Hier unser Praxistest mit der neuen Nikon Flaggschiffkamera Nikon Z9 inkl. 2.0er Firmware Update. Bei unserem Praxisdreh sehen wir uns das neue, interne 12 Bit 8K RAW, LOG-LUT Workflows, die Hauttonwiedergabe und die Zeitlupenfunktion mit 60p und 120p RAW der Nikon Z9 etwas genauer an …

Bereits bei unserem ersten Praxistest mit der Nikon Z9 hier auf slashCAM hatte die Nikon Z9 viel Potential bei den Videofunktionen gezeigt und auch unser aktuelle Labortest inkl. 8K RAW Auswertung bestätigt die aktuelle Ausnahmestellung der Nikon Z9 – vor allem mit Blick auf das intern aufgenommene 8K 60p RAW.
Entsprechend haben wir auch bei unserem Tageslichtdreh mit Caro den Fokus auf das neue 12 Bit 8K RAW in 50 und 120p gelegt:
Unser Kamerakit war erneut eher schlank gehalten. Zum Einsatz kam hier neben der Nikon Z9 lediglich das Nikkor Z 24–70 mm 1:2,8 S sowie eine Angelbild CFexpress Karte (512 GB). Alle Aufnahmen haben wir aus der Hand gefilmt.
Nikon Z9 mit 2.0 Firmware - mehr als RAW
Zwar sind die neuen Video RAW-Funktionen klar die Highlights des Nikon 2.0 Firmwareupdates doch bevor wir dazu kommen, sollte nicht vergessen werden, dass mit der neuen Firmware auch weitere, für Videoanwender interessante Funktionen zur Nikon Z9 hinzugekommen sind.

So zählt der jetzt verfügbare Waveform-Monitor für uns mit zu den wichtigsten Neuerungen des 2.0er Updates. Zwar löst die Waveform-Anzeige bei der Z9 im Vergleich zur Konkurrenz etwas gröber auf, aber als schnell verfügbares Belichtungstool, gerade auch um den maximalen Belichtungsspielraum mit Nikon RAW schnell kontrollieren und ausschöpfen zu können, funktionierte das neue Waveform-Monitoring bei unseren Aufnahmen einwandfrei.
Klein aber fein in der Praxis: Mit dem 2.0 Firmwareupdate besitzt die Nikon Z9 jetzt auch einen Aufnahme Indikator in Form eines roten Rahmens um das Sucherbild (EVF und Monitor), wie man es immer häufiger bei höherwertigeren Video-DSLMs findet.
Ebenfalls gut gefallen hat uns ein neues, videozentriertes Statusdisplay, das Nikon mit der 2.0 Firmware an der Z9 implementiert hat.

Hier lassen sich nun alle Video- und Audio-relevanten Infos inkl. HDMI-Out Parameter (!) übersichtlich ablesen.
Nicht unerwähnt lassen wollen wir auch die optional jetzt feinere ISO Segmentierung der Nikon Z9. Zwischen einer Blende Belichtungsumfang lassen sich jetzt bis zu sechs ISO Stufen wählen.
Zusammen mit den neuen RAW-Funktionen bietet das Nikon 2.0 Firmwareupdate also ein vergleichsweise großes „Videopaket“ für die Nikon Z9 an. Das heisst jedoch nicht, dass unser Wunschzettel für künftige Firmwareupdates der Z9 bereits leer wäre.
Ganz oben findet sich derzeit False Color Monitoring und auch bei der Postproduktion von Nikon N-Log dürften gerne noch ein Paar LUTs hinzukommen - und damit sind wir jetzt beim neuen Nikon RAW angekommen ...
12 Bit NikonRAW Hauttöne LOG/LUT Workflow
Aktuell steht für Nikon N-Log die 1.03 Version der REC 709 LUT zur Verfügung, die als Cube 3D-LUT auf den Namen „Z_9_N-Log-Full_to_REC709“ hört. Wer also REC709 benötigt, wird hiermit entsprechend bedient, handelt sich jedoch auch sehr hohe Kontraste und einen – in unseren Augen - wenig gefälligen „Videolook“ mit ebenfalls eher mittelmäßigen Hauttönen ein.

Leider stellt Nikon aktuell nur diese eine LUTs zur Verfügung. Gerne würden wir – wie bereits an anderer Stelle erwähnt – weitere Optionen seitens von Nikon sehen – zumal Nikon absolut in der Lage ist, exzellente Hauttöne zu produzieren. Eine High Dynamic Range 709-nahe LUT inkl. reduzierter Farbkontraste wäre hier sehr willkommen.
Wer kein 709-konformes Bild benötigt, fährt daher deutlich besser, das LOG-Material selbst zu graden.

Belohnt wird man hierbei mit besserem Highlight-Rolloff, natürlicheren Hauttönen und weniger harten Mikro-/Farbkontrasten.
Und hier lässt dann die Nikon Z9 auch ihr Potential hinsichtlich Hauttonabstufung und natürlicher Abbildung aufblitzen. Wer das Nikon RAW LOG-Material selbst graden möchte, sollte besonderen Fokus auf die Farbbalance, das Highlighthandling sowie die Art der Farbsättigung legen – bei Interesse gerne hierzu ein anderes Mal ausführlicher.

Der schnellste Weg zu ansprechenden Hauttönen führt beim Nikon RAW Log-Material über den Resolve Color Managed Workflow. Mit entsprechenden, zusätzlichen Farbkorrekturen kommt man hier dann bereits recht weit.
12 Bit RAW 50 und 120 fps
Die wohl spektakulärste Funktion der neuen Nikon Z9 Firmware stellt das interne 50p RAW Recording mit max 8K Auflösung sowie das interne 120p RAW Recording mit max 4.1K dar. Damit bietet die Nikon Z9 aktuell die höchsten internen RAW-Frameraten im DSLM-Segment an.

