Test Sony A7R II: Die beste 4K-Alpha Kamera?

Sony A7R II: Die beste 4K-Alpha Kamera?

Bei unserem ersten -On mit der Sony A7R II waren wir ziemlich überrascht, wie nahe sich die Kamera bei der Videoqualität an die A7S positioniert hatte. Jetzt liegen unsere Testlabor- und Tageslichtergebnisse vor und die sprechen eine deutliche Sprache …

// 11:35 Di, 16. Feb 2016von

Bei unserem ersten Hands-On mit der Sony A7R II waren wir ziemlich überrascht, wie nahe sich die Kamera bei der Videoqualität an die A7S positioniert hatte. Jetzt liegen unsere Testlabor- und Tageslichtergebnisse vor und die sprechen eine deutliche Sprache …



Sony A7RII
Sony A7RII


Die Sony A7R II zeigt mit ihrem 42,4 MP BSI-Sensor im spiegellosen Vollformatsegment was derzeit technisch (und auch preislich) möglich ist und das ist eine ganze Menge: 5-Achsen Sensorstabilisierung, kompakte Bauform mit minimalem Auflagemaß, beeindruckende Photoauflösung, BSI-Sensor mit verbesserter Lowlightqualität, 4K in Vollformat und S35 Sensorauslesung, S-Log 2 bei 800 ISO und eine Autofokus-Funktion mit 399 Phasen-Detektoren, die sich auch bei unserem Video-Test im Verbund mit einem Gimbal ziemlich gut geschlagen hat.



All dies bedeutet jedoch nicht, dass es nicht noch Luft nach oben bei der Sony A7RII geben würde. Spontan fallen uns hier: Kein 10-Bit Recording – leider nicht einmal am HDMI-Ausgang -, kein Waveform-Monitor, beschränktes Objektivsortiment und immer noch kein manueller Weißabgleich im manuellen Videomodus ein – doch der Reihe nach:





Sony A7RII Ausstattung & Ergonomie

Das Gehäuse der Sony A7RII bietet gegenüber dem Vorgänger ein deutliches Mehr an Solidität. Wir hatten bereits bei unserem Sony A7SII Test über das von der A7RII übernommene robustere Magnesiumgehäuse berichtet, das vor allem beim Betrieb von Objektiven mit mehr Gewicht weniger Flex am Objektivmount erzeugt. Vor allem beim Schärfeziehen mit mechanischen Objektiven eine willkommene Neuerung – umso mehr wenn mit Follow Fokus gearbeitet werden soll, der beachtliche Kräfte entwickeln kann und bei entsprechenden A7S-Setups eine Objektivstütze zwingend notwendig gemacht hatte.



Ob der neu geformte Griff ergonomisch tatsächlich so sehr viel mehr Sinn macht, dürfte individuell verschieden gesehen werden – wir empfanden die Griffform des Vorgängers für die Bedienung des Zeigefinger-Rads sinnvoller – doch das ist fast schon nebensächlich weil das neu ausgelegte Gehäuse einen weiteren, programmierbaren Funktionsbutton zur Verfügung stellt, was bei der Bedienung für uns noch etwas höhere Priorität hat.



Sony A7RII mit 42,4MP BSI-CMOS Sensor
Sony A7RII mit 42,4MP BSI-CMOS Sensor


Herzstück der Sony A7RII stellt der mit 42,4 MP im Systemkamerasegment eher hoch auflösende Vollformat BSI-CMOS Sensor dar. Während bei der A7SII also der gleiche „konventionelle“ 12,2 MP Vollformat CMOS-Sensor des Vorgängers arbeitet, hat die A7RII in Sachen Sensordesign echte Innovation zu bieten, was sowohl den Pixelcount als auch die Funktionsweise (Back Side llluminated) angeht. Ebenso wie die A7SII verfügt die A7RII über die interne Sensorstabilisierung die im Verbund mit Sony E- oder A-Mount Objektiven 5Achsen stabilisiert – bei Nicht-Sony Objektiven sind es immerhin noch 3-Achsen (s. hierzu auch unseren Vergleich zwischen Sensor- und Objektivstabilisierung.





