Bei unserem Test des Vorgängers FUJI X-T2 mutmaßten wir bereits, dass FUJIFILM die Weichen für 10 Bit-Aufzeichung gestellt hat. Mit dem jetzt verfügbaren Nachfolger X-T3 hat FUJI dabei die gesamte Branche überrascht. Denn die neuen 4K-Optionen sind gemessen am Preis tatsächlich bemerkenswert…

Üppige Format-Vielfalt
Die X-T3 stellt zahlreiche Format-Optionen zur Verfügung, die für fast jeden Filmer eine passende Einstellung bieten kann. C(inema)4K oder UHD, FullHD oder 2K bei (meist) vollem APS-C-Subsampling. Das ganze wahlweise in 8 Bit oder 10 Bit mit H.264 oder H.265, I-Frame oder Long-GOP und das bei internen Datenraten bis zu 400 Mbit/s. Die externe Aufzeichnung kann dabei parallel erfolgen und sogar der fast freie Format-Mix bei interner und gleichzeitiger externer Aufzeichnung ist möglich. Beispielsweise intern nur HD mit 8 Bit und extern 4K mit 10 Bit. Bei der Vielzahl der Formate wollen wir daher an dieser Stelle eher die Grenzen aufzeigen.
So funktioniert DCI-C4K (4096 x 2160) nur bis 29,97 fps. In UHD-4K sind dagegen bis zu 59,94fps möglich. Dann gibt es allerdings bei Frameraten über 30p einen Sensor-Crop von ca. 1,18. All-Intra gibt es nur in H.265 und immer in 10 Bit. Bei der internen Aufzeichnung ist die Farbauflösung immer auf 4:2:0 beschränkt. Extern gibt es dagegen in allen Formaten 4:2:2. Mehr Überblick verschafft vielleicht die folgende Tabelle:

Das Menü bleibt bei dieser Fülle an Möglichkeiten extrem klar und jeder Parameter lässt sich separat einstellen, solange die gewünschte Kombination möglich ist. Bei den Einstellungen des Codecs wird beispielsweise immer deutlich (an)gezeigt mit wieviel Bit und welchem Chromasubsampling die Signale extern und intern aufgezeichnet werden. Bei anderen Herstellern muss man diese Werte meist selber im Kopf haben.
Dafür ist die Eindeutschung der Menüs im Videobereich noch verbesserungswürdig: Wer will raten, was die "F-Protokoll-Aufnahme" wohl ist? Wir nutzen die FUJI daher lieber mit der englischen Menüführung.
Bemerkenswert ist weiter, dass die X-T3 auch cinematische Verschlusszeiten (z.B. 1/48s) kennt. Die genormte L-Log Aufzeichnung kann dabei sowohl intern als auch extern erfolgen. Im Log-Modus lässt sich bei den Bild-Parametern nur noch die Schärfe und das Rauschen justieren. Bei 50/60p in 4K sogar nur noch die Schärfe. Die Base ISO liegt im Log Modus bei ISO640. Künstliche ISO-Unterschreitungen wie Canons EOS R gibt es in diesem Modus nicht.

Die Bildqualität der FUJI X-T3
Bei aktuellen Kameras muss man sich immer erst einmal durch diverse Modi herantasten, um zu sehen in welchem Modus der Sensor das beste Ausleseverhalten zeigt. Also haben wir erst einmal mit 24p in den Standard-F-Log-Einstellungen losgelegt:

Das Ergebnis mag zwar auf den ersten Blick knackig fantastisch aussehen, jedoch wird offensichtlich bei dieser LOG-Auslesung noch stark nachgeschärft, obwohl die (zum Glück regelbare) Schärfe auf 0 steht. Mit einer Schärfe bei -4 bekommt man dann ein sehr anständiges Ergebnis, dass sich perfekt für die szenische Nachbearbeitung eignet:

Bis 30p wird in UHD und C4K wirklich die gesamte Sensorfläche für ein Downscaling genutzt. Somit kommen beim Herunterskalieren der Sensorfläche nach 4K unterschiedliche Skalierungs-Verhältnisse zum Einsatz. Ein visueller Unterschied in der Qualität zwischen UHD und C4K ist dabei praktisch nicht erkennbar:

In 50p sowie 60p wird bei der 4K-Aufzeichnung nicht mehr die ganze Sensorfläche genutzt. Es kommt zu einem Crop von ca. 1,18. Doch auch hier gibt es trotz des geringeren Weitwinkels immer noch eine fast fehlerfreie Debayering-Leistung:

