Oberfläche
Nach der problemlosen Installation fühlt der Anwender sofort den professionellen Anspruch des Systems: Keine bunten Icons und zahllose Fenster, sonder eine aufgeräumte, in edlem Grau gehaltene Oberfläche erfreut das Auge. Nach etwas Einarbeitungszeit spürt man die Philosophie hinter "FAST Studio". So wurden viele Konzepte nicht von der Konkurrenz übernommen, sondern im Dialog mit zahlreichen Cuttern komplett neu entwickelt. Das beginnt schon bei der Oberfläche, die sich beliebig modifizieren läßt. Jeder Button und jedes Tatstaturkürzel lassen sich beliebig positionieren bzw. ändern um den Desktop an die persönliche Arbeitsweise anzupassen. Der Clou an der Sache ist jedoch, daß sich diese Anpassungen auch als Profile auf Diskette speichern lassen. Dadurch steht dem Cutter auf jedem beliebigen FAST-System sofort seine gewohnte Arbeitsumgebung zur Verfügung. Wer vor einem Job erst einmal den zerkonfigurierten Desktop eines Kollegen "entklüsern" mußte, dürfte dieses Feature schnell zu schätzen wissen.
Auch die sonstige Bedienung des Programms ist bis ins letzte Detail durchdacht. Jede wichtige Funktion ist immer nur einen Mausklick entfernt, was im professionellen Bereich enorm wichtig ist. Da Studio-Systeme in der Regel mit 2 Desktop-Monitoren ausgestattet sind können nicht immer alle notwendigen Fenter auf einen Bildschirm bequem dargestellt werden. Für den Ein-Monitor-Betrieb wurde daher am unteren Rand des Desktops ein kleines Icon implementiert, mit dem sich zwischen verschiedenen Fesnterkombinationen umschalten läßt. Selbst auf einem Laptop mit 1024er Auflösung läßt sich so schnell und (fast) ungehindert arbeiten.
In Action
Im ersten Schritt eines professionellen Projekts müssen oft unzählige Videotapes zuerst gesichtet und die gewünschten Szenen dann auf Festplatte gebannt werden (Logging und Capturing). Professionelle Software wird daher in erster Linie daran gemessen, wie einfach die Verwaltung dieses Vorgangs zu bewerkstelligen ist. Die Software bietet in dieser Hinsicht ein sehr leicht zu bedienendes Logging Tool. Dieses kann verschiedenen Casetten benennen und einzelne Szenen mit In- und Out-Punkten "on the Fly" markieren. Nach der Sichtung werden die gewünschten Szenen automatisch auf die Festplatte geschrieben, wobei das Programm die benötigten Bänder nacheinander anfordert. Dies funktionierte bei unseren Tests auch problemlos, solange der Timecode auf einem Tape nicht unterbrochen war. Bei einem Sprung im Timecode verhaspelt sich das System jedoch unweigerlich. Profis achten daher grundsätzlich darauf, daß der Timecode auf jedem Band durchgehend ist, indem sie jedes Tape vor der eigentlichen Aufnahme einmal komplett, unterbrochen beschreiben.
Sind die Clips auf der Festplatte gelandet, können diese auf verschiedene Weise auf die Timeline gelangen. Fürs Soryboarding können Clips probeweise vor dem eigentlichen Schnitt bereits auf dem Desktop oder im Projektfenster angeordnet werden. Natürlich stehen auch jeweils ein Source- und Programm Fenster zur Verfügung, welches den klassischen Schnitt ermöglicht. Die Software reagierte auf unserem Testsystem (Dual 1GHz Pentium III, 256 MB RAM) sehr schnell. Jedes Scrubben in der Timeline bewirkte eine sofortige Darstellung der Preview sowohl in den Vorschaufenstern als auch auf dem externen Monitor. Da das System jedoch nur über eine digitale Ausgabe via Firewire verfügt, muß für letzteres ein externer DV-Analogwandler zwischengeschaltet werden (z.B. ein Camcoder mit DV-in).
Die Effektvielfalt des System ist extrem "erlesen" und unterstreicht den eigentlichen Anspruch des Systems. Nur Effekte die für die täglichen Schnittaufgaben notwendig sind, wurden in dem Programmpaket implementiert. Wer auf der Suche nach bunten Verfremdungsfiltern ist, dürfte mit Media-Studio oder Premiere besser aufgehoben sein. Die wichtigsten, integrierten Effekte teilen sich in folgende Gruppen:
- Mit der 2D-DVE lassen sich Bilder in ihrer Größe und Position verändern, sowie 2-Dimensional rotieren.