Wie bei der Sony A7SII sollte man sich auch von der Sensorstabilisierung der A7RII kein Steadicam-Niveau erwarten – vor allem bei bewegter Kamera raten wir zu zusätzlichen Stabilisierungs-Systemen (Gimbal etc.). Nichtsdestotrotz kann die Sensorstabilisierung bei ruhiger Kamera Aufnahmen aus der Hand ermöglichen, die zuvor ein Stativ benötigt hätten – allein dies deutet an, wie viel Potential in der Sensorstabilisierung steckt. Wir erwarten hier demnächst von allen großen Kameraherstellern entsprechende Lösungen.



Die Sony A7RII zeichnet im Fullframe-Modus sowie im S35 Crop 4K (UHD) in XAVC-S mit bis zu 30p bei einer max. Datenrate von 100 Mbit/s auf SDHC- sowie SDXC-Speicherkarten (beide UHS-I-konform) auf. Sowohl das interne als auch das externe Recording bleiben leider auf 8 Bit beschränkt – hier wäre technisch deutlich mehr möglich aber da mag derzeit noch die Angst vor der Kannibalisierung des eigenen Pro- Produktportfolios zu groß sein. Somit bleiben derzeit die GH4 (und die kürzlich hinzugekommene Leica SL) die beiden einzigen uns bekannten 4K-fähigen Systemkameras, die 10 Bit zumindest für externes Recording anbieten. Wir hoffen sehr, dass die Hersteller in Zukunft eher Dynamikumfang und Farbtiefe im Visier haben, als noch höhere Auflösungen - (Blackmagic Design scheint uns mit der kommenden URSA Mini 4.6K da den richtigen Weg zu gehen – aber hier wollen wir unserem Test nicht vorgreifen …).



Die Sony-A7RII stellt eines der derzeit saubersten 4K-Bilder im gesamten Systemkamera und DSLR-Segment zur Verfügung – ironischer Weise überflügelt sie dabei Dank entsprechendem Oversampling selbst die A7SII aus gleichem Hause – dem eigentlichen Sony Alpha Videospezialisten – mehr hierzu im Testlaborkapitel...



Sony A7RII – bewährtes Schalterlayout
Sony A7RII – bewährtes Schalterlayout


Wer bereits mit den vor allem bei mobilen Videoanwendungen populären Sony Alphas gearbeitet hat, dürfte sich auch beim Schalterlayout der Sony A7RII schnell zurechtfinden. Glücklicher Weise lässt sich die Rec-Funktion auf andere Buttons wie bsp. dem Custom Button 1 legen, wo sie deutlich ergonomischer liegt als auf dem seitlichen, tiefer eingelassenen Rec-Knopf.



Wer die Sony A7RII mit größeren Sony-Kameras zu matchen hat, sollte im Hinterkopf behalten, dass die A7RII im Gegensatz zur A7SII nicht über S-Log 3 verfügt, sondern „nur“ über S-Log 2. Hier sind zwar jetzt ebenfalls deutlich entspanntere min. ISO 800 verbaut, aber S-Log 3 fehlt – ebenso wie die bei der A7SII neu hinzugekommene integrierte LUT-Preview (die sich bei Sony „Gamma Display Assist“ nennt). Wie sinnvoll eine so flache Gamma-Kurve wie S-Log 3 bei 8 Bit überhaupt ist – steht nochmal auf einem anderen Blatt … (s. hierzu auch unseren Sony FS5 Test).



Und da wir gerade nochmal beim unweigerlichen A7SII-Vergleich sind: Schmerzlicher als das Fehlen von S-Log 3 dürfte für viele die bei der A7RII reduzierte Zeitlupenfunktion sein: Während die A7SII 120fps im 1080er 1:1 Sensorcrop anbietet, stellt die A7RII bei max 120 fps nur das „kleine HD“ mit 720p zur Verfügung.



Gute Nachrichten gibt es mittlerweile beim Thema Überhitzung zu vermelden: Währen wir vor dem aktuellen 3er Firmware-Update mit der Sony A7RII noch Überhitzungsprobleme hatten (Ausschaltung der Kamera bei der 4K-Aufnahme nach insgesamt 35 Minuten) war dies nach dem Update kein Thema mehr. Die Kamera wird zwar im Duaerbetrieb immer noch deutlich warm, bricht jedoch die Aufnahme nicht mehr ab.



