Gleich zwei neue Spitzenmodelle für sein EOS R-System präsentiert Canon heute - die EOS R1 und EOS R5 Mark II bringen beide verbesserte Autofokus-Fähigkeiten sowie eine erweiterte Videounterstützung mit 6K bzw. 8K 60p RAW, richten sich jedoch an unterschiedliche Nutzerkreise.

[ Hier unser erster Hands-on mit den neuen Canon EOS R1 und R5 Mark II ]
Dank einer neuen Imaging-Plattform mit Beschleunigungs-Prozessor (DIGIC Accelerator, neben dem DIGIC X) und Deep-Learning bieten die Kameras eine verbesserte Bildqualität sowie - im Fotobereich - eine kamerainterne, algorithmische Hochskalierung. Auch eine Rauschunterdrückung setzt auf Deep Learning.
Sowohl die EOS R1 als auch die EOS R5 Mark II verfügen über die neueste Version des Dual Pixel CMOS AF – den Dual Pixel Intelligent AF, welcher Personen noch präziser verfolgen kann, indem Gesichter und Oberkörper erkannt werden. Per Modus "Aktionspriorität" soll der Autofokus gar erkennen, welches die Schlüsselmomente beim Fußball, Basketball und Volleyball sind. Der Eye-Control AF ist in der EOS R1 und erstmals in der EOS R5 Mark II verfügbar (nur Foto) und soll in beiden neuen Kameras auf das doppelte Niveau im Vergleich zur EOS R3 verbessert worden sein.
Canon EOS R5 Mark II
Die EOS R5 Mark II wurde für Enthusiasten und Profis entwickelt, die sowohl Fotos als auch Videos aufzeichnen wollen und positioniert sich somit als Hybrid-Kamera. Für Filmaufnahmen bietet sie laut Canon eine 8K 60p Auflösung über die gesamte Sensorbreite, eine interne 12 Bit RAW-Aufzeichnung mit Vierkanalton sowie 4K Videos bis 120p mit Ton.

Sieht man sich die unterstützten Videoformate und -auflösungen genauer an, so filmt die R5 Mark II intern in 8K (DCI) in RAW (bis 30p) oder RAW lite (60p), und auch für 4K wird RAW angeboten, allerdings ein SRAW. Dieses Format gab es bisher nur im Fotobereich und genaue Informationen dazu gab es bisher von Canon keine. Jedoch kann es sich hier natürlich nicht um ein "echtes" Raw-Format handeln, da ja viel mehr Pixel vom Sensor kommen, als rechnerisch unbehandelt in die 4K-Auflösung passen. Eine 6K-Auflösung gibt es bei der R5 Mark II grundsätzlich nicht.

Wird nicht in RAW gefilmt, nimmt die Kamera intern mit max 10bit 4:2:2 in 8K auf, je nach Kodierung mit unterschiedlichen Bitraten und maximalen Framerates. Bei den 4K-Formaten stellt sich dabei die Frage nach dem verwendeten Sensorfenster, also ob ein Downsampling bei voller Auslesung angewendet wird oder ob andere Methoden wie Lineskipping uä. zum Einsatz kommen. Die Anwort darauf lautet: mal so, mal so - bei Bildraten bis 30p wird soweit wir beurteilen können in manchen Fällen im "Fine"-Modus downgesampelt, darüber eher nicht; die Spezifikationslisten sind hier sehr umfassend. Auch 2K DCI wird unterstützt, angeblich erstmals an einer Canon nicht-Cinema EOS; bis 60p kann hier wie es scheint ohne Crop gefilmt werden.
Der Vollformatsensor löst wie schon bei der R5 effektiv mit 45MP auf, allerdings ist nun ein Hochgeschwindigkeits-Bildsensor verbaut, der eine höhere Aufnahmegeschwindigkeit und eine schnellere Sensorauslesung ermöglicht. Dadurch erreicht Canon laut eigener Aussage eine Reduktion der Rolling-Shutter-Verzerrungen um ca. 60% im Vergleich zum Vorgänger. Der Sensor ist wie bereits in der R5 beweglich gelagert und somit stabilisiert (IBIS).
Die Cinema EOS Movie Recording-Formate werden neben Canon Log 2 und 3 mit Proxy-Videoaufzeichnung nun vollständig auf beiden Karten unterstützt. Es lassen sich simultan hochauflösende Fotos und Full HD-Videos aufzeichnen, über die HDMI Typ A Schnittstelle ist auch eine externe Aufnahme möglich. Eine Waveform- sowie False Colour-Anzeige ist vorhanden. Übrigens ebenso ein Tallylicht (letzteres auch bei der R1).

