Skintones
Im Zusammenspiel mit der offiziellen Canon LUT nach BT709 produziert die C200 bei 10 Bit Log3 Cinema RAW Light Material ein eher dezentes Farbspektrum. Im Gegensatz zu vielen anderen 709 Flavors (und vlt. auch erstmal ungewohnt für Canon DSLR Filmer) knallen die Farben hier nicht und müssen entsprechend auch nicht entsättigt, sondern eher leicht verstärkt werden.

Die Zuordnung gelingt der Canon C200 hierbei Out-of-the-Box bereits ausgesprochen gut, so dass wir keine Veranlassung sahen, an spezifischen Farbtönen in der Farbkorrektur nochmal zu drehen.

Für Befürchtungen, der RAW-Workflow könnte beim Graden zu komplex und damit zeitaufwendig werden, können wir zumindest für den Bereich Tageslicht Entwarnung geben (solange das Schnittsystem performant genug ist): Canon LUT + etwas Sättigung hoch und auch für knappe Zeitpläne sollten Cinema RAW Light Workflows damit ihren Schrecken verlieren.

Belichtungsspielraum C200 vs Ursa Mini 4.6K
Wer sich auf Canon RAW Light einlässt, wird bei der Canon C200 mit einem Belichtungsspielraum belohnt, wie er bei RAW-fähigen Cine-Kameras im Sub 10.000 Euro Bereich Dank Kameras wie der Ursa Mini 4.6K mittlerweile auch erwartet werden darf.

Da die Ursa Mini 4.6 K in diesem Bereich die Meßlatte gesetzt hat und ebenfalls mit 800 ISO nativ betrieben wird, haben wir die Canon C200 in maximalen 12 Bit 4K Raw Light mit 24 fps mit der Ursa Mini 4.6 K verglichen, um ein Paar Aussagen zum Belichtungsspielraum treffen zu können.
Hierbei haben wir beide Kamera in Base-ISO 800 laufen lassen und hatten die gleiche Zeiss 35mm f1.4 Optik (bei offener Blende) an den Kameras. Belichtet haben wir unseren Testkasten ausgehend von einer f8 auf neutral im Bereich des Puppengesichts (via Graukarte) und dann jeweils 4 bzw. 6 Blenden über- und unterbelichtet. Beim Zurückdrehen der Footage auf neutral in der Post zeigt sich hierbei auch ganz gut das Verhalten des Codecs im Grenzbereich, (was man bei einfachen Dynamic Range Belichtungscharts nicht zu sehen bekommt).


Hierbei zeigt sich beim Highlight-Handling zwischen der Ursa Mini 4.6K bei RAW 4:1 ziemlich exakt das gleiche Bild wie bei der Canon EOS C200. Ab 4 Blenden Überbelichtung erhalten wir den nahezu exakt gleichen Clippingbereich bei beiden Kameras. (Die Farben haben wir hier nicht weiter angeglichen.)
Bei der Unterbelichtung ergibt sich jedoch ein etwas anderes Bild. Bei -6 Blenden hat das 4:1 RAW Material der Ursa Mini 4.6K beim Rauschverhalten gegenüber dem 12 Bit Raw Cinema Light der Canon EOS C200 die Nase vorne. Das C200 Material rauscht in diesem Extrembereich deutlich mehr als das der Ursa Mini 4.6K und auch Fixed Pattern Noise ist deutlicher bei der Canon EOS C200 zu sehen.


Wer häufig mit Extremen hantiert, also deutlich unterbelichten muss und hier noch halbwegs zumutbares Material benötigt, ist mit der Ursa Mini 4.6 K besser bedient, zumal wir hier „nur“ das 4:1 RAW herangezogen haben – und mit 3:1 und 1:1 RAW noch qualitativ höherwertigere Raw-Formate bei der Ursa 4.6K zur Verfügung stehen. In Sachen Highlighthandling liegen beide Kameras ziemlich gleich auf.
Insgesamt bewegen sich die Canon EOS C200 und die Ursa Mini 4.6 K auf angenehm hohem Niveau beim Thema Belichtungsspielraum.