Eine interessante Entwicklung nimmt Fahrt auf: nachdem die Onlinevideothek Netflix mit überwältigendem Erfolg erstmals eine eigene, hochkarätig besetzte Serie selbst produziert hat, wollen andere große Unternehmen nachziehen. Zuerst wären da die Pläne von Amazon: um nicht wie bisher nur Händler zu sein (und mit dem Kindle auch Hardware-Hersteller), will auch Amazon eigene professionelle, exklusive Inhalte produzieren (u.a. um die Aufmerksamkeit des eigenen Streaming-Dienstes zu erhöhen) - es sollen Pilotfolgen für mehrere Serien gedreht werden - abhängig von deren Erfolg wird dann fortgesetzt oder nicht. Die Kosten werden jedenfalls wahrscheinlich nicht gerade billig ausfallen - Netflix etwa hat in die Produktion der 13-teiligen Serie House of Cards rund 100 Millionen Dollar gesteckt - eine Budgetgröße, die schon in den Bereichen großer Hollywoodproduktionen mitspielt.
In der eh schon durch die Bezahlsender (wie etwa HBO und Showtime) sehr aktiven US-TV/Filmlandschaft enstehen so neue potente Mitspieler, die darauf hoffen lassen, dass sich durch prägnante Stoffe und vielleicht auch neue Formen das eh schon hochkarätige Angebot noch weiter vergrößert und verbessert. Nach der Meinung vieler Kritiker sind die neuen Serienformate -- angefangen mit den Sopranos -- der Ort, wo sich im amerikanischen Filmmarkt seit mehreren Jahren schon die wahre Innovation bezüglich interessanter Themen und neuer filmischer Erzählweisen abspielen - nicht in Hollywood. Die Beispiele für hervorragende Serien sind zahlreich: Six Feet Under, Boardwalk Empire, Band of Brothers, Deadwood, Dexter, The Wire, Game of Thrones, Breaking Bad, Girls, In Treatment, The Newsroom, Rome und aktuell Homeland.
Durch die jetzt etablierte Infastruktur für hochqualitatives Video per Streaming sind vollkommen neue große Mitspieler (neben den vielen kleineren auf Youtube, die aber den traditionellen Medien auch schon wertvolle Aufmerksamkeit und Sehzeit wegnehmen) im Bereich bewegter Bilder möglich, die sich nicht durch den Flaschenhals der klassischen Distribution von Filminhalten Kino bzw TV zwängen müssen. Digital kann nun theoretisch jeder Filmemacher seinen Film jedem Zuschauer vorführen - und hoffentlich auch zunehmend Geld damit verdienen. Hauptproblem bleibt natürlich die anfängliche Filmfinanzierung, doch auch hier bahnt sich dankt Crowdfunding eine Revolution in Produktion und Distribution an.
// Top-News auf einen Blick:
Und wenn, wie kolportiert wird, jetzt auch noch weitere Großkonzerne wie Microsoft, Apple, Intel und Twitter eigene Film-/Serienprojekte prüfen, und auch YouTube eigene Inhalte produzieren will, ist dies prinzipiell eine Entwicklung, die (angehende) Filmemacher (und Kameramänner, Cutter, VFX-Artists, Beleuchter, ...) nur begrüßen können - tut sich ihnen doch so zusätzlich zu der Vermarktung ihrer eigenen Produktionen für den Massenmarkt auf YouTube, neuen Video-On-Demand Diensten wie etwa Vimeo oder der Möglichkeit, per Crowdfunding das eigene Projekt von Anfang an zu finanzieren, neue spannende Möglichkeiten auf: Content wird wieder King - hoffentlich auch bald in Deutschland.