Sony A7RII – keine Hitzeprobleme mehr nach Fimrwareupdate
Sony A7RII – keine Hitzeprobleme mehr nach Fimrwareupdate




Verblüfft sind wir über den jetzt mehrere Kameragenerationen und Modellreihen überspannenden manuellen Weißabgleich-Bug bei den Sony Alphas. Weder bei der A7S, der A7SII noch bei der A7RII lässt sich im Videomodus ein manueller Weißabgleich anfertigen. Hierfür muss man entweder in den Fotomodus zurückwechseln oder manuell Kelvin Werte eingeben: Ein Abgleich mit Weiß- (oder Graukarte) steht im Videomodus nicht zur Verfügung. Was ebenfalls für den Verleib im Fotomodus für Videoaufnahmen spricht, ist die stärkere Suchervergrösserung. Gegen den Fotomodus sprechen hingegen die erst während der Aufnahme zur Verfügung stehenden Audio-Pegel (wenn man nicht extra ins Menü abtauchen will).



Die Audioabteilung der Sony A7RII verhielt sich unauffällig und das ist ein gutes Zeichen. Mit Kopfhörerausgang sowie Mic-In ist sie für eine Systemkamera gut ausgestattet und bietet die gleiche Audio-Qualität wie die A7SII. Den SMAD P3 Adapter, über den theoretisch eine Sony Funkstrecke kabellos an der Kamera betrieben werden kann haben wir nicht getestet – das letzte Mal als wir uns das Zusammenspiel mit der A7S und der UWP-D11 hier angeschaut hatten, waren wir nicht so überzeugt gewesen …



Grundsätzlich würde wir gerne eine stärkere Batterieleistung bei den Sony Vollformat-Alphas sehen. Aber diese liesse sich vermutlich derzeit nur mit einem größeren Gehäuse realisieren womit der für Vollformat immer noch konkurrenzlos kompakte Formfaktor der Sony Alphas verloren ginge.



Um energietechnisch durch einen ganzen Drehtag zu kommen, bieten sich bei der Sony A7RII zwei Szenarien an: Entweder investiert man in eine Reihe von Sony NP-FW50 Akkus (wir empfehlen mit 3-4 Stck. pro Drehtag zu rechnen) oder man hat eine externe Stromversorgung am Start. Diese lässt sich entweder via USB (wackelig – empfehlen wir nicht) oder via Dummy-Batterie-Adapter einspeisen.





Aus dem Messlabor

Die A7RII kennt zwei 4K-Modi. Der eine Modus versucht den kompletten Kleinbild-Vollformat-Sensorbereich auszulesen und muss dabei auf Lineskipping zurückgreifen, weil er sonst zu viele Pixel (7952 x 5304 ) in Echtzeit herunterskalieren (downsamplen) müsste. Dieser Modus ist daher für einen halbwegs produktiven Einsatz nur suboptimal nutzbar. Wer wirklich 4K auf einem Vollformat-Kleinbild-Sensorfläche braucht, ist bei der A7S II deutlich besser aufgehoben.



Doch selbst im alternativen APS-C Modus besitzt die A7R II noch zu viele Pixel für 4K. Geschätzt müssen hier 5168 x 2912 Pixel für die 4K-Aufnahme heruntergerechnet werden. Doch dabei gelingt der A7R II eine kleine Sensation:



Die Sony A7RII im slashCAM Schärfe-Check
Die Sony A7RII im slashCAM Schärfe-Check


Denn im APS-C-Modus kommt kein Line-Skipping zum Einsatz, sondern es werden wirklich alle Pixel zu einem sauberen Downsampling herangezogen. Das Ergebnis liegt dabei mit dem bisherigen (nicht mehr erhältlichen) 4K-Debayering-Klassenprimus Samsung NX1 auf Augenhöhe. Und das bedeutet nicht weniger, als dass Sony hier momentan die einzige 4K-Kamera auf dem Markt hat, die ein wirklich “sauberes” 4K-Bild unter 10.000 Euro abliefern kann. Unter sauber verstehen wir, dass sowohl der Luminanzbereich (u.a. in den Kreisen) praktisch fehlerfrei wiedergegeben wird, als auch die feinsten Muster in den Sweeps um das Bild noch erkennbar sind, ohne, dass Falschfarben oder andere Effekte wie Zipper auftreten. Viel besser kann 4K-Schärfe nicht aussehen.



