsprechend auch schon bereit und täglich scheinen es mehr zu werden.



Das wichtigste Zubehör für die FS7 ist eine schulter-fähige Baseplate
Das wichtigste Zubehör für die FS7 ist eine schulter-fähige Baseplate


Derzeit bieten ARRI, Chrosziel und Vocas entsprechende Schulterstützen an und auch Sony selbst hat kürzlich nachgelegt und kommt mit einer eigenen Variante heraus. Wichtig bei der Auswahl dieser Baseplates ist neben einer guten Rod-Führung vorne (und hinten!= Batterien, Gegengewichte etc. ) ein möglichst großer Verstellbereich der Schulterauflage, eine einfache Montage/Demontage der Stütze selbst und eine gute Aufnahmemöglichkeit für den Smartgrip oder andere Griffe/Zubehör via ARRi-Rosette an der Seite.



Die Vocas (rechts) und die Chrosziel Baseplate für die Sony FS7
Die Vocas (rechts) und die Chrosziel Baseplate für die Sony FS7




Wir haben uns die Vocas und die Chrosziel Baseplates kurz an der FS7 anschauen können. Die Vocas ist etwas leichter (600g) und das Schulterkissen lässt sich werkzeuglos verstellen - dafür ist die Montage am Boden der FS7 unnötig umständlich und die ARRI-Rosette ist recht klein und scheint nicht austauschbar, wenn verschlissen. Die Chrosziel Basesplate ist mit 670g schwerer, insgesamt wertiger ausgeführt und benötigt für die Verstellung des Schulterkissens einen Inbusschlüssel. Die Chrosziel ARRI-Rossette ist massiver (und auch austauschbar). Wir sehen in Sachen Zubehör bei der Sony FS7 vor allem zwei essentielle Erweiterungen: 1. eine für den Schulterbetrieb ausgelegte Baseplate und 2. (wenn man nicht die Kit-Version mit der 24-135mm F4.0 Zoom Optik am Start hat) einen entsprechenden eMount Adapter – für viele FS7 Anwender mit DSLR-Glas dürfte ein Metabones Speedbooster am reizvollsten sein. Stellt die Sony FS7 damit die momentan einzige S35 Kamera dar, die einen Speedbooster aufnehmen kann und damit im Verbund mit Fullframe-Glas zum 4K-Nachtsichtgerät mutiert. Doch zurück zum Schalterlayout der Sony FS7 …



Linksseitiges Schalterlayout der Sony PXW-FS7
Linksseitiges Schalterlayout der Sony PXW-FS7


Alle relevanten Kamerafunktionen sind konsequent auf der linken Seite der Sony FS7 versammelt. Dazu gehören auch die auf der (linken) EVF-Seite angebrachten Display-Funktionen wie Zebra, Peaking (und Kontrast). Die Schalterbezeichnung an der Sony FS7 wird Sony Usern recht vertraut vorkommen, auch wenn sich die Schalterplatzierung im Vergleich zu anderen S35 Camcordern von Sony etwas verändert hat.



Massives ND-Filterrad an der Sony FS7
Massives ND-Filterrad an der Sony FS7


Wenn wir am Gehäuse der Sony FS7 selbst linksseitig bleiben, sticht oben links das massive Drehrad für die mechanische Führung der ND-Filter ins Auge. Es lassen sich insgesamt vier Positionen (clear, 1/4, 1/16 und 1/64) wählen, womit man bereits recht weit kommt. Die einzelnen NDs rasten vor dem Sensor mit eindeutiger Position ein und vermitteln einen recht massiven Eindruck. Das ND-Rad lässt sich gut auch im Schulterbetrieb finden und bedienen. Für Start/Stop hat Sony drei Schalter vorgesehen: Linksseitig etwas oberhalb des ND-Rads, auf der Oberseite der Kamera sowie am Smartgrip selbst, wo Start/Stop via Daumen (!) ausgelöst wird.



Die Daumenauslösung am Smartgrip ist gut überlegt, weil somit der für die konstante Bedienung wichtigere Zeigefinger die Fokus-Vergrösserung und/oder das Blendenrad bedienen kann. Vor allem der konstante Fokus-Check via Zeigefinger ist beim Schulterbetrieb mit manuellen Optiken hervorragend gelöst.



Mit dem Zeigefinger wird am Smartgrip der Sony PXW-FS7 die wichtigste Funktion belegt = Fokus Magnification
Mit dem Zeigefinger wird am Smartgrip der Sony PXW-FS7 die wichtigste Funktion belegt = Fokus Magnification


Leider ist dafür das Blendenrädchen zumindest derzeit im Verbund mit der 24-135mm F4.0 Zoom Optik kaum brauchbar – Sony soll gegenwärtig noch daran arbeiten, die Übertragungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Auch als wir probehalber das Zeigefinger-Rädchen des Smartgrips mit ISO belegt haben, dauerte eine ISO-Wahl mehrere Sekunden, was für den Praxisbetrieb völlig untauglich ist. Das Rädchen am Smart-Grip ist aber auch der einzige Kritkpunkt den wir am Smartgrip haben – alle anderen Funktionen, seien es Aufruf des Menüs, Joysticknavigation, Fokusvergösserung, andere Menüfunktionen auf den Funktionsbuttons oder Start/Stop bieten ausreichend schnelles Feedback an den Smart-Grip Schaltern.



