Test Panasonic HC-VX878 - 4K ohne Schnörkel

Panasonic HC-VX878 - 4K ohne Schnörkel

4K ist das Haupt-Verkaufsargument der neuen Top-Camcorder von Panasonic. Ansonsten hat sich eher wenig neues in der Gattung Camcorder getan..

// 10:41 Do, 21. Mai 2015von

Wie alle Kamerahersteller steht auch Panasonic steht mit seinen neuen Camcorder-Modellen vor einem schrumpfenden Markt. Die früher starken Konkurrenten Canon und JVC scheinen sich aus dem Markt schon still und leise zu verabschieden, weshalb das Segment der Top-Consumer-Camcorder (die typischerweise um die 1.000 Euro gehandelt werden) dieses Jahr dünn besetzt ist. Das Rennen um die 4K-Filmer-Gunst machen nur noch Sony und Panasonic untereinander aus. Statt Diversifizierung gleichen sich die Top-Modelle dabei auch noch stark aneinander an. So besitzt die Panasonic HC-VX878 (wie auch die fast baugleiche HC-WX979) einen 1/2,3-Zoll Sensor. Sony verbaut bei der FDR-AX(P)33 auch einen 1/2,3-Zoll-Sensor für 4K-Video. Die Hersteller geben für beide Modellreihen ca. 8,3 Millionen effektive Sensor-Pixel an. Der Weitwinkel ist gegenüber der direkten Sony-Konkurrenz (FDR-AX(P)33) praktisch gleich (ca. 30mm KB-Äquivalent), wie auch die Anfangsblende von f/1.8, die sich bei beiden Konkurrenten ebenfalls bis ca. f/3.5 erstreckt. Immerhin ein Unterschied: Gegenüber den Sony-Modellen besitzt die Panasonic einen 20fach-optischen Zoom (Sony nur 10fach). In FullHD nutzt die Pansonic etwas weniger Sensorfläche, was in vergleichbaren 37mm Anfangsbrennweite resultiert.



Panasonic HC-VX878 - 4K ohne Schnörkel : cam0


Im Vergleich zu Sonys Modellen, kann sich Panasonic mit der HC-VX878/WX979 dieses Jahr somit nicht mehr so klar absetzen,wie die Jahre zuvor. Zwar beherrschen nur die Panasonic Modelle gegenüber Sonys FDR-AX(P)33 nach wie vor eine volle manuelle Bildkontrolle, dafür kann Sony den besseren Bildstabilisator sowie einen zusätzlichen Sucher in Feld führen (auch wenn letzterer nicht sonderlich bemerkenswert ist). In der Bildqualität liegen die Kameras aufgrund der geringen Sensorgröße nicht so weit auseinander (s.u.).



Einziger Unterschied zwischen der WX979 und der VX878 ist übrigens die integrierte Twin-Camera im Display-Rand, die nun in der zweiten Generation auch tiltbar ist. Neu ist außerdem, dass der zweite Datenstrom nun auch von einem Smartphone (Wireless Twin) oder anderen Kameras stammen kann und nicht fest in das Material eingebrannt wird. Stattdessen hält die Kamera immer zwei Clip-Versionen vor: Eine mit und eine ohne PIP-Datenstrom. Interessant ist, dass auch die VX878 Wireless Twin Cameras nutzen kann. Dazu stehen viele Möglichkeiten bereit, die neuen Camcorder per Smartphone fernzusteuern oder für diverse Spezialanwendungen wie Babyphone zu nutzen. Zum Anwendungsfall als Überwachungskamera passt auch noch die altbekannte, neu beworbene Infrarot-Aufnahmefunktion für Nachtsicht.



Als echte Neuheit stellt Panasonic die HDR-Aufnahmemöglichkeit besonders heraus. Hierbei werden mittels einer Bewegungsinterpolation aus abwechselnd kurz und lang belichteten Einzelbildern einzelne Videoframes zusammengerechnet. Das Ergebnis bringt mehr Dynamik bei etwas unsauberer Bewegungsdarstellung. Heraus kommt immer ein FullHD-50p Datenstrom. Shutter und Blende können jedoch in diesem Modus nicht frei gewählt werden und in 4K steht diese Technologie auch nicht zur Verfügung.





LCD-Screen und Menüführung

Der LCD-Screen der Panasonic-Kameras wirkt für Smartphone-verwöhnte Augen pixelig und klein. Das Problem hat auch Sony, deren Display immerhin noch einen Tick schärfer erscheint und die noch mit einem zusätzlichen Sucher aufwarten können.



Auch die Menüführung wirkt etwas träger als bei Sony, ist aber noch absolut tolerabel. Allerdings wirken die Icons und Animationen in der Kamera mittlerweile etwas altbacken. Da mittlerweile viele Geräte des täglichen Lebens per Touchscreen gesteuert werden, dürften bei neuen Käufern die wahrgenommene Anmutung bei der Displaynavigation auch eine große Rolle beim Kauf spielen. Und da wirken die Panasonic Camcorder (aber genauso auch die Camcorder von Sony) wie Dinosaurier. Nichts flutscht sexy unter den Fingern, sondern alles wirkt fummelig erklickt und etwas ruckelig. Und leider finden sich auch kaum manuelle Regler an der Außenhaut, um die Kamera blind zu bedienen. Einzig ein mehrfach belegtbares Objektivrädchen (wie auch bei Sony) hilft beim schnellen Einstellen, für alles andere muss man ins Display-Menü. Eigentlich schade, denn gerade mit speziellen, externen Bedienelementen könnte sich die Gattung Camcorder noch deutlicher von Handys und Fotoknipsen absetzen.







