Die Bodycam als subjektive Kamera: was ist wahr?

// 09:48 So, 12. Jun 2016von

Ein sehr interessantes Experiment zur subjektiven Wahrnehmung hat der Jura Professor Seth W. Stoughton als Beitrag zur Diskussion in den USA um den verpflichtenden Einsatz von Bodycams für Polizisten und die Bewertung von deren Bilder angestellt.


Es ist ganz lehrreich, die einzelnen Videos auf der Seite der New York Times selbst anzuschauen und die Fragen zum Gesehen zu beantworten. Das Resultat der Umfrage zeigt: je nachdem, mit welcher Voreinstellung (zur Polizei) man eine der Situation anschaut, interpretiert man sie verschieden. Die Bodycam zeigt nicht per se "die Wahrheit", sondern diese liegt oftmals im Auge des Betrachters - was besonders bei der Beurteilung von Situationen mit Hilfe von Videomaterial von Bodycams in Gerichtsprozessen nicht vergessen werden sollte.



Die subjektive Body-Kamera beeinflusst allein schon durch ihre Perspektive: der Zuschauer identifiziert sich automatisch mehr mit dem Handelnden, aus dessen Ego-Perspektive er wahrnimmt, als mit einer Person, die im Video gezeigt wird. Außerdem kann (wie im ersten Clip gezeigt) eine durch Bewegungen stark verwackelte Kamera ein falsches Bild von der Intensität einer Interaktion zeigen. Diese Befangenheit und die schon davor gehegten Einstellungen (wie stark etwa der Polizei vertraut wird) färbt die eigene Wahrnehmung einer Situation unvermeidlich ein - wir können schwerlich die Interpretation und Schlussfolgerungen über den Hergang von der faktisch reinen Wahrnehmung mehr trennen.


Auch für Filmemacher ist diese Erkenntnis immer wieder wichtig, eröffnet sie doch spezielle Möglichkeiten bei der Entwicklung einer Story samt entsprechender Kameraarbeit - das berühmteste Beispiel einer subjektiven Erzählung (wenn auch ohne subjektiver Kamera) ist wohl Akira Kurosawas "Rashomon", der eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zeigt und den Zuschauer darüber zunächst im unklaren lässt, welche jetzt "wahr" ist.



Durch explizite POV Aufnahmen lassen sich ebenfalls zunächst eindeutige Szenen zeigen, die dann später durch Aufnahmen aus einer anderen Perspektive relativiert werden und die (Kamera-)Perspektive so selbst zum Thema machen.





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