Im abschließenden Teil unsere Panasonic EVA1 Praxistests schauen wir auf das Layout und Handling der EVA1, stellen Rigging-Optionen vor, vergleichen den Belichtungsspielraum mit der Canon C200, stellen die Frage nach Sucher vs Monitor und kommen zu unserem finalen Fazit.
Panasonic AU-EVA1
Vorab hier nochmal unsere kleiner Testshoot mit der EVA1, bei dem wir sohwohl tagsüber als auch nachts gedreht haben und bei dem wir uns auch nochmakl speziell die Hauttonwiedergabe der EVA1 angeschaut haben:
Beim ersten in die Hand nehmen der Panasonic EVA1 fallen 2 Merkmale auf: Zum einen ist die EVA1 mit ihren ca. 1.200 g (Gehäuse only) ein echtes Leichtgewicht. Vergleich man dieses Gewicht in der 4K 10 Bit Klasse liegt eine ebenfalls in unseren Augen schon leichte Sony FS7 bsp. bereits bei 2kg (Gehäuse only). Dieses erstaunlich geringe Gewicht dürfte auf das Verbund/Kunststoff Gehäuse der EVA1 zurückzuführen sein, was dann auch etwas „plastmäßig“ rüberkommt. Wie robust das Gehäuse im Alltagseinsatz ist, dürften erst Langzeittests erweisen.
Panasonic AU-EVA1 – schultergeriggt mit Shape und Chrosziel Komponenten
Zentrale Funktionen und Schalterelemente befinden sich auf (gewohnt) hohem Niveau. Gelungene Beispiele hierfür sind die professionellen Metall-Kippschalter für WB,USER,ISO/dB sowie On/Off und insbesondere der stabil gearbeitete EF-Mount, der auf gute Nehmerqualitäten des Gehäuses schließen lässt.
Panasonic EVA1 mit gut verarbeiteten Schalterelementen
Zur Erinnerung: Wir hatten bei unserem Testdreh mit Ricarda unter anderem das knapp 2 Kilo schwere Cine Sigma 50-100mm T2 am EF-Mount der EVA1 montiert und dies ohne Objektivstütze (was man im Alltagsbetrieb bitte nicht machen sollte – unsere Objetivstütze war gerade woanders unterwegs). Trotz der vergleichsweise schweren Optik hatten wir beim Schärfeziehen mit unserem viel Drehmoment zur Verfügung stellenden Chrosziel Studio-Follow-Fokus keinen wahrnehmbaren Flex am Mount: Der Objektiv-Mount der EVA1 verfügt damit über eine ansprechend hohe Solidität (was leider nicht selbstverständlich ist).
Stabiler EF-Mount bei der Panasonic EVA1 hier mit Cine-Sigma 18-35 T2.0
Die Panasonic EVA1 zeichnet derzeit intern max 4K Cine 10 Bit 4:2.2 in H.264 mit 24, 25 oder 30 fps und einer max. Datenrate von 150 Mbit/s auf. Auf eine 128 GB SDCX Karte passen 1h 50 min in höchster 4K 10 Bit Qualität. Da die EVA1 zwei Cardslots mitbringt, stehen bei 2 x128 GB über 3,5 Stunden an Gesamt-Aufnahmekapazität zur Verfügung oder 110 Minuten inkl. 1:1 Sicherungskopie. Mehr zum Thema 10 Bit Qualität im Kapitel EVA1 vs Canon C200. In 10 Bit liegt die maximale FPS der EVA1 bei 30 fps. Hier hätten wir gerne 50 fps gesehen. Diese stehen leider nur in 8 Bit zur Verfügung. Wer 50 fps in 10 Bit benötigt, muss zu externen Recordern greifen. Bei unserem Testdreh hatten wir den Atomos Shogun Inferno im Auto-Trigger Modus einfach „mitlaufen“, der mit dem aktuellen Firmware-Update völlig problemlos funktioniert hat.
Viel 4K 10 Bit Aufnahmekapazität auf günstigen SD Karten
Die EVA1 verfügt über integrierte ND-Filter in gebräuchlicher Abstufung, die clear, 2, 4 und 6 Blendenstufen zur Verfügung stellen (also genau die gleichen Abstufungen wie bsp. bei der Sony FS7, C300, Ursa Mini Pro u.a.). Bei unserem Testdreh mit typisch grauem Berliner Winterhimmel hatten wir selbst mit maximal geöffneter Blende (T2.1) keine Probleme. Die ND-Filter dürften in den allermeisten Situationen ausreichen.
Die Panasonic EVA1 bietet insgesamt 9 frei programmierbare Userbuttons, wovon sich 2 zusätzlich zum Blenden-/Menürad, Aufnahmeknopf und Menübutton auf dem ergonomisch sehr gut geformten Multifunktionsgrip befinden. Der Multifunktionsgriff bietet damit insgesamt 5 (!) externe Funktionseinheiten. Wir sind große Anhänger von möglichst vielen externen Funktionen.
Insgesamt sind das Schalterlayout und die Funktionsverteilung bei der EVA1 äußerst gelungen. Das merkt man sowohl an Details wie den taktilen Griffhilfen, um Buttons auch blind bedienen zu können als auch an der Gesamtverteilung. Die linke Kameraseite ist dem DOP vorbehalten. Hier (und optional auf dem Multifunktions-Handgriff) befinden sich alle zentralen Bedienelemente auf externen Schaltern. Hierzu zählen: ND +/-, Iris, WB, USER, ISO/dB, One Push AF, Peaking, SpotMeter, Menü, Menünavigationsklickrad, EIS, Waveform, Thumbnail, Home und Lock-Button sowie die via Klarsichtkunststoff abgedeckte Audioabteilung mit ihren Pegelrädern für die 2 XLR-Eingänge.
Gelungene Schnittstellenplatzierung bei der EVA1 inkl. TC IN/Out
Die XLR-Eingänge selbst sowie der Kopfhöreranschluss und – ebenfalls bemerkenswert – Timecode IN/Out - befinden sich hingegen auf der äußersten rechten Kameraseite. Wer also mit Ton-Assistenten unterwegs ist, kann hier vorbildlich seine XLR-Kabel zu rechten Seite wegführen, bei Bedarf zusätzlich Timecode zum syncen anbieten und kommt sich bei all dem nicht mit dem DOP in`s Gehege. Ergonomisch sinnvoller kann man die Option für den Crew-Betrieb kaum lösen. Das gilt ebenfalls für den auf der hinteren, linken Seite befindlichen 6G/3G-SDI-Out und den ebenfalls hinten paltzierten HDMI-Out (Standardgröße) falls zusätzliche Monitoring- und oder Recording-Optionen gewünscht sind. Das bemerkenswert gelungene Funktionslayout mündet dann in einen ebenfalls gut durchdachten Lüfter-Austritt auf der hinteren Kameraseite, kurz oberhalb der Batterie. Das hat zur Folge, dass im Schulterbetrieb die Abluft nach hinten geführt wird (und nicht zur Seite ins Ohr des DOPs wie bei anderen Kameramodellen).
Panasonic AU-EVA1
Mit dem EIS-System (Electronic Image Stabilisation) verfügt der Oversampling-Sensor der EVA1 auch über eine elektronische Bildstabilisierung. Verwendet man Objektive, die eine optische Bildstabilisierung besitzen, schaltet sich die EIS automatisch ab. Beides zusammen: EIS und optische Bildstabilisierung lassen sich also nicht zeitgleich nutzen. Von der EIS sollte man allerdings keine Wunder erwarten. Wir empfanden das EIS-System bei manuellen Objektiven zwar als Zugewinn und würden sie da auch stets bei Handkamera-Drehs empfehlen. Die optische Bildstabilisierung bei entsprechenden Objektiven arbeitet jedoch noch einen Tick effektiver. Für eine bestmögliche Funktion des EIS der EVA1 sollte die jeweilige Brennweite der genutzten manuellen Optik extra eingeben werden. Also ein Nice to Have aber nicht wirklich essentiell.
Die Akku Leistung des EVA1 liegt auf gutem Niveau. Wir hatten im On/Off Betrieb nach 3 Stunden noch die Hälfe der Akku-Kapazität. Mit 2-3 Akkus je nach Arbeitsweise sollte man locker durch einen Drehtag kommen.
Panasonic EVA1 Audiopegel hinter Abdeckung – Kanalbelegung via Menü
Auffällige Latenzen haben wir nicht feststellen können – weder beim Monitor Bild noch beim Audio-Monitoring via Kopfhörer – leider keine Selbstverständlichkeit im Sub-10.000 Euro Segment.
Panasonic EVA1 mit vorbildlichen Zubehör-Optionen
Eine besondere Erwähnung verdienen die Mounting-Möglichkeiten, die die EVA1 von Hause aus mitbringt. Schraubt man den oberen Tragegriff ab, stehen 8 Gewindebohrungen in 1/4“ zur Verfügung - was quasi einer eigenen Top-Cheese-Plate gleichkommt. Weshalb trotzdem eine zusätzliche Cheeseplate Sinn machen kann, klären wir im Rigging-Kapitel. Der Bedienung des LCD-Monitors inkl. der Frage Sucher vs Monitor sowie das Arbeiten mit dem Handgriff behandeln wir in eigenen, nachfolgenden Kapiteln.
Wie man bereits merkt, sind wir vom Handling und vom Layout der EVA1 ziemlich angetan. Tatsächlich finden wir hier kaum Kritikpunkte sondern eher im Gegenteil: Andere Hersteller können sich bei Thema Layout und Gewicht (vorausgesetzt das EVA1-Gehäuse übersteht auch Langzeitbelastungen) eher noch eine Scheibe von der EVA1 abschneiden. Kompliment an Panasonic an dieser Stelle.
Auch eine schöne Gradingvariante des obenstehenden Clips:
https://www.youtube.com/watch?v=Oy9NLMlqhyM
Und hier einfach gute Farben.
https://vimeo...weiterlesen
wolfgang 13:39 am 13.12.2017
Bei einem Punkt gehe ich übrigens aber nicht mir: die EVA1 ist sicherlich keine Varicam. Da fehlt dann offenbar schon noch ein wenig.
wolfgang 09:28 am 13.12.2017
Grading ist immer eine Frage der Kultur und des persönlichen Geschmacks. Und die Positionen dürften mit HDR noch mehr auseinanderliegen als bisher.
Und manche haben eben gar...weiterlesen
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