ETTR steht als Abkürzung für "Exposure To The Right". Gemeint ist damit, ein Motiv immer so zu belichten, dass sich seine Tonwerte möglichst weit rechts im Histogramm ansammeln. Einfach gesprochen soll man bei ETTR also immer soweit überbelichten, bis die hellsten Pixel im Bild kurz vor der Clipping Grenze stehen.
Ist ETTR nicht einfach Zebra-Belichtung?
Das klingt erst einmal ganz und gar nicht neu, sondern erinnert doch sehr stark das Konzept der Zebra-Belichtung, das man schon seit den Camcordern in der 90er Jahren kennt. Doch beim "Zebra" ging es ursprünglich um etwas anderes. Zu der Zeit als das Zebra-Muster als Belichtungskontrolle eingeführt wurde, hatten die CCDs der Videokameras für Videoaufnahmen einen typischen Dynamikumfang von ca. 6 Blendenstufen. Daher gab es faktisch überhaupt keinen Belichtungsspielraum beim Motiv. Schon wenn ein Motiv einigermaßen gut abgebildet wurde, rissen regelmäßig die Lichter aus, weil der Sensor so schnell clippte. Man wählte über das Zebrapattern letztlich nur, wie viel Clipping man in der Aufnahme haben wollte. So wurde (bis auf wenige Ausnahmen) praktisch jede Belichtung durch das frühe Clipping quasi von oben festgelegt.
Heutige Kameras bieten dank der großen Sensel und fortgeschrittener Sensortechnik dagegen typischerweise 10-14 Blendenstufen. Sie erlauben damit bei vielen Motiven einen Belichtungsspielraum von mehreren Blendenstufen, innerhalb derer der Kameramann über seine Belichtung frei entscheiden kann. Dies ist möglich, weil für die Betrachtung an einem SDR-Sichtgerät (wie der Monitor oder Fernseher, typischerweise mit REC.709 bzw. sRGB) das Motiv nachträglich auf ca. 7 Blendenstufen zusammengefasst werden muss. Wer also nicht HDR produziert, muss sich immer entscheiden wie er sein Motiv letztlich in den 7 Blendenstufen abbilden will.
Mehr Dynamik = größerer Entscheidungsspielraum
Je größer die Dynamik des Sensors, desto größer ist damit auch der Entscheidungsspielraum des Kameramanns. Das relevante ist nun, dass man diese Entscheidung nicht unbedingt bei der Aufnahme fällen muss. So kann man die Blendenstufen entweder in der Nachbearbeitung (Postproduktion) zusammenstauchen oder schon in der Kamera. Letzteres passiert notgedrungen und mehr oder weniger automatisch, wenn man in einem (Standard)profil in einen 8 Bit Codec aufzeichnet.
Bildprofile sind in erster Linie dazu da, die hohe Sensordynamik nach typischen Sehgewohnheiten auf eine geringere Dynamik zusammenzufassen. Darum gibt es meist auch spezielle Profile (beispielsweise für Landschaft, Nachtaufnahmen, Portrait oder Feuerwerk) bei denen die Sensordynamik anders verteilt wird als im Standardprofil.
Du verlierst aufjedenfall kein Dynamikumfang durch ne ETTR Belichtung, klar kriegste nicht alles rein sobald das Motiv ein höheren Konstrast hat, als die Kamera aufzeichnen kann...weiterlesen
Huitzilopochtli 12:08 am 20.12.2019
Ja, das meine ich. Technisch klingt das alles toll und logisch, ein schönes Bild hab ich von ihm aber noch nicht gesehen.
Is auch kein Problem, da diese Empfehlungen generell...weiterlesen
Axel 11:52 am 20.12.2019
Die von Alistair Chapman veranstalteten Tests mit Graukarte und allem möglichen Gedöns beziehen sich nach meiner Erinnerung in erster Linie auf 8-bit und ab welcher...weiterlesen
Grundlagen: Megatrend oder Nischen-Technologie? - Cloud-Services in der Videoproduktion Fr, 29.April 2022 Auf der NAB 2022 hat es letztlich nur ein Thema geschafft, eine dominante Rolle zu spielen: Die Cloud. Oder besser gesagt, Cloud-Lösungen, die speziell für die Videoproduktion angeboten werden. Was diese bringen können und für wen, fassen wir hier einmal zusammen.
Grundlagen: Was ist eigentlich eine LUT? Fr, 6.August 2021 Wer keinen tiefen Einblick in Video- und Filmtechnologie hat, versteht vielleicht gar nicht, was eine LUT eigentlich ist. Dem wollen wir mit etwas Grundlagenwissen nachhelfen...