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Test : Canon XF705 1" 4K-Camcorder - Teil 1: Ausstattung, Bedienung und Formate

von Fr, 8.Februar 2019 | 5 Seiten (Artikel auf einer Seite)


Sensor und Optik
Display und Sucher
Bedienung
Modernes Aufzeichnungsformat XF-HEVC mit Tücken



In den letzten Jahren wurden Super35-/Vollformatkameras bezahlbar, die für viele Anwender endlich Großsensor-Anmutung (in Form von Tiefenschärfe, Dynamik und Lichtstärke) möglich machten. Dadurch sind sogenannte Henkelmänner mit relativ kleinem Sensor und fest verbautem Zoomobjektiv bei vielen Filmern aus dem Fokus gefallen. Jedoch gibt es nach wie vor Interesse an solchen Modellen, wie unter anderem das Feedback bei slashCAM auf die Ankündigung der Canon XF705 zeigte.

Für bestimmte Anwendungen (u.a. Events, Nachrichten oder Doku) sind funktionelle Features oft weitaus wichtiger als eine große Sensorfläche. Dazu zählen schnelle Einsatzbereitschaft, große Flexibilität, blinde Bedienung, lange Akkulaufzeit und wenig bis keine Zubehör-Anbauten. Canons XF-Serie hat hierbei eine gewisse Tradition zu wahren, denn sie steht schon seit fast einem Jahrzehnt für Canons Profi-Henkelmänner mit bandloser Aufzeichnung. Und in dieser Tradition soll sich nun auch die neue Canon XF705 als universelles Arbeitstier bewähren.



Die Ausstattung



Nach dem Auspacken fällt erst einmal auf, dass es sich hierbei nicht gerade um einen kompakten Henkelmann handelt. Die XF705 ist relativ lang und volumniös geraten, wodurch die Bedienung mit der Handschlaufe für kleine Hände nicht mehr bequem möglich ist. Große Hände fühlen sich dagegen aufgrund der großzügigen Ausmaße hier umso mehr wohl.



Wie viele Camcorder der XF-Serie verfügt auch die XF705 im Gegensatz zu Consumer-Modellen über 2-Kanal-16-Bit-48-kHz-XLR-Audioaufzeichnung, einen mehrstufigen ND-Filter, Waveformmonitor sowie zwei SD(HC/XC)-Karten Steckplätze für Dual-Recording oder Relay-Aufnahme. Gegenüber der Konkurrenz sticht die XF705 durch ihre interne 10 Bit 4:2:2 4K-Aufnahme mit bis zu 60p heraus. Dies beherrscht mit einem 1 Zoll Sensor aktuell nur noch die GY-HC500/550 von JVC. Bei Sony und Panasonic ist man dagegen noch auf 8 Bit und/oder 30p und/oder kleinere Sensoren beschränkt. Selbst der gerade frisch vorgestellte, technisch sehr ähnliche Panasonic AG CX350 schafft in 50/60p die 4K/10Bit-Aufzeichung nur mit 4:2:0 Farbsampling.



Sensor und Optik



Der 1-Zoll Sensor basiert auf der DualPixel-AF Technologie, die einen enorm zuverlässigen Autofokus Betrieb gewährleistet. Den integrierten DIGIC DV6-Bildprozessor hat die Kamera übrigens mit der C200 gemein, weshalb sich auch hier einige bekannte Features finden. Beispielsweise der Dual Pixel Focus Guide, der beim manuellen Fokussieren anzeigt, wie genau ein Objekt in der Schärfeebene liegt.



Der eingebaute ND-Filter kennt drei Stufen, die sich über zwei Taster in beide Richtungen durchsteppen lassen. Also 0, 1/4, 1/16 und 1/64. Damit ist jede Einstellung maximal 2 Klicks entfernt.

Das fest verbaute 15-fach Zoom-Objektiv startet bei Blende 2,8 und endet bei Blende 4,8 im maximalen Zoombereich. Es verfügt über drei manuelle Steuerringe für Blende, Fokus und Zoom, wobei nur letzterer einen Endanschlag bietet. Direkt übertragen wird der Zoom allerdings dennoch nicht, sondern es handelt sich wie bei Blende und Fokus um eine Servo-Konstruktion. Der Weitwinkel startet bei kb-äquivalenten 25,5mm und geht bis zu 382mm. Das darf man guten gewissens als "universell" bezeichnen.



Neben den Ringen stellt die Kamera auch noch zwei Zoomwippen zur Verfügung. Eine äußerst wuchtige am rechten Handgriff und eine ziemlich kleine auf der Oberseite des Tragegriffs. Mit der wuchtigen lassen sich sehr sanfte Zoomfahrten realisieren, zumal sich die Zoomgeschwindigkeit im Menü feintunen lässt. Die kleine Wippe ist dagegen weitaus unsensitiver zu bedienen und dürfte in erster Linie zum Einsatz kommen, wenn man die Kamera von oben trägt und in ungewöhnlicher Position die Brennweite verändern will.



Display und Sucher



Das 4-Zoll-Touchscreen-LCD-Display der Canon XF705 kann zu beiden Seiten aufgeklappt werden. Es kann dadurch äußerst variable Positionen einnehmen und bietet damit auch aus ungewöhnlichen Kamerapositionen eine kontrollierte Aufnahme. Ein dezidierter Mirror-Button wurde direkt an der Oberkante integriert. Die sonstige Bedienung läuft über Buttons an der Oberseite des Griffs.



Offensichtlich gibt es keinen großen Bedarf für den Mirror-Button, denn bei unserem Testmodell war die Taste noch funktionslos, bzw. schaltete das Display einfach schwarz. Uns störte jedoch mehr, dass auch in der maximalen Vergrößerung keine feinen 4K-Details dargestellt werden. Stattdessen werden Pixel bei voller Vergrößerung auf dem Display wiederholt. Das macht die Darstellung vielleicht noch etwas besser sichtbar, aber nicht detaillierter. Auch bei vielen Sony Kameras stößt man auf ein ähnliches Verhalten. Der Grund liegt meist in den DSPs, die nicht mehrere 4K Signale (eines für die Aufzeichnung und eines für die Vorschau) verarbeiten können. Gleiches gilt übrigens für den 0,46-Zoll OLED-Sucher, der uns ansonsten sehr gut gefiel und wenig ruckelte.





Bedienung



Wer schon einmal einen Canon Camcorder bedient hat, fühlt sich sofort zu Hause. Alle Tasten finden sich an den typischen Stellen und fast alle relevanten Einstellmöglichkeiten lassen sich an der Außenhaut über Schalter einstellen ohne ins Menü wechseln zu müssen. Mit etwas Erfahrung lässt sich die Kamera schnell im Blindflug bedienen, also ohne den Blick vom Sucher oder Display abwenden zu müssen.



Es gibt typischerweise für den Gain drei vordefinierbare Stellungen und für den Weißabgleich zwei schaltbare Presets, die sich durch einen manuellen Weißabgleich ebenfalls schnell "vor Ort" zuweisen lassen. Klassische EB-Kameramänner erwarten so eine Bedienung. Jüngere Filmer finden es oft schlüssiger beispielsweise den Gain oder Weißabgleich einfach per Drehregler komplett regelbar zu gestalten.

Die Bildcharakteristik kann mit vielen Parametern wie Blackgamma, Knee, Sharpness, oder Schwarz und Weißpunkt beeinflusst werden. Dazu gibt es jede Menge Profile, unter anderem C-Log 3, HLG, PQ, Rec 709 und Rec 2020.

Sehr interessant fanden wir die Feintuning-Möglichkeiten einiger Automatiken. MIttels Shockless Gain oder Shockless AWB, lässt sich einstellen, dass die Veränderungen der Werte nur sehr langsam fließend stattfinden soll. So wird das Auge des Betrachters nicht durch einen stufigen Übergang eines Parameters gestört. Auch Autofokus- oder Zoom-Geschwindigkeit können fast beliebig weich eingestellt werden.

Schon der mitgelieferte BP-A30 Akku (mit 45 Wh) hielt bei uns im gemischten Betrieb ca. 2 Stunden und 15 Minuten. Ein Akku mit doppelter Kapazität (Canon BP-A60, 90Wh) sollte daher sogar eine Betriebszeit von rund 4,5 Stunden ermöglichen.



Modernes Aufzeichnungsformat XF-HEVC mit Tücken



Ebenfalls erstaunlich modern (und für Canon unerwartet früh) bietet die Kamera eine Aufzeichnung mit H.265/HEVC-Kompression in einem MXF-Container. Dieses Format komprimiert noch einmal deutlich effektiver als der aktuelle Standard H.264. Bei der Bearbeitung benötigt H.265/HEVC zwar deutlich mehr Prozessorleistung, dafür spart es gehörig Speicherplatz bei der Aufzeichnung. In der maximalen Einstellungen benötigt die X705 bei 4K60p in 10Bit 4:2:2 maximal 20 MB/s. Damit reicht eine günstige 128GB SDXC Karte bereits für mindestens 100 Minuten Aufnahmezeit in höchster Qualität. Da die Karte nicht einmal besonders schnell muss und man dazu gleich eine Sicherheitskopie im zweiten Slot aufnehmen kann, kommt man bei den Aufzeichnungsmedien für die XF705 konkurrenzlos günstig weg.



Wie die Tabelle zeigt, gibt es vor dem nächsten Firmware-Update noch praktisch keine H.264-Formate. Für 10 Bit und/oder 4K muss man aktuell immer in HEVC aufzeichnen. Und damit stehen noch einige Hürden für eine erfolgreiche Bearbeitung im Weg. Denn es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch relativ schwer das 10 Bit 4:2:2 XF-HEVC-Format von Canon überhaupt zu bearbeiten. Am Mac war es (Anfang Februar 2019) auch mit den aktuellsten Versionen von Final Cut Pro X (10.4.5.) und den XF-Utilities (v.3.4.0) nicht zu öffnen. Ebenso scheiterten noch ngängige Utilities wie der VLC-Player (V.3.0.6).

Am PC können immerhin schon EDIUS und die kostenpflichtige Studio-Lizenz von Resolve die 10 Bit 4:2:2 XF-HEVC-Files öffnen. Unter Resolve gelang es uns dabei jedoch nicht die Beschleunigung durch eine NVidia 1080Ti zu nutzen, weshalb wir nur mit sehr ruckeligen 7 fps arbeiten konnten. Und auch unter Edius kamen wir mit einem Intel Core i7 5820K (6x 3.90GHz+HT) auf ähnliche Frameraten. GrassValley will jedoch in naher Zukunft einen optimierten Decoder nachreichen.

Unter Premiere ließen sich die Dateien letzten Endes ebenfalls mit einem Trick öffnen, (indem man die mxf-Endung auf .mpg ändert), jedoch war auch hiermit keine flüssige Wiedergabe möglich. Offiziell wird das Format noch gar nicht unterstützt und Adobe nennt auch keinen Zeitplan für eine Veröffentlichung.

Im zweiten Teil -der in Kürze folgt- sehen wir uns noch die Bildqualität näher an und liefern euch schließlich unser Fazit.


  

[24 Leserkommentare] [Kommentar schreiben]   Letzte Kommentare:
freezer    09:53 am 12.2.2019
Es ist eben nicht eine extreme Nachschärfung, sondern eher das Gegenteil. Die Bilder wirken, als wäre die Schärfe im hochfrequenten Bereich runtergedreht und dafür in den...weiterlesen
Jost    00:18 am 12.2.2019
R
DeeZiD    20:18 am 10.2.2019
Die extreme Nachschaerfung kann durchaus auch Details vernichten, aber YouTube in 4K sollte das Bild nicht so sehr weichspuelen wie im Beispiel.
[ Alle Kommentare ganz lesen]

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update am 7.Dezember 2023 - 15:15
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