- Eine Filterbox beinhaltet eine erlesene Auswahl der meistgebrauchten Filter (z.B. gaußscher Weichzeichner, Invertieren, Cropping oder Transparenz).
- Die Farbkorrektur erlaubt es in verschiedenen Farbräumen sehr gezielte Veränderungen vorzunehmen.
- Der Keyer unterstützt die 4 Standard Key-Typen (Chroma, Luma, RGB, sowie Bluescreen). Gerade letzterer funktioniert mit DV-Material erstaunlich gut.
- Mittels SpeedControl kann die Abspielgeschwindigkeit eines Clips zu verändert werden.
- Der WipeEditor sorgt schließlich für die Gestaltung von Übergängen, falls eine Weiche Blende nicht ausreichen sollte.
Ob man es glauben mag oder nicht, professionelle Cutter sind in der Regel mit einem derartigen Funktionsumfang vollauf zufrieden, solange die Effekte saubere Ergebnisse liefern. FAST Studio genügt in dieser Hinsicht den geforderten professionellen Ansprüchen vollauf: Alle Effekte werden mit sauberen Kanten in Subpixelqualität ausgegeben. Wichtig ist in dieser Hinsicht wiederum die Bedienung. Alle Effekte besitzen die essentiellen Einstellparameter und jede Veränderung wird sofort in allen Previewquellen sichtbar. Diese baut sich bei komplexen Effekten dynamisch auf, d.h. zuerst in verminderter Auflösung und nach kurzer Zeit auch in bester Qualität. Diese direkte Kontrolle ist für effektives Arbeiten enorm wichtig. Weiters finden sich auch hier kleine, durchdachte Zusatzfunktionen, die- einmal gelernt- die eigentliche Arbeit enorm beschleunigen: So besitzt beispielsweise jeder Parameter einen eigenen Rückstellknopf. Mißfällt eine Parametereinstellung, so kann diese mit einem Mausclick wieder auf ihren Ursprungswert gesetzt werden. Ebenso können alle Effekte durch dynamische Keyframes verändert werden, d.h. der Funktionsverlauf zwischen zwei Keyframes wird durch eine Kurve beschreiben werden und muß nicht linear sein. Dadurch geraten beispielsweise Bewegungsverläufe natürlicher, da Objekte sanft abgebremst oder in der Bewegung beschleunigt werden können.
Zuletzt steht für Titel ein integrierter Titelgenerator zur Verfügung, der ebenfalls professionellen Ansprüchen genügen dürfte. Da er stark dem berühmten Insciber nachempfunden ist, kommt man schnell zu ansprechenden Ergebnissen.
Wer noch mehr Effekte einsetzen will, kann das mitgelieferte Boris FX-Ltd. zurückgreifen, welches viele bekannte "Hingucker" unter FAST Studio zur Verfügung stellt. Dabei ist die Integration des Plugins jedoch nicht sehr gelungen. Bei vielen Effekten erkennt man das "Programm im Programm", da die meisten Effekte in einer eigenen Timeline bearbeitet werden müssen. Dabei fallen viele Vorzüge der Studio-Software unter den Tisch. Unter anderem die direkte Preview der Veränderungen am externen Monitor.
Als Alternative bietet sich hier das eingangs erwähnte Production Pack für weitere 2300,- DM an. Dieses erweitert die Studio Software um folgende Features:
Mit einer sogenannten ´Container´-Funktion können komplexe Sequenzen in der Timeline zu einem Clip verschmolzen werden. Außerdem wird die Effektbibliothek um zahlreiche weitere 3D-Effekte erweitert. Im Audio-Bereich gibt es zusätzliche Voice-Over-Funktionalität, globale Audio-Modifikationen sowie eine direkte Audio-Waveform Anzeige in den Source- und Clip-Viewern.
Um externe Programme in den Arbeitsablauf zu integrieren, können ein Clip oder eine Sequenz in fremde Anwendungen geschickt werden. Das gewählte Programm öffnet sich anschließend automatisch und lädt die Clips zur weiteren Verarbeitung direkt in seine Timeline. Dies funktioniert unter anderem mit Compositing-Anwendungen, die QuickTime-kompatibel sind, wie z.B. Adobe After FX oder Commotion. Aber auch Audio Clips können hiermit zur Nachbearbeitung geschickt werden.
Das Production Pack enthält weiters einige Zusatzprogramme:
- Einen MPEG1/2-Encoder von Darim (DVMPEG 5)
- Die DVD-Authoring-Software SpruceUP, sowie
- Für Audio-Editing und mehr AudioEffekte (die wir in diesem Test vermißt haben) Soundforge XP