Gleichbleibend hohe Qualität produziert die Nikon Z9 vor allem für all diejenigen, die das 8K RAW Material auf einer 4K Timeline als Oversampling-Material nutzen. Zwischen 24 und 60p bleibt hierbei die Bildqualität gleich und damit lässt sich dann auch unproblematisch Zeitlupen und 24/25p-Material auf der Timeline mischen. Allein dafür dürfte sich für viele das 2.0er Firmware Update der Nikon Z9 lohnen.
Dass die Nikon Z9 auch 4K 120p RAW-Material anbietet, begrüßen wir ausdrücklich - auch wenn sich vortrefflich darüber streiten lässt, wie „RAW“ ein linegeskippter Fullframe-Sensor-Readout eigentlich noch ist. In der Praxis sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, dass das 4K/120p RAW Material nicht ganz mit der Qualität des downgesampelten 8K 50/60p RAW-Materials mithalten kann.

Entsprechend sieht man auch bei unseren 120p-Aufnahmen mit Caro – vor allem an Details am Kopfhörer teilweise Aliasing-Artefakte im 4K 120p RAW Material (in der YouTube-Komprimierung unserer Praxis-Clips dürften die allerdings kaum mehr zu sehen sein).
Unterm Strich bleibt für uns eine recht beeindruckende High-Framerate RAW-Performance der Nikon Z9 stehen, die insbesondere für das 8K 50/60p Material gilt und die umso höher einzustufen ist, als die Nikon Z9 hierfür keinen Lüfter benötigt und auf Grund ihres großen Akkus über exzellente Laufzeiten verfügt (in 4K 10 Bit Log 25p haben wir knapp über 3.5 Stunden im Nonstop-Betrieb pro Akkuladung gemessen).
12 Bit Nikon RAW in der Postproduktion
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis für uns im Umgang mit dem neuen Nikon RAW: Was die belgische Codec-Schmiede intoPIX mit TicoRAW aka Nikon RAW da an RAW-Performance für die Postproduktion auf die Beine gestellt hat, kann mit den performantesten RAW-Formaten am Markt locker mithalten und übertrifft diese sogar und dies bei erstaunlich geringer Datenrate.

Wir waren in der Lage auf dem MacBook Pro Redaktionslaptop mit M1 Max Prozessor (32 GB) drei parallele 8K Nikon RAW 25p Files in einem 8K Projekt unter DaVinci Resolve 18 Beta abzuspielen. Das stellt die beste von uns bislang gemessene 8K RAW-Performance im Schnittbetrieb dar.
Vergleicht man die Filegröße von 8K Nikon RAW mit anderen, komprimierten 8K RAW-Formaten – etwa mit ProRes Raw HQ – landet Nikon RAW bei einer um ca. 30% reduzierten Datenrate. Das ist Angesichts der sehr guten Schnittperformance ziemlich beeindruckend.
Bleibt zu hoffen, dass sich Nikon mit RED vor Gericht in Sachen internes RAW einigen kann – denn Nikon und intoPix zeigen hier exemplarisch, was mittlerweile in Sachen interner RAW-Kompression UND Performance möglich ist.

Eine Einigung mit RED dürfte auch die Chance erhöhen, dass Nikon RAW in weiteren Schnittsystemen Einzug hält - denn bis Dato stellt DaVinci Resolve unserer Kenntnis nach das einzige Postproduktionssystem dar, das Nikon RAW verarbeiten kann. Eine Nikon RAW Verarbeitungsoption in Premiere Pro, Final Cut Pro, Avid etc. dürfte der Akzeptanz von Nikon in der Filmer-Community durchaus gut tun (– ebenso wie mehr LUT-Unterstützung (und False Color!).
Fazit
Mit der 2.0er Firmware hievt Nikon seine Flaggschiffkamera Nikon Z9 auf ein neues Niveau für die Bewegtbildproduktion. Mit der internen Aufnahme von 8K Nikon RAW mit max. 50/60p, 4K Nikon RAW mit max. 120p sowie 4K ProRes RAW mit max. 60p stellt die Nikon Z9 aktuell eine Ausnahmeerscheinung dar. Das 8K LOG Nikon RAW zählt im Verbund mit dem hochwertigen Vollformatsensor zum besten, was der Vollformat-DSLM Markt derzeit zu bieten hat - und dies nicht nur bei der Qualität sondern auch bei der Schnittperformance. Und auch die neuen Videofunktionen wie Waveform-Monitoring, Rec-Rahmen u.a. dürften bei Bewegbildschaffenden Gefallen finden.
Im Hinterkopf sollte man behalten, dass das Nikon RAW LOG-Material zu den anspruchsvolleren (und damit auch etwas zeitintensiveren) LOG-Formaten bei der Farbkorrektur zählt und die Z9 im praktischen Handling in erster Linie für Sportfotografen ausgelegt bleibt. Darüber hinaus hinterlässt der noch nicht gelöste Rechtsstreit mit RED hinsichtlich der internen RAW-Aufnahme bei uns zumindest ein kleines Fragezeichen.
Unterm Strich demonstriert die Flaggschiff Nikon Z9 mit dem 2.0er Firmware Update in vielerlei Hinsicht, was technisch aktuell im Vollformat DSLM-Segment möglich ist. Wer vor allem als Sport-/ Actionfotograf sein Geld verdient, erhält hier ein mächtiges Filmwerkzeug quasi umsonst hinzu.