Die Kamera erinnert bei der ersten Begegnung an ein Stück Kamera-Geschichte. Im Jahre 2002 stellte Panasonic die AG-DVX100 vor, die es seinerzeit in sich hatte. Sie war die erste Kamera deutlich unter 5.000 Dollar die 24p progressiv aufzeichnen konnte. Gegenüber dem üblichen Zeilensprungverfahren bedeutete dies erstmals nicht mehr an das Interlaced-Format des Fernsehens gefesselt zu sein. Die Sensorgröße der Kamera betrug nur 3 x 1/3-Zoll und es wurde maximal in SD mit 720 x 576 Pixeln aufgezeichnet. Dennoch waren die 24p schon Argument genug, um weltweit jede Menge Independent-Filmer für die Kamera zu begeistern. Nicht zuletzt war die AG-DVX100 gern gesehener Gast hinter den drehenden Milchglasscheiben diverser Super35mm-Adapter, um damit den Look des großen Kinos nachzuahmen.
Zielgruppe Indie-Filmer?
Der ähnliche Name der AG-DVX200 könnte nun 13 Jahre nach der AG-DVX100 wohl suggerieren, dass hier in irgendeiner Form ein Nachfolger für Independent -Filmer bereit steht. Doch die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Denn ein Großteil der günstig produzierten Filme entstanden in den letzten Jahren mit DSLRs, also filmenden Fotoapparaten. Deren große Sensoren liegen in der Ästhetik sehr nahe an klassischem Super35 Filmmaterial. Hinzu kommt, dass man mit wechselbaren Foto-Objektiven ähnlich flexibel arbeiten kann, wie mit Cine-Primes aus dem Profilager. Durch ihre feste Optik und ihren Micro Four Thirds Sensor kann die DVX200 jedoch diese Vorteile nicht ins Spiel bringen.

Darum dürfte diese Reinkarnation der AG-DVX100 diesmal nicht speziell für Independent Filmer interessant werden. Vielmehr ist die Zielgruppe jetzt die universelle One-Man-Show, die für jede Situation, von der Event-Veranstaltung bis zum inszenierten Hochzeitsfilm jederzeit schussbereit sein will. Die verbaute Leica-Optik deckt mit 12.8-167mm fast jeden denkbaren Anwendungsfall ab. Die Lichtstärke ist mit einer Anfangsbrennweite von F2.8 (bis 4.5) dagegen nicht unbedingt für extreme Nachtshots konzipiert. Dieses Metier liegt einer GH4 mit speziellen Festbrennweiten noch deutlich besser.
Dafür besitzt das Objektiv drei Ringe für Blende, Zoom und Fokus. Dazu lässt es sich per integrierter Zoomwippe steuern. Und nicht nur das. Auch eine Fokus-Transition lässt sich programmieren und automatisch abfahren. Sozusagen ein virtueller Fokus-Puller.
All dies sind Features, die man als DSLR-Filmer so nicht in die Hand bekommt. Auch sonst strotzt die Außenhaut der Kamera vor professionellen Bedienelementen, die nur selten einen Weg ins Menü erfordern. Wie die klassischen Helnkelmänner des letzten Jahrzehnts ist die Panasonic AG-DVX200 darauf ausgelegt, sofort drehbereit zu sein. Das gilt auch für den “riglosen” Betrieb. Hier braucht man keine separaten Audioverstärker, Recorder oder Monitore. Wer es dennoch will: Für die Montage von Zubehör (beispielsweise eines externen Recorders) bieten sich die im Handgriff eingelassenen Gewinde an. Hier kann zwischen 4 Positionen (2 x 3/8”, 2 x 1/4”) gewählt werden.

Auch ein ND-Filter ist wie der Bildstabilisator fest im , bzw. vor dem Objektiv integriert. Der ND-Filter ist übrigens dreistufig ausgelegt (1/64, 1/16, 1/4, sowie off) und bietet somit auch bei gleißendem Sommer-Sonnenschein genügend Reserven.