Aktuelles IBC+Photokina 2016: Viel "Glas", 360° und Drohnen - wenig Kamera // IBC 2016

IBC+Photokina 2016: Viel „Glas“, 360° und Drohnen - wenig Kamera // IBC 2016

Wenn es ein Thema gab, dass die IBC 2016 klar dominiert hat, dann waren es Cine-Objektive: Zeiss, Angénieux, Sony, Samyang, Tokina und Sigma haben neue Produkte vorgestellt und dies durchweg im Segment unterhalb von 10.000 Euro. Kameras glänzten hingegen eher mit Abwesenheit bzw. Verspätungen - zumindest wenn sie nicht 360° oder 8K aufgenommen haben oder fliegen konnten …

// 12:24 Sa, 1. Okt 2016von

Wenn es ein Thema gab, dass die IBC 2016 klar dominiert hat, dann waren es Cine-Objektive: Zeiss, Angénieux, Sony, Samyang, Tokina und Sigma haben neue Produkte für den Cinebereich vorgestellt und dies durchweg im Segment unterhalb von 10.000 Euro. „Camera-Owner-Operator“ stellt die neue Bezeichnung der umworbenen Zielgruppe dar. Kameras glänzten hingegen eher mit Abwesenheit bzw. Verspätungen - zumindest wenn sie nicht 360° oder 8K aufgenommen haben oder fliegen konnten …





Jede Menge Cine-Objektive

Die neue EZ-Serie von Angénieux mit integrierter „Speedbooster“-Gruppe und Wechselmount:





Wir können derzeit nur staunen über das Wachstum, das der Markt an Cine-Objektiven aktuell hinlegt. Während kürzlich nur eine Handvoll Hersteller die „Nische“ Cine-Objekive mit Preisen bediente, die aufwendige Rehousings von dritter Seite noch attraktiv erschienen liess, explodiert derzeit das Angebot an „originären“ Cine-Objektiven im Sub-10.000 Euro Bereich. Mittlerweile müssen sich die verbliebenen Foto-only Optikhersteller Fragen gefallen lassen, weshalb sie nicht auch ein Cine-Portfolio im Angebot haben – verrückte Zeiten.



Den Filmer dürfte es freuen – nie war die Auswahl so groß und die Konkurrenz sorgt für ein attraktives Preisgefüge - und dies bei vergleichsweiser hoher optischer Qualität.



Nichtsdestotrotz werden Cine-Objektive im Vergleich zu Fotoobjektiven in deutlich geringeren Stückzahlen gebaut. Wer als Hersteller bereits über entsprechende Linsengruppen aus dem Fotobereich verfügt, kann diese für ein Cine-Rehousing im eigenen Unternehmen nutzen und so versuchen, die vergleichsweise geringen Stückzahlen kostensparend auszugleichen.



Die neuen Sigma Cine-Objektive – hier das aus dem Fotobereich bekannte 18-35 mm:





Diesen Weg dürften Sigma, Tokina und Samyang derzeit gehen. Bei den anderen großen Namen der Optik/Kamera Branche: Zeiss, Angénieux und Sony dürften derzeit auch Überlegungen zur Kostenreduktion zu finden sein – auch wenn ein 1:1 Foto-Pendant bei ihren Neuvorstellungen fehlt.



Das neue Sony E PZ 18-110 mm für S35/APS-C mit integrierten Zahnkränzen und E-Mount:







Einen Hinweis auf die Möglichkeit, zu geringeren Kosten Cine (Zoom) Objektive herzustellen, mag sich im Produktionsland der neu vorgestellten Optiken finden: Auch Zeiss und Angénieux lassen ihre neue Sub-10.000 Euro Zooms zumindest in Teilen in Japan fertigen. Allerdings wäre es verfehlt, hier von einem Billig-Produktionsland zu sprechen: Im asiatischen Imaging Bereich gilt vielen mittlerweile ein „Made in Japan“ als positive Differenzierung gegenüber „Made in Malaysia, China etc.“.