Am HDMI-Port lag immer der identische 4K-Sensorauschnitt wie intern an, nur eben mit 4:2:2 statt 4:2:0. Am Atomos Ninja V funktionierte dabei auch die externe Steuerung problemlos. Externes 17:9 C4K wurde korrekt am Ninja erkannt und aufgezeichnet.
FullHD und Slow-Motion
Fast ebenso sauber gelingen unsere Ergebnisse in den FullHD-Formaten, die bis 60p ebenfalls die volle Sensorfläche nutzen können:

Nach derart makellosen Debayering-Ergebnissen verwundert es schon fast, dass die X-T3 dann bei der FullHD-Slow-Motion Aufzeichnung doch noch etwas ins Straucheln gerät. Denn in allen High Speed Modi wird der Sensor dann auch für die HD-Aufnahme noch stärker gecroppt und es tauchen Aliasing Strukturen in feinen Mustern auf:

In feinen Mustern werden dann eher untypische Aliasing-Strukturen und zipper-ähnliche Blöckchen sichtbar, die vielleicht auf die besondere Farbfilter-Anordnung des X-Trans-Sensors zurückzuführen sind. Die Qualität der Slow-Motion Aufzeichnung bleibt jedoch im subjektiven Sichttest immer noch auf ziemlich hohem Niveau.
Extern konnte der Atomos Ninja V übrigens von der X-T3 maximal 60fps entgegennehmen, egal ob in 1080 oder 2160p.
Rolling Shutter
Auf der FUJI-Webseite spricht das Unternehmen davon, dass die X-T3 in 4K/60p einen Rolling Shutter Wert von 17ms erreicht. Das deckt sich ziemlich genau mit unserer Messung (16,73ms) und bestätigt uns gleichzeitig, dass wir mit unserem heranreifenden Rolling Shutter Messverfahren zu validen Ergebnissen kommen. Ebenfalls interessant sind dann auch unsere Werte bei voller Sensor-Auslesung. Hier messen wir 20ms in C4K und 21ms in 4KUHD, beides bei 24-30fps. Und in FullHD kommt die X-T3 sogar auf 14ms. Damit bleiben die Werte in Summe etwas schlechter als bei der Panasonic GH5s, die wir aktuell bei 13ms im vollen 4K-Readout schätzen.
Farben bei 1200 Lux
Bei den Farben hat FUJI mittlerweile auch unter Filmern eine Menge Fans für sich gewonnen. Objektiv betrachtet darf man dabei sicherlich attestieren, dass die Farbgebung eher unaufdringlich wirkt und sich relativ unkompliziert in der Postproduktion handhaben lässt. Manche FUJI Filmer haben sich auch auf das interne ETERNA-Farbprofil eingeschossen, das analogen Film besonders authentisch simulieren soll. Wir zeigen daher zum Vergleich unsere 1200 LUX-Aufnahme in den drei wichtigsten Profilen: Standard, Log und ETERNA:



Bemerkenswert ist, dass FUJI unter anderem auch LUTs von F-Log nach Eterna mitliefert, wodurch die LOG-Aufzeichnung die flexibelsten Möglichkeiten von allen Profilen bietet.
Lowlight bei 12 Lux
Auch bei wenig Licht konnte uns die X-T3 ziemlich überzeugen. In unserer 12 Lux-Aufnahme mit ISO6400, 1/24s und Blende F2,8 zeigte sie relativ wenig und dabei sehr feinkörniges Rauschen. Und damit ein noch definitiv brauchbares Bild:

Fazit Bildqualität
Signaltechnisch lässt sich an der FUJIFILM X-T3 in der Videoqualität wenig bemängeln: Hervorragendes Debayering, mit einem marginalen Ausreißer in der FullHD-Slowmotion, gute Rolling Shutter Werte, stimmige Farben gepaart mit üppigen Format-Optionen zur internen und externen Aufzeichnung in 10 Bit. Vor zwei Jahren schrieben wir zum Vorgänger X-T2: "Würde die Kamera auch eine interne 4K-Aufzeichnung mit 10 Bit bieten, wäre FUJI hiermit ein Paukenschlag in der Filmergemeinde gelungen."
Dass die FUJI X-T3 nun trotz 10 Bit nicht mehr "der" Paukenschlag ist, liegt vor allem daran, dass in der Zwischenzeit auch die 4K-Konkurrenz weitere, große Schritte gemacht hat (u.a. mit der Panasonic GH5s, der Nikon Z6, der Canon EOS R, der Sony A7 III oder Blackmagics Pocket Cinema Camera 4K) . Dennoch bietet die X-T3 auch aktuell noch sehr bemerkenswerte 4K-Eigenschaften, die viele Filmer auf die X-T3 schielen lassen. Und das zu einem sehr interessanten Preis. Mehr hierzu lest ihr in dem bald folgenden Hands-On Artikel...