4K-Format und Austattung

In 4K bietet die Panasonic mit allein 25p bei 72 MBit noch weniger Optionen als die Sony, die alternativ noch 24p beherrscht. Wer auf der Suche nach 4K mit 50Hz ist, muss bis auf weiteres also noch deutlich mehr investieren. Bei den Anschlüssen liegen beide Konkurrenten auf dem gleichen Niveau: Aussteuerbarer Mikro- und Kopfhörer-Anschluss sind in dieser Preisklasse Standard. Zum manuellen Fokussieren gibt es einen mehrfach belegten Objektivring sowie Peaking, jedoch keine Display-Lupe. Eine Zebra Funktion konnten wir ebenfalls nicht finden.



Panasonic gönnt wie immer seinen Kunden die volle manuelle Bildkontrolle über Shutter und Blende/Gain. Allerdings durften wir auch hier mittlerweile erleben, dass die Blende nach einer Shutterregelung automatisch in die volle Öffnung zurücksprang. Stellt man jedoch den Shutter zuerst ein, lässt sich die Blende anschließend ebenfalls frei feststellen. Auch die Bildcharakteristik lässt sich in Schärfe, Farbe, Belichtungs- sowie Weißabgleichverschiebung feintunen.



Stolz ist Panasonic auch auf seine Objektverfolgung beim Autofokus. Tatsächlich funktioniert diese beachtlich rasant, wäre jedoch bei einem großen Sensor noch weitaus sinnvoller zu gebrauchen.





Bildqualität

Bei der 4K Schärfe liegt die Kamera ungefähr mit der Sony Konkurrenz gleichauf.



Das Panasonic HC-VX878 ISO 4K-Schärfechart
Das Panasonic HC-VX878 ISO 4K-Schärfechart


Allerdings filtert die Kamera die hohen Frequenzen deutlich, was vor allem in den Kreisen auffällt, in denen sich fast keine Falschmuster zeigen. Inwieweit hier die Optik oder das Debayering hierfür verantwortlich sind, ist für uns nicht genau zu sagen. Die etwas steile Nachschärfung lässt sich in der Kamera glücklicherweise noch zurückdrehen.



Bei wenig Licht kann die Panasonic ebenfalls einen Vorteil gegenüber der Sony FDR-AX(P)33 herausarbeiten.



Die Panasonic HC-VX878 bei 12 Lux im Automatik-Modus
Die Panasonic HC-VX878 bei 12 Lux im Automatik-Modus


Das Bild ist heller, rauscht weniger und zeigt mehr Details. Man kann es manuell sogar noch mit 1/25s Shutter und manuellem Weißabgleich etwas weiter pushen:



Die Panasonic HC-VX878 bei 12 Lux mit manuellen Einstellungen
Die Panasonic HC-VX878 bei 12 Lux mit manuellen Einstellungen


Vergleicht man diese Low-Light-Aufnhamen jedoch mit der ungefähr gleichteuren Panasonic DMC-LX100, sieht man welche Vorteile ein größerer Sensor bei 4K-Aufnahmen tatsächlich bieten kann. Buchstäblich ein Unterschied wie Tag und Nacht.



Bei genügend Licht liefert die Panasonic dann ein typisches “Kleinsensor-Camcorder-Bild”:



Die Panasonic HC-VX878 bei 1200 Lux im Automatik-Modus
Die Panasonic HC-VX878 bei 1200 Lux im Automatik-Modus




Hohe Kontraste und satte Farben, das sich dank einstellbarer Bildcharakteristik jedoch noch etwas entsättigen lassen.





Fazit

Die Panasonic HC-VX878 (und ihre Schwester HC-WX979) wirkt irgendwie wie in der Zeit eingefroren. Würde nicht 4K groß auf dem Displaydeckel prangen, so könnte man meinen einen Camcorder von vor 3-4 Jahren in den Händen zu halten. Die ist sicherlich einerseits gut, weil die Bedienung damit altbekannt ist und keine Fragen aufwirft. Auf der der anderen Seite lösen die fehlenden Innovationen auch nicht unbedingt einen spontanen Habenwollen-Reflex aus. Am meisten kritisieren wir an der gesamten Geräteklasse, dass die Sensorengröße auch bei 4K so klein geraten ist. Geht man rein nach Bildqualität, so bekommt man mit der Panasonic LX100 für weniger Geld deutlich mehr. Der Autofokus ist dann vielleicht etwas weniger folgsam und der Bildstabilisator sowie der Zoombereich sind auch gegenüber der HC-VX878 etwas eingeschränkt. Dafür ist die Bildqualität einer LX100 hinsichtlich Schwachlicht, Dynamik, Schärfe und Natürlichkeit wirklich um Klassen besser, wobei die LX100 im Handel sogar aktuell günstiger zu erstehen ist. Panasonic würde mit einer LX100 im Camcorder-Gehäuse daher sicherlich mehr ambitionierte Anwender anziehen, als mit den aktuellen 4K-Camcordern. Nicht zuletzt dürfte das gerade erst vorgestellte projektorlose Modell von Sony (FDR-AX33) in dieser Preisklasse einigen Automatik-Filmern wegen dem außergewöhnlichen Bildstabilisator und dem Sucher attraktiver erscheinen als die HC-VX878.



Doch wer weiß? Panasonic hält sein eigentliches 3Chip-Top-Modell der Vorjahre (Panasonic HC-X929) immer noch im Produktprogramm. Dieses steht auch weiterhin trotz FullHD-Auflösung in der Produkthierarchie über den aktuellen 4K-Modellen. Vielleicht rutscht ja schon demnächst an diese Stelle im Produktportfolio ein neues 4K-Consumer-Top-Modell mit größerem Sensor...


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