Zur finalen Beurteilung der optischen Qualität im Vergleich müssen wir uns noch etwas gedulden – Anfang nächsten Jahres sollten hier erste Tests verfügbar sein. Betrachtet man jedoch die bisherige optische Leistung der hier genannten Hersteller würden uns Ausreißer nach unten eher verwundern.



Das neue Zeiss Lightweight Zoom LWZ.3 mit Wechselmount für die aktuell kompakteren Cine-Kameras:






Wer nach einfachen Unterscheidungskriterien für die neuen Cine-Zooms sucht, dürfte nach unseren Eindrücken auf der IBC vor allem bei Faktoren wie Parfokalität, Breathing, Mount-Wechsel sowie optionalem Zubehör (bsp. Servo-Zoom-Einheiten) fündig werden.





Verspätete Kameras

Blicken wir auf den Kamerabereich so sehen wir diesen vor allem von Verzögerungen und schwierigen Lieferbedingungen / Verfügbarkeiten geprägt:



Auf slashCAM hatten wir die Raven und die Scarlet-W von RED bereits im Praxistest gehabt. Um deren Verfügbarkeit ist es aktuell in Deutschland jedoch schlecht bestellt – niemand scheint derzeit verbindliche Lieferzeiten angeben zu können – die RED Raven wurde jetzt vor ziemlich genau 1 Jahr vorgestellt.



Im April 2015 hatte Blackmagic Design die Ursa Mini 4.6K vorgestellt. Auch hier gab es einige Probleme bei der Anlieferung essentieller Bauteile, was zu langen Lieferzeiten geführt hat. Allerdings ist die Ursa Mini 4.6K zumindest bei Berliner Verleihern mittlerweile zu haben und Blackmagic hat uns soeben auf der IBC eine schnell sich bessernde Verfügbarkeit in Aussicht gestellt:






Immerhin tröpfeln unserer Recherche nach jeden Monat tatsächlich einige Ursa Mini 4.6K in Deutschland ein – womit Blackmagic Design derzeit in Sachen Verfügbarkeit etwas vor RED liegen dürfte ...



Eine zusätzliche, schwierige Belastung für den weltweiten Sensormarkt dürfte die Verknappung durch die Folgen des Erdbebens in Japan darstellen. Auch dies war auf den Herbstmessen in diesem Jahr deutlich zu spüren. Direkt betroffen hiervon ist die Fertigung der Panasonic GH5, die auf der Photokina nur als Entwicklungsankündigung das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat:








Auch die derzeitig eher schwierige Verfügbarkeit der Sony Alpha 7RII soll dem Erdbeben in Japan geschuldet sein.



Und selbst Klassenprimus ARRI hatte in diesem Jahr mit der Alexa SXT mit Verzögerungen zu kämpfen. Die Alexa Mini und die Amira sind hingegen auch kurzfristig verfügbar – gleiches gilt in diesem Segment für die Panasonic Varicam LT, die wir hier im Praxistest hatten sowie für die Canon EOS C300 MKII.



Kinefinity Terra?



Und wie steht es eigentlich um die Kinefinity Terra 5+6K? Bei ihrer Ankündigung hatten sie viel Interesse generiert. Hier deren Vorstellung auf der NAB 2016:






Tatsächlich hatten wir auf der diesjährigen IBC erstmalig die Möglichkeit zu einem kurzen Hands-On mit der Terra 6K gehabt, die bereits einen recht kompletten Eindruck gemacht hat. Zwar gab es noch ein paar Ecken und Kanten im Menü aber die wichtigsten Funktionen waren problemlos abrufbar. Wer mit RED Kameras bereits Erfahrung hat, dürfte sich recht schnell bei den neuen Kinefinities zurecht finden … wir sind schon ziemlich gespannt auf die finale Version, die zumindest bei der 6K in Kürze verfügbar sein sollte (was immer das im derzeitigen Umfeld heissen mag ;-).



