Fazit
Uns fehlen etwas die Worte, bzw. haben wir schon drei unterschiedliche Fazits getippt, die wir jetzt einfach wie einen Wasserfall über euch hereinbrechen lassen:
Mit der RX10 macht ein Fotoapparat erstmals normalen Camcordern in dieser Preisklasse nicht nur Konkurrenz, sondern übertrifft diese in vielen Bereichen sogar deutlich.
Aktiver Bildstabilisator, gute Rolling Shutter Korrektur, eingebauter ND-Filter, 50/60 Vollbilder in FullHD, Mikrofon voll aussteuerbar, Kopfhöreranschluss, optional entklickter, manueller Blendenring. manueller Fokusring, sehr gute Schärfe mit wenig Moires bei der FullHD-Aufzeichnung, universelles Zoomobjektiv, voll manueller, unabhängiger Zugriff auf Belichtungszeit, Blende und ISO, inkl. Peaking und Histogramm. Da reibt man sich schon fast die Augen, ob man hier wirklich eine 1000 Euro Kamera der Firma Sony in den Händen hält. Der gleichen Firma, die ihren Camcordern in diesem Preisbereich nicht einmal die gleichzeitige Wahl von Blende und Verschlusszeit auf den Weg mitgeben.
Wir sehen an diesem kleinen Wunder eigentlich nur drei kleine Schwachpunkte, die man jedoch unbedingt in Relationen zu anderen Kameras betrachten muss: Das Low-Lightverhalten gegenüber DSLRs, das Fehlen eines genormten, flachen Bildprofils um die Dynamik des Sensors und die Farbgebung in der Postproduktion besser ausreizen zu können und die für einen derart kleinen Sensor relativ große Anfangsblende von F2.8.
Würde die Anfangsblende wie bei der kleinen RX100 mit ähnlichem Sensor bei F1.8 beginnen, wäre das Lowlight Verhalten gleich 1,5 Blendenstufen besser und auch die Bokeh-Unschärfe ließe sich noch besser beim Filmen nutzen. Und wäre dann noch S-Log in den Profilen gespeichert, hätte Sony diese RX10 praktisch Indy-Filmer auf dieser Erde verkaufen können. Da sieht man wie nahe hier Sony schon einer absolut mobilen KillerCam zum szenischen Arbeiten kommen könnte. Doch im szenischen Cinebereich können es die größeren Sensoren so einfach doch noch authentischer, als die RX 10 die mit ihrer Videofarbgebung, den gestauchten Schatten und unsanft clippenden Lichtern viel näher an den klassischen Camcordern liegt, als an DSLRs.
Und hier bekommt man dann deutlich vor Augen geführt, wie schnell diese Kamera nun die klassischen Camcorder-Modelle mit einem Schlag kanibalisieren könnte. Sie bietet praktisch alles, was die Fachpresse seit Jahren an Sonys Consumer-Camcordern moniert. Und das mit einem größeren Sensor, der hier der gesamten Consumer-Camcorder Riege zeigt, was Sache ist. Wer einen großen Sensor nicht wegen der großen Dynamik oder dem Bokeh beim Videofilmen schätzt, bekommt gerade mit der RX10 schlichtweg den kompromisslosesten Camcorder der 1000 Euro Klasse. Man muss sich allerdings etwas in die Kamera-Bedienung einfuchsen, um mit professionellen Ergebnissen belohnt zu werden. Dass man dazu noch für 550 Euro das XLR-Set hinzukaufen kann, macht die Kamera auch in Preisgefielden höchst interessant, in denen bisher auch gerne 3.000 Euro und mehr gezahlt wurden.
Dabei lässt die unverbindliche Preisempfehlung von 1199 Euro für für einen Camcorder mit diesen Eigenschaften erwarten, dass man die DSC-RX10 sehr schnell unter 1.000 Euro im Handel finden wird. Plus 500 Euro für die XLR-Option. Plötzlich steht damit Sony im Camcorderbereich ganz schön clever aufgestellt da und lässt viele Konkurrenten (aber auch die eigenen Modelle) ganz schön alt aussehen. Ob dagegen im eigenen Hause der Balanced Optical Steady Shot und die integrierten Projektoren irgendwas reißen können, wagen wir zu bezweifeln. Die DSC-RX10 wird schnell den Ruf bekommen, der aktuell kompromissloseste 1000 Euro Camcorder zu sein, der auch noch bemerkenswert gut fotografiert.
Und das führt uns zum letzten Punkt unserer Einschätzung: Wir glauben kaum, dass die RX10 im Foto-Bereich ähnlich euphorisch angenommen wird. Denn für einen Fotoapparat bietet sie eben kaum spürbare Vorteile: So groß wie eine kleine DSLR, aber mit (für ambitionierte Fotoverhältnisse) winzigem Sensor, dabei deutlich teurer, als die gesamte DSLR-Mittelklasse, die dazu viel flexiblere Objektivauswahl ermöglicht. Was bei der DSC-RX1 Charme hatte, nämlich Vollformat für die Hosentasche ist hier ins Gegenteil verzerrt: Ein DSC-RX100 Sensor im übergroßen Gehäuse zum extremen Preis für eine Kamera mit fixer Optik. Wir sind sehr gespannt, wie das die Foto-Fachpresse einschätzen wird. Vielleicht heißt der Trumpf ja hier Zeiss.
Kurz, Videofilmer werden diese Kamera lieben und kaufen, falls sie nicht mit echten Großsensor-Lösungen liebäugeln. Fotografen werden dieser Kamera dagegen keine Rekordstückzahlen bescheren. Wenn dagegen ein DSC-RX1-Nachfolger den tadellosen Full Sensor Readout der RX10 erben würde, hätte Sony wohl den nächsten echten Kracher für Fotografen UND Filmer in der Tasche. Dass so etwas kommt ist wohl abzusehen, die Frage ist nur wann. Wahrscheinlich dann sogar in 4K. Wetten?