Bildqualität
Wie in unseren Messergebnissen bereits veröffentlicht, hat sich gegenüber dem Vorgänger-Modell nichts verändert. Die XL H1s/a reizt bei der Schärfe HDV praktisch voll aus und bildet dafür auch chromatische Aberrationen deutlich ab. Auch die Farben wirken sehr natürlich wobei sich alle Geräte in dieser Preisklasse so umfangreich farblich justieren lassen, dass ein Urteil eigentlich immer nur subjektiv ausfallen kann. Im Low-Light-Test neigt die Canon dagegen zu viel Rauschen, sobald der Gain dazukommt. Hier hat sich bei der Konkurrenz (und den neuen CMOS-Sensoren) in letzter Zeit viel positives getan, wodurch das Low-Light-Verhalten der XL H1 nicht mehr ganz „State-Of-The-Art“ ist.
Sonstige Auffälligkeiten
Der integrierte 25-Frame-Modus (25f) ist eigentlich ein integrierter Deininterlacer für die Zusammenlegung der beiden Halbbilder. Das Ergebnis konnte uns dabei nicht überzeugen und wirkt schlechter, als bei Sonys neuen HDV-Kameras. Dazu macht der proprietäre 25f-Datenstrom der Canon auch in manchen Schnittsystemen nach wie vor Ärger.
Im Gegenzug bleibt das separat erhältliche Console-Programm nach wie vor einzigartig. Hiermit lässt sich die Kamera via Laptop fernsteuern, wobei dieser auch gleich noch als Recorder und super-scharfer Vorschaumonitor fungiert. Dadurch lassen sich viele Nachteile der XL H1 in der Produktion abfedern. Schade, dass das Programm nach wie vor (für ca. 500 Dollar) zugekauft werden muss.
Marktumfeld
Die Canon XL-Serie hat schon eine ziemlich bewegte Vergangenheit als Profi-Kamera-Serie auf dem Buckel. Wir haben mal kurz recherchiert und die Erscheinungsdaten der verschiedenen XL-Modelle zusammengetragen:
1997 XL 1
2001 XL 1s
2004 XL 2
2005 XL H1
2008 XL H1s/a
Hierbei sticht vor allem das kurze Zeitfenster zwischen XL 2 und XL H1 ins Auge. Auch wenn es sich hierbei offiziell nicht um eine Nachfolgemodell-Abfolge handelte, nahmen dies dennoch viele Anwender genau so wahr. Manche waren auch durchaus verärgert, weil sie eigentlich mit einer späteren HD-Ablöse gerechnet hatten, und die XL H1 die XL 2 im Wiederverkaufswert deutlich drückte. Und so fragen sich jetzt wieder viele Filmer, ob denn die XL H1a/s nicht schon sehr bald einen Flash-basierten Nachfolger erhalten wird. Wir denken auf jeden Fall ja.
Andererseits setzen viele Firmen im Profi-Bereich nach wie vor gerne auf HDV, weil hier einfach ein sauber definierter und zuverlässiger Workflow vorliegt. Und das scheint vielen Käufern wichtiger zu sein, als FullHD und AVCHD oder MPEG2 mit hoher Datenrate.
Dass dies noch ein wichtiger Markt ist belegen auch die neuen Sony-Modelle S270 und Z7, die gleichzeitig nun erstmals eine Konkurrenz zu Canons Wechseloptik darstellen. So gesehen muss sich Canon auf jeden Fall etwas neues einfallen lassen.
Mit minimalem Aufwand hätte Canon die XL H1 hierbei interessanter gestalten und den notwendigen Schritt in richtig Profi-Flash-Cam verzögern können: Wenn die XL H1s HDV (auch) auf CompactFlash oder SDHD aufzeichnen könnte. Eben genau das bietet Sony mit dem andockbaren CF-Recorder noch als zusätzliches Schmankerl.
So gesehen bietet die neue XL H1 kaum noch Alleinstellungsmerkmale gegenüber der neuen Sony Pro-HDV Serie und wirkt keinesfalls mehr so innovativ, wie bei der Einführung vor drei Jahren.
Da scheint es nur logisch, dass faktisch mit der XL H1a eine deutliche Preissenkung durchgeführt wurde.