Die IBC hat gerade wieder ihre Pforten geschlossen und wir dürfen unsere Eindrücke nun einmal sacken lassen. Die gute Nachricht ist: Es war fast wieder wieder wie früher. Volle Stände und viele Aussteller ermöglichten nach den zwei kontaktarmen Corona-Jahren wieder jede Menge zwischenmenschlichen Informationsaustausch vor Ort.
Allerdings zeigte sich zugleich auch eine gewisse Techniksättigung, die sich an vielen Stellen festmachen ließ. So gab es in diesem Jahr keine revolutionären Neuigkeiten zu entdecken - stattdessen gab es allenfalls kleine, evolutionäre Entwicklungsschritte zu sehen. Bezeichnend war dann auch, dass die größte Überraschung und am weitesten diskutierte Neuigkeit der Messe letztlich eine Gratis-App war. Damit überspielte Blackmagic ironischerweise zugleich, dass es bei den eigenen Produkten ansonsten ebenfalls wenig Revolutionäres zu zeigen gab.
Wirklich auffällig war dagegen die breitflächige Nichtanwesenheit von generativer KI. Adobe zeigte zwar Firefly in Photoshop, das nun erstmals den kommerziellen Einsatz zulässt, jedoch gab es im aktuell besonders heißen Bereich "KI-Bewegtbild" wenig Relevantes zu entdecken.
Ein paar One-(Wo)Man Stände zeigten proprietäre Lösungen, die mit Upscaling und Denoising den Stand der aktuellen Open Source Technik für Endkunden in verkaufsfertige Workflows gepackt hatten. Doch spektakuläre generative Videos à la Runway, Pika Labs oder Stable Diffusion konnten wir nirgendwo entdecken. Und auch die obligatorischen KI-Vorträge fokussierten sich eher auf Large Language Modelle wie ChatGPT. Grundsätzlich ist das ja auch nicht uninteressant, schließlich scheint in diesem Bereich ja bereits eine Monetarisierung in Anfängen möglich.
Auf der Messe wirkte es dennoch so, als ob nahezu die gesamte Branche die auf uns zurollende generative KI-Welle bis jetzt komplett ignoriert. Während sich im Netz die generativen KI-Videogeneratoren nahezu im Wochenrhythmus qualitativ überbieten, war hiervon auf der IBC 2023 schlichtweg nichts zu sehen.
Meistens hörte man zum Thema nur Sätze wie: "Ist ja noch weit weg, wenns überhaupt kommt", "Mal sehen, schaut ja noch bescheiden aus" oder "Da kann man ja eh nichts damit anfangen". Wir sind dagegen überzeugt, dass sich diese Einschätzung schon im nächsten Jahr ganz anders anhören wird. Generative KI-Videos dürften eines der dominierenden Themen auf der IBC 2024 werden. Was dann wohl für viele eine große revolutionäre Überraschung sein wird...