Einleitung
War Live Streaming früher noch eine Sache spezialisierter Server, ist es heute dank großer Webanbieter für jedermann in professioneller Qualität erschwinglich geworden. Wir zeigen in diesem Artikel, was es alles bedarf, um gutaussehendes Video Live zu produzieren und im Netz einem großen Publikum zugänglich zu machen.
Live Streaming bedeutet die Echtzeitübertragung von Ton und/oder Bild übers Netz – in unserem Fall von Video. Das kann per Peer2Peer (P2P) erfolgen, also von einer Person zu einer anderen, oder über zentrale, fürs Streaming spezialisierte Server im Netz. Wir werden uns in diesem Artikel mit letztgenanntem beschäftigen, also der Echtzeitübertragung von Videobildern einer (oder mehrerer) Kameras über einen speziellen Server an (potentiell beliebig) viele Zuschauer übers Netz.
Live Streaming bringt im Vergleich zu normalen Videostreaming im Netz noch einmal ganz besondere Herausforderungen mit sich: Beim normalen Video-Streaming ist es egal, wie lange der Upload dauert und deshalb auch, auf welchem Weg der Produzent das Video von der Kamera oder dem PC zum Streamingserver lädt. Beim Live Streaming muss dies dagegen in Echtzeit erfolgen, was eine konstante und zuverlässige Verbindung zwischen allen Komponenten (Kamera, Encoder/PC und Streaming Server) voraussetzt.
Die Qualität des Videos beim Zuschauer wird dabei von mehreren Faktoren maßgeblich beeinflusst, auf die wir nachfolgend näher eingehen werden. Zum Einstieg sei zunächst der grundsätzliche Ablauf beim Live-Streaming skizziert -- wie also kommen die Bilder vom Event zum Zuschauer?
Der Weg des Live Videos von der Aufnahme zum Zuschauer
Am Anfang steht natürlich eine Kamera. Grundvoraussetzung für gute Bilder ist die Bildqualität bei der Aufnahme. Im Verlauf der weiteren Übertragung kann diese nur schlechter werden - je höher sie also am Start ist, desto besser sind die Voraussetzungen für ein gutes Bild beim Zuschauer.
Der nächste Schritt auf dem Weg der Livebilder zum Zuschauer ist die Einspeisung des Videos ins Netz. Dazu muß es vorher komprimiert werden, um durch die vorhandene Internetleitung zu einem Streaming-Server hochgeladen werden zu können - sei es per (V)DSL Leitung oder per Funk über WLAN oder das 3G/4G Mobilfunknetz. Die Kompression kann in manchen Fällen schon in der Kamera erfolgen - wenn nicht, dann kommt ein Encoder zum Einsatz. Dabei muss zwangsläufig Qualität geopfert werden, denn die Bitrate der Aufnahme ist in den überwiegenden Fällen wesentlich höher als die maximale Bitrate des Uploads.
Ziel des Uploads ist -- in aller Regel, sofern kein eigener Streamingserver aufgesetzt wird -- ein spezieller Dienst wie etwa Vimeo, Livestream oder YouTube, welcher das Video fürs Streaming nochmals aufbereitet. Das heißt, es werden verschiedene Versionen des Videos in Echtzeit mit unterschiedlich hohen Bitraten kodiert. Je nach Qualität der Verbindung, Auflösung und CPU-(bzw. GPU-)Power des Zuschauer-Endgeräts wählt der Player dann per Adaptive Streaming die passende Version aus. So starten Videos schnell beim Abspielen und es wird immer die Version mit der jeweils gerade maximal möglichen Qualität gezeigt.
Im Gegensatz zu früher gibt es heutzutage keine Beschränkungen für die Größe des potentiellen Publikums mehr – viele Pay Streaming Dienste streamen an ein beliebig großes Publikum, entweder kostenlos oder zu einem sehr erschwinglichen Preis. Technisch/theoretisch kann man so Millionen von Zuschauer an einer Veranstaltung per Live Stream teilhaben lassen.
Dabei kann das Setup sehr simpel und billig sein – nur ein Smartphone oder eine Kamera samt Streaming Box – oder aufwendiger: mehrere Kameras samt Mixer und PC.