Obwohl moderne Kameras immer lichtempfindlicher werden, kann man sich das Thema Beleuchtung beim Filmen nicht sparen -- im Gegenteil, denn Licht gestaltet das Bild, modelliert und bringt Tiefe. Dabei kann man manchmal auch mit kleinen Mitteln stimmungsvolle Ergebnisse erzielen, und mit den richtigen Tricks.
DoP und Oberbeleuchter Tobias Lindner, der auch Workshops zum Thema Licht gibt, hat für uns fünf Tipps rund ums Thema Licht bei Interview-Situationen zusammengestellt:
Den richtigen Ort finden
Bei der Auswahl des Interview-Ortes sollte man nicht nur auf das Setting achten, sondern bereits nach optimalen Lichtbedingungen Ausschau halten. Vielleicht ist die Reflektion der weißen Wand neben der Kamera die perfekte Aufhellung? Vielleicht macht das Fenster in der Ecke schon eine tolles Augenlicht? Oder vielleicht ist die Deckenleuchte ein prima Toplicht und verleiht deiner Interviewpartnerin glänzendes Haar?
Nicht zu viel Leuchten
Aus Angst unschöne Schatten zu bekommen - z.B. den gefürchteten Nasen-Schatten - benutzt manch einer zu viel Aufhellung. Doch zu viel Licht aus allen Richtungen macht das Bild flach und langweilig. Oft ist weniger mehr. Eine dunkle Gesichtshälfte sollte man meist besser mit einem kleinen weißen Reflektor aufhellen, anstatt sie mit einer Lampe flach zu leuchten.
Den Hintergrund beleuchten
Nicht nur “Vordergrund macht Bild gesund”, auch der Hintergrund ist ein wichtiger Teil des Interview-Setups. Er sollte sich möglichst vom Vordergrund abheben. Man sollte also darauf achten, den Hintergrund nicht mit dem Führungslicht für den Interviewpartner “abzuschießen”, denn sonst wird er sehr flach. Ein sehr seitlich platzierter Scheinwerfer kann strukturierte Hintergründe wie ein Bücherregal plastischer erscheinen lassen.
“Schmutziges Licht” vermeiden
Neonröhren und Energiesparlampen liegen mit ihrer Farbtemperatur nicht nur meist irgendwo zwischen Tageslicht und Kunstlicht, sie haben häufig auch noch einen Grün- oder Magenta-Stich, den man - wenn überhaupt - nur mit maximalem Aufwand in der Postproduktion ausgleichen kann. Wenn dann noch mit einer Framerate abweichend von 25 oder 50 Bildern pro Sekunde gedreht wird, erzeugen diese auch noch ein Flackern im Bild. Also solche Lampen ausschalten oder den Ort wechseln!
Den Himmel beobachten
Wenn man ein Interview draußen oder mit Tageslicht durchs Fenster dreht, kann ein Wechsel zwischen Sonne und Wolken zum Verhängnis werden. Und das betrifft nicht nur die Belichtungseinstellungen der Kamera. Denn ein Wechsel zwischen dunklem Hintergrund und gleißenden Sonnenlichtstreifen an der Wand kann es im Schnitt erschweren, bestimmte Passagen aneinander zu schneiden. Oder der Interviewpartner muss plötzlich die Augen zusammenkneifen, weil die Sonne hinter den Wolken hervorkommt. Also immer den Wetterbericht lesen und den Himmel beobachten!
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Wer noch mehr über Licht lernen will: Im 25p *classes Workshop Lichtgestaltung dokumentarisch am 22. August in Berlin zeigt Tobias die Grundlagen, um Interviews, Dokus, Reportagen und dokumentarische Imagefilme schnell, effizient und trotzdem stimmungsvoll auszuleuchten.