Wir haben diesen Test leider nur in 24/25p durchgeführt und können nicht sagen, ob dies bei 30p auch noch funktioniert. Zur Zeit des Testes war auch die A6300 noch nicht angekündigt, die ein ähnliches Verfahren (ebenfalls nur für 24/25p aber nicht 30p) verspricht. Auf jeden Fall macht die A7R II hiermit gleichzeitig große Laune auf die kleine A6300 die in ihrer Preisklasse damit auch ein nahezu perfektes Bild abliefern könnte.







Low-Light bei 12 Lux

Im Low-Light muss sich die A7R II zwar knapp ihren S-Schwestern geschlagen geben, aber dramatisch sind die Unterschiede nicht.



Die Sony A7RII bei 12LUX, ISO 6400, F2,8 und 1/25s, S-Log2
Die Sony A7RII bei 12LUX, ISO 6400, F2,8 und 1/25s, S-Log2


Das Bild wirkt einen Tick softer und es rauscht auch etwas mehr. Wer jedoch die Lichtstärke der Kamera weiter steigern will, kann aufgrund des Crop-Faktors bei der A7R II noch zu einem SpeedBooster greifen, was bei einer A7S II keinen großen Sinn macht.





1200LUX und die Farben

Sobald es nur einen Tick heller wird, bekommt man den Glanz der A7R II dann voll zu spüren: In S-Log 2 wirkt das Bild schnell sehr sauber und bietet eine netten Ausgangspunkt um sich in ein einem genormten Workflow auszutoben:



Die Sony A7RII bei 1200LUX, ISO800, F5,6 und 1/50s, S-Log2
Die Sony A7RII bei 1200LUX, ISO800, F5,6 und 1/50s, S-Log2


Die für Sonys S-Slog ungewohnt niedrigen ISO800 sind eine Wohltat und machen den Griff zum ND-Filter deutlich seltener notwendig.





Das wahre Leben

Sony A7R II: Die beste 4K-Alpha Kamera? : SonyA7RIIzeissCPAssasin


Für unseren Tageslichtshot mit der A7RII schauen wir uns unterschiedliche Funktionen an. Im Splitscreen zeigen wir 4K(UHD) 25p S-Log-2 (XAVC S (100 Mbit/s)) vs LUT Material (Standard S-Log 2 LUT) mit einer leichten Farbkorrektur. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Vergleich zum S-Log 3 Material der Sony FS5 bzw. zum S-Log 3 der Sony A7S II.






Wir werfen ebenfalls einen Blick auf den Bildausschnitt im Vergleich zwischen Fullframe- und S-35 Sensor Readout und stellen die diversen anderen Gamma-Profile der Sony A7RII kurz vor. Als Optik kam ein auf E-Mount adaptiertes Zeiss CP.2 25mm T2.1 zum Einsatz – Schnitt und Farbkorrektur erfolgten unter DaVinci Resolve 12 auf einem aktuellen 8-Core MacPro.





Fazit

Die Sony A7RII stellt eine beeindruckende Ingenieursleistung dar: Vollformat bei kompakter Bauweise, hohe Foto-Auflösung, BSI-Sensor mit überraschend guten Lowlight-Fähigkeiten, Sensorstabilisierung und dem saubersten 4K-Bild ihrer Klasse im S35 Sensorreadout. Das Ganze in einem aufgewerteten Gehäuse.



Überraschenderweise zieht die Sony A7R II mit ihrem sauber downgesampelten 4K Bild an dem der A7S II vorbei. Wer auf S-Log 3 und die Zeitlupenfunktion der A7SII verzichten kann, erhält mit der A7RII neben der höherwertigeren 4K Bildqualität auch noch einen exzellenten Autofokus, der gerade in mobilen Setups Sinn machen kann.



Für die bemerkenswerte Leistung der A7RII verlangt Sony mit einer UVP von 3.499,- Euro allerdings auch einen Premium Preis und hier sind keine 10 Bit dabei und auch das Objektivportfolio weist noch ein Paar größere Lücken auf. Die Entscheidung in einem etwas unübersichtlich werdenden 4K-Segment ist damit nicht leichter geworden.



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