Das Thema Hitzeentwicklung spielte sich bekanntlich schnell in den Vordergrund, als die R5 mit seiner 8K-Funktion auf den Markt kam. Der nun mit der R5 Mark II neu eingeführte Lüftergriff CF-R20EP wurde speziell entwickelt, um die Aufnahmezeiten bei Event-Berichterstattung, Interviews und hochwertigen Live-Streams zu verlängern. Zusätzlich soll ein wärmeableitendes, robustes Gehäuse aus Magnesiumlegierung für eine Temperaturreglierung sorgen.
Dank der Möglichkeit, Video-Proxys aufzuzeichnen und Dateien nach Industriestandard über strukturierte Ordner zu benennen, soll sich die Kamera in professionelle Arbeitsabläufe einfügen. Die Aufnahme im VR-Umfeld soll durch eine verbesserte Vorschau- und Wiedergabenavigation vereinfacht werden.
Weitere Verbesserungen sind u.a. ein doppelt so heller Sucher mit einem größeren Okular sowie der leistungsfähigere Akku LP-E6P.
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Canon EOS R1
Mit der für die anspruchsvolle Sportfotografie entwickelte EOS R1 knüpft Canon an die EOS-1 Serie an. Sie ist mit einem 24.2MP Hochgeschwindigkeits-Bildsensor (inkl. IBIS) sowie einem neuen Autofokus-System mit Kreuzsensoren ausgestattet, welcher auch kleinere Motive und vertikale Details in Situationen fokussiert, in denen im AF-Bereich keine horizontalen Daten verfügbar sind. Diese für Canon neue Technologie erfordert eine neue Anordnung auf dem Dual Pixel CMOS AF-Sensor, bei der einzelne Pixel um 90 Grad gedreht werden, um den Autofokus sowohl entlang der horizontalen als auch der vertikalen Achse zu ermöglichen.

Videoaufnahmen macht die R1 in 6K RAW mit 50p/60p (12-Bit-RAW intern auf der Speicherkarte mit Vierkanalton, 6K DCI (17:9) 6000 x 3164), oder in 4K 60p 10bit 422 aus Oversampling der 6K-Daten (MP4). Ein Highspeed-Recording in 4K wird mit bis zu 120p unterstützt. Auch die R1 beherrscht Canon Log 2 / Log 3, eine duale Foto- und Video-Aufnahme sowie die Proxy-Aufzeichnung.
Die EOS R1 verfügt über einen leistungsfähigen elektronischen Verschluss, der Reihenaufnahmen bis 40 B/s mit RAW oder in Kombination mit JPEG/HEIF, voller Auflösung und AF-Nachführung, sowie mit "Voraufnahme Reihenaufnahmen" mit 20 Bildern ermöglichen soll.

Wie anfangs erwähnt lassen sich Bildinhalte kameraintern per Deep-Learning bis auf 96 Megapixel mit Rauschunterdrückung hochskalieren. Die Rolling-Shutter-Verzerrung wurde bei der EOS R1 im Vergleich zur EOS R3 laut Canon um 40% reduziert und soll damit auf einem Niveau mit dem mechanischen Verschluss einer EOS-1D X Mark III liegen.
Der elektronische Sucher mit unterbrechungsfreier Motivansicht und 120 Bildwiederholungen pro Sekunde bietet eine hohe Auflösung von 9,44 Mio. Bildpunkten.
Konnektivität
Beide Kameras verfügen über eine Wi-Fi 6E/11ax 6 GHz Kompatibilität und sind damit die ersten Kameras der EOS-Serie mit dieser Übertragungsgeschwindigkeit im WLAN. Die EOS R1 unterstützt zusätzlich 2,5 Gigabit Ethernet LAN und Dual-Thread-FTP. Für die EOS R5 Mark II wird der 2,5 Gigabit Ethernet LAN-Anschluss über einen optionalen Akku-Griff bereitgestellt.
Preis und Verfügbarkeit
Die EOS R5 Mark II wird voraussichtlich ab Ende August 2024 verfügbar sein für 4.799 Euro (Body-only), die R1 erscheint später ab November und soll 7.499 Euro kosten (Body-only).