Panasonic VariCam Pure mit Codex-Recorder: kompaktere RAW-Option
Panasonic VariCam Pure mit Codex-Recorder: kompaktere RAW-Option


OK, zwei neue Kameras hat es dann doch gegeben. Die Canon EOS C700 und die dank Codex-Recorder raw-fähige Panasonic Pure. Canon ist mit der C700 allerdings recht spät zur S35-Cine-Party gekommen. Die Zukunft wird zeigen, ob der Dual Pixel AF der C700 als Alleinstellungsmerkmal ausreicht, um ARRI vom Cine-Thron zu schubsen – wir sind da noch etwas skeptisch ...




8K- really?

In Sachen Ausblick wurde viel über 8K und hier speziell über die Olympiade 2020 in Japan gesprochen.



IBC+Photokina 2016: Viel "Glas", 360° und Drohnen - wenig Kamera // IBC 2016 : 8KRoadmapPanasonic


Sony, Panasonic und Canon arbeiten derzeit alle an 8K-(Auf)lösungen. Hier das eher skurille Prototypen 8K-Recorder-Monster am Stand von Canon:





Platzhalter



Derzeit erscheint uns 8K eher schwer greifbar in einem europäischen Kontext und einem Senderumfeld, für das HD teilweise immer noch eine Herausforderung darstellt. Am ehesten sehen wir bei höheren (Aufzeichnungs-)Auflösungen sog. 2nd Screen Szenarios praxisrelevant, bei denen der Zuschauer den 4K? HD? SD? Ausschnitt der XY K Kamera selbst bestimmen kann … aber wir lassen uns auch gerne von plötzlich galoppierenden, technischen Entwicklungen überraschen.





Drohnen

Zumindest aus der Zuschauer/ Berichterstatter-Perspektive empfanden wir den Schlagabtausch im Drohnenbereich zwischen GoPro und DJI als extrem spannend. GoPro hat mit seiner Karma-Gimbal- ActionCam Kombination alle „wachstumsrelevanten“ Accesories ziemlich clever zusammengefasst. DJI hat mit seiner Mavic und seiner großen Erfahrung in Sachen Flugintelligenz überraschend schnell geantwortet.



Das Karma-Paket von GoPro: ActionCam+Handheld Gimbal+Drohne
Das Karma-Paket von GoPro: ActionCam+Handheld Gimbal+Drohne


Ob das clever modulare Konzept von GoPro hier das Rennen machen wird oder die ausgefuchste Flug- und Steuerintelligenz von DJI wird die nahe Zukunft zeigen – erste Bilder von beiden Systemen sehen äußerst vielversprechend aus und dürften bei den aufgerufenen Preisen viele Interessenten finden.





360° vs Video-DSLR

Fast schon symptomatisch für den Video-DSLR Bereich ist das Fehlen von echten Innovationen. Canon hat seiner 5D Mark IV sehr bewußt gerade so viel Videofunktion mitgegeben, dass die Cinema EOS Reihe nicht beschädigt wird. Wir müssen jedoch zugeben, dass unser erstes Hands-On mit dem Dual Pixel AF der Canon EOS 5D Mark IV auf der Photokina ziemlich viel Laune gemacht hat. Hier sind wir vor allem auf die verbesserte Videoabstimmung des neuen Canon 24-105 im Verbund mir der Canon 5D Mark IV gespannt.



Bemerkenswerter Weise hat Nikon auf der Photokina eigentlich nur videoafine Geräte vorgestellt – doch nicht wie erwartet im DSLR-Bereich sondern im ActionCam und 360° Videosegment. Wir nehmen das jetzt mal einfach als positives Signal für die Bewegtbildausrichtung von Nikon.



