3D für Consumer, geht das?
Diese Consumer-Camcorder, die jetzt eingeführt werden, sind zum Teil ja relativ einfach, sie zeichnen die zwei Bilder direkt in einem Bildstrom auf, und es läßt sich auch nicht sehr viel einstellen an ihnen, weder Stereobasis noch Konvergenz. Wie schätzen sie diese Kameras ein? Man muß es für den Massenmarkt wahrscheinlich einfach machen, aber kann man damit noch sinnvoll arbeiten?
Wenn man sich mit diesen Kameras genau an die Limits hält, die durch die stereoskopische Optik, durch die Kamerabasis vorgegeben sind, also genau in dem Bereich fotografiert, kann das ein durchaus akzeptables Bild sein. Die Gefahr besteht aber darin, daß natürlich unerfahrene Fotografen damit fotografieren wie in 2D, etwa Nahaufnahmen machen ohne zu berücksichtigen, daß wir den Blick haben bis zu den Alpen im Hintergrund, und schon verletzt man alle stereoskopischen Regeln, und das Bild ist nicht mehr zu betrachten. Nichts ist schneller versaut, als ein stereoskopisches Bild... Die Einfachheit dieser Systeme bedingt also auch, daß die möglichen Aufnahmesituationen sehr limitiert sind.
Man müsste die Kameras im Grunde mit einem Warnhinweis versehen, daß nur in einem gewissen Bereich damit gearbeitet werden kann.
Ja, das wird sicher kommen. Und so wie sich der Autofokus ja auch entwickelt hat oder die automatische Belichtung, wird die Industrie sicher daran arbeiten, die stereoskopische Einstellung immer weiter zu automatisieren. Es steckt mittlerweile sehr viel Intelligenz in diesen digitalen Kameras, Gesichtserkennung und ähnliches, wenn man das weiterdenkt kann ich mir vorstellen, daß sich viel Automatisierung in Amateur-Stereokameras integrieren läßt. Wenn sich dann noch die Fotografen mit den Grundregeln auseinandersetzen und sie beachten, können schon sehr schöne Aufnahmen entstehen.
Egal wie sauber man beim Dreh die Kameras synchronisiert, bei 3D-Filmen macht man zusätzlich immer ein sogenanntes Sweetening in der Postproduktion, um auch noch die kleinsten Disparitäten zwischen den beiden Stereobildern zu entfernen, die ua. entstehen, weil selbst baugleiche Optiken nie identisch sind. Das müßte bei den fest montierten Dual-Linsenkameras folglich auch ein Problem sein?
Generell ist es richtig, daß kein Objektiv dem anderen gleicht. Egal, ob das hochwertigste Optiken sind, es gibt immer kleinste geometrische Abweichungen. So wurde zB. bei einer 24mm Optik festgestellt, da steht 24 auf dem Gehäuse, wenn man es aber nachmißt am Objektiv sind es beim einen 23mm und bei einem anderen 25,5. Das resultiert in Abweichungen vom Ideal zweier gleicher Bilder, die natürlich korrigert werden müssen, in der Postproduktion oder mit dem Stereographic Analyzer, der gerade im Live-Betrieb diese Korrekturen in Echtzeit machen muß. In der Postpro kann man sich eine Stunde hinsetzen, oder zwei, und die Unterschiede geometrisch anpassen, den Höhenversatz anpassen und so, aber im Live-Betrieb muß das sofort, 25mal pro Sekunde passieren. Das ist eine Herausforderung, aber da wird an entsprechenden Technologien gearbeitet. Für den Consumerbereich ist das genauso eine Herausforderung die gemeistert werden muß, wobei man natürlich schon bei der Fertigung darauf achten kann, daß Objektive von ähnlicher Güte verbaut werden, und danach viel über die Elektronik ausgeglichen wird.
