Heute
Hätte Panasonic vom Start an die S1 günstiger angeboten oder mit den meisten Funktionen der S1H ausgestattet (die jetzt seit kurzem sowieso per Firmware nachgereicht wurden) hätte man vor drei Jahren sicherlich deutlich mehr Filmer zur L-Mount bewegen können. Doch in der Zwischenzeit haben sowohl Canon als auch Sony zwei DSLMs (sowie noch weitere Cine-Kameras) ins Rennen geschickt, die an Funktionalität für Filmer die Panasonic Modelle übertreffen. Und das zu Preisen, die kaum über Panasonics DSLMs liegen.

Sehr wahrscheinlich hatten wir es diesem Kampf um die neuen Mounts zu verdanken, dass die anderen Hersteller ihre professionellen Video-Funktionen aktuell auch in günstigeren DSLM-Bodys verbauen. Denn nur wenn man sich von einem neuen Body einen handfesten Vorteil verspricht, lässt man sich letztlich von einem Systemwechsel überzeugen.
Ein gutes Beispiel ist die technische Ähnlichkeit zwischen der 1DX Mark III und der EOS R6. Als Spiegelreflex-Modell findet man vergleichbare R6-Funktionalität für Filmer erst für mehr als den doppelten Preis. Eine solche Preis-Diskrepanz darf wohl bei Canon deutlich als Anreiz für einen Mountwechsel gedeutet werden.
Morgen
Was könnte nun also Panasonic tun, um die L-Mount für Filmer noch spannender zu machen? Zuerst einmal: Günstige Bodys (nicht nur) für Filmer auf den Markt bringen. Die günstigsten DSLM-Bodys von Canon, Nikon und Sony sind bereits knapp über 1.000 Euro zu erstehen, während die günstigsten L-Mount Kameras immer noch fast 2.000 Euro kosten. Solche Preisunterschiede sind für die meisten Anwender Welten.
Neben einer dringlichen Nachbesserung beim Autofokus müsste Panasonic auch Funktionen bieten, welche die Konkurrenz weiterhin "beschützt". Und das bedeutet u.a. bei Panasonic Pro Funktionen plündern (Broadcast) und auch beim Streaming mehr wagen.
Kurz: In unseren Augen bräuchte es eine Kamera die Broadcast, Streaming und Cine in sich bestmöglich vereint. DIE Eine für Alle - zum Killer Preis mit L-Mount.

Man darf dabei ruhig in Richtung BGH-1 mit Vollformat Sensor denken. Und zwar "groß denken", also mit allen Funktionen, die sie auch zur direkten Konkurrenz für Blackmagics URSA Mini Pro, zu den REDs und zur ARRI Alexa Mini macht. Und gerne auch noch für Broadcast mitdenken, wie es ARRI gerade mit der AMIRA Live vorgemacht hat. Und natürlich auch für Streaming Studios interessant bleiben, z.B. mit geringer Latenz, guter IP-Einbindung und pragmatischem Audio-Sync.
Panasonic könnte hierfür das Know-How aus seinen diversen Abteilungen zusammenführen. Und wirklich eine Basis-Kamera für all diese Anwendungsbereiche schaffen. Stimmt hier der Preis, so kann nachrangig mit diversem Zubehör, Servicekonzepten und L-Mount Objektiven der Gewinn abgeschöpft werden. Irgendwann wird es eine solche Kamera sowieso geben, denn die entsprechende Konvergenz zeigt sich schon heute bei allen Herstellern deutlich. Und noch könnte Panasonic der erste Hersteller sein, der sie realisiert...