Auf einer leicht abgeschrägten Ebene befinden sich drei von sechs frei programmierbaren Funktionstasten, die ab Werk mit S&Q Motion, IRIS und User Menu belegt sind. Die Anordnung auf der schrägen Ebene macht ihre Auswahl im Schulterbetrieb einfach (sofern die Kamera genügend Abstand nach vorn zum Kopf des Kameramanns hat (s. Verschiebung auf schulterfähiger Baseplate). Die anderen drei programmierbaren Tasten (exkl. Drehrad) befinden sich am Smart-Grip.





Die Liste der zuweisbaren Funktionen auf die sechs Funktionstaten ist lang und liest sich wie folgt: Off, Marker, Zebra, Peaking, Video Signal Monitor, DURATION/TC/U-BIT, Focus Magnifier x4/x8, Focus Magnifier x4, Focus Magnifier x8, Push AF/Focus Hold, VF Mode, IRIS, AGC, SHUTTER, Auto Exposure Level, Push Auto Iris, Push AGC, Spotlight, Backlight, ATW ATW Hold, SteadyShot, Color Bars, User Menu, Rec Lamp, S&Q Motion, Picture Cache Rec, Rec Review, Thumbnail, Shot Mark1, Shot Mark2, Clip Flag OK , Clip Flag NG, Clip Flag Keep und High/Low Key.



Ebenfalls auf der abgeschrägten Kameraebene finden sich ein AF/Man Fokusschalter sowie der wichtige Display Druckknopf um den EVF frei von Overlays zu schalten.



Unterhab von ISO/Gain, Whitebalance und Shutter Drucktasten liegen die bekannten und von uns geschätzten, typischen Sony Kippschalter für GAIN und WHT Presets. Dahinter befindet sich die Menübedienung die aus Scrollrad und links/rechts Drucktaste besteht. Wir fanden den klickbaren Joystick am Smart-Grip deutlich schneller bei der Menünavigation, so dass wir auch im Stativbetrieb über den Joyssick Menüfunktionen aufgerufen haben.



Kippschalter für GAIN und WHT Presets an der FS7
Kippschalter für GAIN und WHT Presets an der FS7


Schön zu sehen, dass sich bei all den Tasten auf der linken Kameraseite auch eine Hold-Taste befindet, deren Sperrfunktion sich unterschiedlich einstellen lässt (Smartgrip und Rec lassen sich ausklammern).



Die rechte Kameraseite wird von den XLR-Inputs der Sony FS7 geprägt, wo sich auch Line. Mic und Mic+48V pro Input schalten lassen. Ebenfalls auf der Rechten Seite befindet sich eine Markierung mit Schraubgewinde für Abstandsmessungen zur Sensorebene – eines schönes Detail – sowie 2x SDI-Out, ein HDMI-Anschluss und der an HDMI-erinnernde Anschluß des Verbindungskabel des EVFs, für dessen Kabelführung gut überlegt eine Klemme an der Seit der FS7 angebracht wurde.



XLR-Inputs auf der rechten Kameraseite der FS7
XLR-Inputs auf der rechten Kameraseite der FS7


Für den Monitor/EVF der PXW-FS7 hat Sony erstmalig auf eine Rod-Aufhängung gesetzt, die mit Klemmschrauben in der gewünschten Position arretiert wird. Diese Montage bietet viele Positionsmöglichkeiten, was uns gut gefallen hat.



Das aufklippbare Plast-Okkular vermittelt allerdings keinen sonderlich stabilen/wertigen Eindruck. Beim Transport empfehlen wir es grundsätzlich zu demontieren, was wie die Montage durch das Öffnen/Schließen von zwei Klammern schnell bewerkstelligt werden kann. Seinen Zweck erfüllt es trotzdem und bei dem recht konkurrenzfähigen Preis der Sony FS7 darf man wohl auch keine Luxus EVF-Einheit erwarten - Augenmuschel und Dioptrin-Korrektur funktionieren OK.



Sony PXW FS7 mit aufgeklipptem Plast-Okkular
Sony PXW FS7 mit aufgeklipptem Plast-Okkular


Das Display der Sony FS7 mit seiner 3,5“ (8,8 cm) Diagonalen und einem 960x540 Pixelraster bietet keine weiteren Überraschungen und gehört damit zu den wenigen eher durchschnittlichen Komponenten der FS7. Die manuelle Fokussierung und die Schärfebeurteilung werden vor allem im Zusammenspiel mit Peaking und der schnell aktivierbaren Suchervergösserung am Smartgrip ausreichend unterstützt – im Verbund hatten wir keine Probleme bei der 4K-Schärfefindung.



Bemerkenswert am Monitor der FS7 ist vor allem die enorme Vielfalt an individuell einblendbaren Sucherinformationen. Aktiviert man alle, bleibt nur noch wenig vom Motiv übrig – gut, dass man sie individuell aussuchen und auch alle mit einem Funktionsbutton wegschalten kann.



Peaking, Zebra und Kontrast lassen sich auch mit Buttons direkt am Monitor auswählen und dazuschalten.






Ähnliche Artikel //
Umfrage
    Welche Streaming-Dienste nutzt Du?













    Ergebnis ansehen

slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash