Als erste der bekannten Video-KIs hat Runway die Zusammenarbeit mit einem Hollywood-Studio bekannt gegeben: Runway wird anhand des umfassenden Katalogs von Lionsgate, welcher 20.000 Film- und Fernsehtitel (wie unter anderem "John Wick", "Twilight", "Hunger Games", "Rambo") umfasst, ein neues KI-Modell trainieren. Mit dessen Hilfe sollen die Filmemacher, Regisseure und anderen Kreativen der Lionsgate Studios bei ihrer Arbeit unterstützt und dabei - natürlich - Kosten gespart werden. Das neue KI-Modell wird Videos generieren, welche dann mit Runways Editing-Tools weiter bearbeitet werden sollen.
Was will Lionsgate?
Mit den überschwenglichen Worten von Lionsgate Vice Chair Michael Burns: "Mehrere unserer Filmemacher sind bereits begeistert von den potenziellen Anwendungen in ihren Pre- und Postproduktionsprozessen. Wir sehen KI als großartiges Werkzeug, um unsere aktuellen Abläufe zu erweitern, zu verbessern und zu ergänzen."
Lionsgate ist einer der größten weltweiten Unterhaltungskonzerne, der Filme und TV-Serien nicht nur produziert (Lionsgate Studios) sondern auch und distribuiert und selbst streamt. Interessanterweise gab es schon länger Gerüchte über Verhandlungen von OpenAI mit der Filmindustrie, um den Einsatz seiner Video-KI Sora in der Filmproduktion zu lancieren, aber jetzt hat Runway, zu dessen Investoren Google und Nvidia zählen, den ersten großen Deal mit Hollywood gelandet. Das hochwertige Filmmaterial aus Lionsgates Katalog dürfte beim Trainieren eines besseren KI-Modells helfen, das dann nicht mehr auf YouTube und Piratenseiten als Quelle zurückgreifen muss.
Lionsgate war laut Burns erst zögerlich mit dem Einsatz von KI in der Filmproduktion - auch angesichts dem erfolgreichen Protest der Schauspieler gegen KI - sah dann aber, dass andere Studios wie Disney und Paramount bereits mit Video-KI Firmen verhandelten und wollte nicht der Nachzügler im KI-Einsatz sein (jetzt sind sie Avantgarde). Es sei im Interesse der Filmstudios zu versuchen, den Wert ihrer Filmkataloge zu maximieren, zum Beispiel durch darauf basierende hochqualitative proprietäre KI-Modelle, die dann an andere lizenziert werden können. Diese Modelle und die darauf basierenden Videos hätten dann auch - ähnlich wie Adobes Firefly - keine Probleme mit der rechtlich anfechtbaren Herkunft des Trainingmaterials, einem sonst großen Nachteil für die kommerzielle Nutzung.
Wo soll die KI in der Filmproduktion helfen?
Was Lionsgate mit dem neuen KI-Modell genauer vorhat, hat Burns in einem Interview mit dem Wall Street Journal verraten - zunächst soll es für Preproductionaufgaben wie das Storyboarding oder die Previsualisierung, dann auch für Hintergründe und Spezialeffekte wie Explosionen in der Postproduktion genutzt werden, so sollen "Millionen und Millionen von Dollar" gespart werden.
Um zur Generierung von wirklichen Filmen eingesetzt zu werden, bieten die aktuellen Modelle für Filmemacher noch zu wenig Kontrollmöglichkeiten für die exakt gewünschte visuelle Umsetzung, aber laut Runway wird an den entsprechenden Feinwerkzeugen gearbeitet - diese sollen innerhalb der nächsten 12 Monate verfügbar sein.
Aktuell bietet Runway schon Kontrolle über die Kamerabewegungen an und die gerade erschienene Version beherrscht einen hochwertigen Video-to-Video Modus, welcher dazu eingesetzt werden kann, um Filmmaterial nachträglich gezielt tiefgreifend zu ändern, ohne großen Aufwand. So kann billiges VFX im Handumdrehen enstehen.