Nikon KeyMission 360
Nikon KeyMission 360


Hierzu zählt die bereits auf der CES vorgestellte https://www.slashcam.de/news/single/Nikon-stellt-360--Actioncam-vor----CES-2016-12602.html KeyMission 360 und die neu hinzugekommenen KeyMission 80 und 170. Bei seinen 360° Videos weist Nikon vor allem auf die reduzierten Stitchings im Vergleich zu Mehr-Kamera-Systemen hin. Bei Nikon sind es lediglich zwei Objektive die zusammengerechnet werden müssen, was die Fehleranfälligkeit von 360° Videos deutlich minimieren soll.



Auch Panasonic hatte neben der raw-fähigen VariCam Pure einen 360° Kamera-Prototypen mit im Gepäck mit 4 integrierten Kameraköpfen, 4 HDMI-Outputs, Echtzeit-Stitching und Kontrolle via Tablet.
Auch Panasonic hatte neben der raw-fähigen VariCam Pure einen 360° Kamera-Prototypen mit im Gepäck mit 4 integrierten Kameraköpfen, 4 HDMI-Outputs, Echtzeit-Stitching und Kontrolle via Tablet.






Das Handy ist das neue Einsteigertool

Im Vorfeld zur Photokina war viel von der „Krise der Photokina“ gemunkelt worden, wobei die Krise der Kompaktkameras die es kaum schaffen, sich gegen Handies zu behaupten, mit einer Krise der Photokina gleichgesetzt wurde. Von Krisenstimmung auf der Photokina haben wir weniger mitbekommen. Wir haben uns stattdessen über den stetig wachsenden Filmer-Bereich gefreut.



Klar sehen wir auch, dass mehr Bewegtbildproduktion auf dem Handy stattfindet – die Zahl der produzierten Clips hat insgesamt eine steigendeTendenz und das Handy mischt hier kräftig mit.



Das Handy ist das neue Einsteigertool für den Filmbereich geworden mit ziemlich viel Potential für die Zukunft - und als solches muss es halt auch ernst genommen und beachtet werden: Nicht mehr und nicht weniger.



IBC+Photokina 2016: Viel "Glas", 360° und Drohnen - wenig Kamera // IBC 2016 : iPhoneMavis


Betrachtet man die vielen Diskussionen rund um das aktuelle iPhone 7 im slashCAM Forum gibt es hier viel Neugierde auf neue, kompakte Bewegtbildmöglichkeiten – sicherlich auch ein Thema, was uns in Zukunft noch häufiger beschäftigen wird …



Zum Schluß noch einen Dank von unserer Seite für das große Interesse an unserer Berichterstattung von der IBC und Photokina 2016 (und das obwohl es kaum echte Knaller in diesem Jahr gegeben hat) sowie an alle, die uns mit Dank, Anregungen und Kritik ein Stück weiter bringen. Bei der Videoberichterstattung experimentieren wir derzeit mit Leserfragen vor Ort um noch direkter Infos von der Messe der interessierten Filmer-Community zur Verfügung zu stellen – eine Option, die wir in Zukunft noch stärker ausbauen wollen ...





Fazit

Die vielen Verzögerungen im Kamerabereich haben einiges an berechtigtem Unmut hervorgebracht. Die Teils gewaltige Differenz zwischen Ankündigung und tatsächlicher Auslieferung produziert Frust, der auf längere Sicht mehr Schaden als Nutzen für die Hersteller bedeuten dürfte.



Doch wir meinen hier bereits eine Trendwende ausmachen zu können: Unserer Wahrnehmung nach werden die Hersteller vorsichtiger bei der Vorstellung des „next big thing“ und der Nennung von Verfügbarkeiten - und das finden wir gut. Ein Stück mehr Verlässlichkeit dürfte für alle Beteiligten von Vorteil sein.



Verkürzt wird uns derweil das Warten auf neue Kameras mit spannenden neuen Produkten, die wir im weitesten Sinne unter Zubehör fassen würden und zu denen u.a. modulare sowie ultrakompakte Drohnen, 360° Kameras und - last but not least - jede Menge hochwertige Cine-Objektive zählen:



Langeweile dürfte da nicht so schnell aufkommen ...


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