Spielwelten, reale Welten und unser Leben am Computer

// 09:50 So, 2. Okt 2011von

Eine kleine Randnotiz zum Wochenende: Neulich erregte eine akademische Studie, die sogenannte Übertragungsphänomene bei Gamern untersucht, in Großbritannien Aufsehen -- als Game Transfer Phenomena (GTP) bezeichnen die Forscher die Tatsache, daß Erfahrungen, Funktionen und Möglichkeiten aus der virtuellen Welt auf die Realität übertragen werden. Über die Wirkung von (Computer-)Spielen gibt es bereits zahllose Studien, und mit nur 42 befragten Spielern handelt es sich hier nur um einen Vorab-Versuch, deren Resultate (wie zu erwarten) von der einschlägigen Presse übertrieben und zudem teilweise nicht korrekt wiedergegeben wurden ( hier dazu ein Interview mit einem dem beteiligten Professoren).


Befragt wurden die jugendlichen Extrem-Spieler im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, ob und wie Elemente aus den virtuellen Spielewelten Eingang in ihr alltägliches Leben finden. Und wen wundert´s: sie träumen von Spielwelten, sie phantisieren von ihnen, sie fühlen sich an Situationen daraus erinnert. Sie nehmen die Welt zum Teil etwas anders wahr, achten auf Details, die im Spiel wichtig sind, ordnen und bewerten ihre Eindrücke, wie sie es in Spielen tun würden. "I started seeing health bars above people´s heads" heißt es zB., "I can look at the walls and building and thinking oh maybe I can climb there", oder auch "when I accidently dropped a sandwich with the butter side down, I instantly reached for the "R2" Button". (Unterscheiden konnten die Spieler die verschiedenen Welten aber durchaus.)


Inwieweit diese Übertragungsphänomene nun tatsächlich quantitativ meßbar oder qualitativ aussagekräftig sind, sei mal dahingestellt, und auch, ob diese Erkenntnisse einen Neuigkeitswert haben. Fest steht ja, nicht nur das Spielen prägt die Wahrnehmung und Fähigkeiten von uns Menschen hochgradig (Homo ludens läßt grüßen), sondern auch unsere Werkzeuge. Wer stunden- oder tagelang eine Tätigkeit intensiv am Computer erledigt, sei es programmieren, photoshoppen, Videos schneiden oder wie in diesem Fall spielen, dürfte höchstwahrscheinlich auch feststellen, daß danach subjektiv gewisse Konzepte in der "echten" Welt fehlen (oder in Träumen auftauchen). Strg+Z -- um ein prägnantes Beispiel zu nennen -- haben zumindest wir bereits des öfteren spontan in Gedanken getippt, und auch die Möglichkeit des Vor- oder Zurückspulens, Heranzoomens etc. vermißt, die man aus der Video- und Photobearbeitung kennt. Und von Cuttern wird gesagt, daß sie gelegentlich nachts ihre Träume editieren...



Auch unser Gedächtnis soll sich durch die Verwendung von Computern und dem Internet verändern (auch das wenig überraschend), wie diese Studie nahelegt. Probanden konnten sich demnach deutlich schlechter an Fakten, die sie am Computer eintippen sollten, erinnern, wenn sie wußten, daß diese abgespeichert werden... Das dürfte dem ein oder anderen auch bekannt vorkommen, allerdings soll es mit der menschlichen Gedächtnisleistung seit Einführung der Schrift ja sowieso nur noch bergab gegangen sein.


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