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Test : "Hey!" – Immer kommt es anders als man denkt

von Do, 24.Juli 2003 | 2 Seiten | diesen Artikel auf einer Seite lesen

 von Horst Stenzel
 5. Woche



von Horst Stenzel





5. Woche



Es ist nicht verboten, gute Einfälle zu haben. Das gilt auch für „Hey!“ Bis zuletzt wird an dem Drehbuch gefeilt. Und so kam die Idee auf, vor dem Einzug in das Rustico, eines als unsere „Basisstation“ dienendes Tessiner Berghäuschens, drei Tage in einem Hotel einzuplanen. Damit haben wir gleich zwei Vorteile. Zum einen beginnt der Dreh früher, und der Zeitdruck nimmt entsprechend ab. Zum anderen kommt das auch dem dramaturgischen Aufbau der Story zu Gute. Verschiedene Szenen müssen nun umgestellt werden. Unsere ursprüngliche Absicht, chronologisch zu drehen, lässt sich nicht mehr vollständig einhalten.

Für unsere Schauspielerinnen bedeutet das eine zusätzliche Schwierigkeit. Die Dialoge sind ja improvisiert. Und deshalb müssen genau die richtigen Emotionen getroffen werden, damit die Anschlüsse im fertigen Film stimmen. Auch bei Kostümen und Requisiten ist größte Aufmerksamkeit angesagt. Wir müssen alle auch auf Continuity achten.

Deshalb sollen alle wichtigen Angaben einschließlich Wetter nach Ende jeder Szene genau notiert werden. Zusätzlich werden wir Fotos machen, so dass die Kostüme leicht kontrolliert werden können. Dafür ist die Foto-Funktion unserer Kamera ganz praktisch. Die Bilder werden einfach auf den Speicher geschrieben.

Für den Kameramann haben wir Karteikarten im Postkartenformat angelegt, für jede Szene eine Karte. In die Kopfzeile müssen Kassetten-Nummer, Timecode und Datum eingetragen werden. Auf der Vorderseite ist die Szene beschrieben. Die Angaben wurden im Textprogramm einfach mit Hilfe der Funktionen „Kopieren“ und „Einfügen“ aus dem Drehbuch entnommen und umformatiert, so dass sie auf die Karten passen. Notwendige Requisiten sind gelb markiert. Auf die Rückseite kommen zusätzliche Angaben darüber, wie die Szene in einzelne Einstellungen aufgelöst werden soll. Es sind momentan 96 Karten. Man muss nicht den ganzen Pack mitnehmen. Der Kameramann nimmt sich einfach die Karten des jeweiligen Tagesprogramms, und er hat alles handlich im Griff.

In dieser Woche gehen wir Szene für Szene durch und prüfen die Einstellungen, die Anschlüsse usw. Das Drehbuch wird dadurch zwar nicht in seiner Struktur verändert. Doch es kommt eine Fülle von Details hinzu, die den Film anreichern. Neue Fragen tauchen auf: Woher bekommt man eine Spinne (aus Gummi)? Antwort: Im Zauberladen für 30 Cent. Zu unserem Schrecken sehen wir, dass der zweite Tag im Tessin um neun beginnt und erst kurz vor Mitternacht enden soll. Also umdisponieren. Szene 36 und 37 spielen bei Dunkelheit und müssen daher im Drehbuch nach hinten verschoben werden. Das wiederum bedeutet Änderungen der späteren Szene. Erstaunlich, wie lange es dauert, das Drehbuch zu prüfen und zu ändern. Nach zwei Tagen intensiver Arbeit haben wir noch nicht einmal die Hälfte geschafft.

Dabei wollten wir eigentlich einen Spontanfilm machen. Doch nachdem wir die ersten Szenen durchgegangen sind und sie teilweise verändert haben, stellen wir fest, dass diese Vorarbeit den Film deutlich verbessern wird. Hinzu kommt der dichte Drehplan. Da ist es gut, wenn schon die einzelnen Einstellungen bekannt sind.

Eine vorläufige Dispo haben wir mit Hilfe des Kalenders in Microsoft Outlook erstellt. Die eingetragenen Termine können einfach mit Mausklick verändert werden. Als alles zu stimmen schien, wurden die Daten in die Textverarbeitung übernommen und dort ergänzt um weitere Angaben. Danach stürzte aus unerklärlichen Gründen Outlook ab. Beim Start hängt sich das Programm mit dem Begrüßungsbild auf. Zum Glück sind die Daten für die Dispo in Word gerettet. Wir haben Outlook zusammen mit den anderen Office-Programmen vollständig entfernt. Ein Durchlauf mit RegClean sollte alle Restdateien in der Registry löschen. Dann eine Neuinstallation. Alle Office-Programme laufen wieder, nur Outlook hängt sich nach wie vor auf, wenn man es starten will. Wir sind ratlos. Ausgerechnet jetzt ein solcher Fehler! Wer kann helfen (stenzelfilm@agdok.de)? Wenigstens der Internet-Anschluss und Outlook-Express funktionieren nach wie vor, und neue Emails können aufgerufen oder geschrieben werden. Die alte Outlook-Datei entzieht sich einem Zugriff, obwohl sie auf der Festplatte vorhanden sind. Damit sind aber auch die alten Emails unzugänglich, mit denen wir den Film vorbereitet haben.

Gestern gab es good news. Wir erhalten nächste Woche Freitag, vier Tage vor unserer Abreise in die Schweiz, von Panasonic die neue DXV100 zum Test für diesen Film. Soll man sich trauen, im Modus 25P zu drehen, das heißt progressive scan der Vollbilder, wie Filmkameras arbeiten? Oder bleiben wir beim guten, alten Halbbild-Modus, wie er im Fernsehen benötigt wird? Wir müssen ausprobieren, wie stark der Shutter-Effekt im 25P-Modus wirkt. Schließlich wollen wir unseren Film auch im Fernsehen zeigen, und da sind Stroboskop-Effekte unerwünscht. Avid hat uns die neue Version von XP DV Pro zugesagt, sobald diese zur Verfügung steht. Die Version unterstützt alle Modi der Panasonic-Kamera. Alles soll ohne Rendern in Echtzeit ablaufen. Wir werden über unsere Erfahrungen berichten.


1.Woche: "Hey!" - so fing alles an
2.Woche: "Hey!" – Woher kommt das liebe Geld ?
3.Woche: "Hey!" – Die große Inspektion
4.Woche: "Hey!" – Große Effekte mit kleinem Zubehör



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von Horst Stenzel / 5. Woche
  


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