von Rudi Schmidts Sa, 17.März 2001 | 2 Seiten (Artikel auf einer Seite)
Unter einem Codec versteht man das Prinzip einen unkomprimierten Video- und/oder Audiostrom nach einem definierten Algorithmus zu komprimieren und wieder entschlüsseln zu können. (Das Wort kommt von
Co
mpressor -
DEC
ompressor).
Ein Codec kann als separate Hardware erworben werden, die man in einen Steckplatz (meistens PCI) oder an einen externen Port (meistens Parallel- oder USB-Port) steckt (Hardware-Codec). Vorteil dieses Verfahrens ist, daß ein solcher Codec keinen starken Prozessor benötigt, da die gesamte Umrechnung der Filme vom Hardware-Codec übernommen wird.
Mit der steigenden Leistungsfähigkeit aktueller Prozessoren können jedoch viele Kompressionsverfahren durch den Computer in Echtzeit berechnet werden. Hierfür benötigt man nur schnelle Programme, die sogenannten Soft-Codecs. Der Vorteil dieser Lösung liegt darin, daß man hierfür keine spezielle Hardware mehr benötigt und somit sehr günstige Schnittlösungen möglich werden. Außerdem profitieren solche Lösungen auch von einem einfachen Prozessor-Upgrade, und sind dadurch zukunftssicherer.
Mittlerweile sind (zumindest im DV-Bereich) Soft-Codecs sogar in der Regel schneller als Hardware-Codecs, weshalb die Hardware-Hersteller hier oftmals mit zusätzlichen Echtzeit-Effekten die Vorteile einer Hardware-Lösung bewerben. Jedoch sollte hierbei bedacht werden, daß eine Hardwarelösung immer weitaus teuerer ist und technologisch schnell zum alten Eisen gehört.
Ein oft anzutreffender Anwenderfehler liegt darin, Dateiformate mit Codecs zu verwechseln. Ein AVI-File sagt beispielsweise noch nichts über die verwendete Kompression aus, sondern allenfalls etwas über die verwendete Multimedia-Architektur.
Momentan existieren 4 gängige Multimedia-Architektueren: VideoforWindows (VfW), DirectShow, Quicktime und RealVideo. Diese Architekturen stellen den Schnittprogrammen und anderen Applikationen wie Videoplayern oder Präsentationsprogrammen einfache Aufrufe zur Verfügung, um Videos aufzunehmen, abzuspielen oder zu bearbeiten. In dieser Architektur sind dann die Codecs eingebettet. Der Vorteil dieser Konzeption ist (im Idealfall), daß beispielsweise Media Studio einfach nur den Befehl "Spiele Video ab" an Video for Windows schickt, und sich nicht um die Details der verwendeten Codecs kümmern muß.
Für fast jeden Anwendungsfall gibt es einen passenden Codec:
DV-Codecs
dienen in erster Linie zur verlustfreien Bearbeitung von DV-Videos, welche über Firewire in den Computer übertragen wurden. Bei diesen Codecs wird jedes Bild einzeln komprimiert, wodurch sich dieses Format vorzüglich zum Schnitt eignet. Zur Distribution von fertigen Filmen eignet sich das Format allerdings weniger, da es hierfür weitaus effektivere Codecs (MPEG, DivX) gibt.
M-JPEG-Codecs
kommen häufig bei älteren Schnittkarten zum Einsatz, die Videosignale noch über die analoge Schnittstelle einlesen. Leider ist dieses Format nicht genormt, so daß jeder Hersteller hier sein eigenes Süppchen kocht. Diese Codecs spielen momentan noch in professionellen, analogen Lösungen eine große Rolle.
Die MPEG-CODECS:
MPEG-Codecs sind in erster Linie dazu geeignet fertige Filme platzsparend zu speichern. Sie machen sich dabei das Prinzip zu nutze, auch Unterschiede zwischen mehreren Bildern zu komprimieren. Da bei vielen Szenen der Hintergrund über mehrere Sekunden gleich bleibt erreichen diese Verfahren eine weitaus höhere Kompression als beispielsweise DV- oder MJPEG-Codecs, indem sie nur die Unterschiede zwischen den Bildern speichern. Dafür eigenen sich diese Verfahren eher weniger zum digitalen Schnitt.
MPEG1
ist ein relativ alter Codec, der sich vor allem durch seine ausgesprochene Kompatibilität auszeichnet. MPEG1-Ströme laufen auf fast allen PC´s und MACs ab 100 MHz als auch auf DVD-Playern (VCD). Die Bildqualität ist allerdings im Vergleich zu den neueren MPEG-Varianten 2 und 4 relativ schlecht (etwa mit VHS zu vergleichen). Auf einen 650 MB-CD-Rohling passen dabei bis zu 74 Minuten Video.
MPEG2
findet gerade große Verbreitung, da alle DVD´s in diesem Format gespeichert werden. Es bietet bei guter Codierung eine sehr gute Bildqualität, die auf normalen Fernsehern oft kaum von unkomprimiertem Material zu unterscheiden ist. Zur reinen Software-Dekomprimierung benötigt man allerdings mindestens einen 500 MHz Prozessor. Außerdem passen auf einen 650 MB-CD-Rohling gerade mal 10 – 20 Minuten Video je nach Kompression.
MPEG4
wurde ursprünglich zur Übertragung von Filmen über das Internet entwickelt. Dabei bedient es sich noch ausgeklügelterer Algorithmen, die eine weitaus stärkere Kompression ermöglichen. Sowohl Microsoft als auch DivX, sowie diverse andere, ähnliche Codecs beruhen oft auf MPEG4. Gerade etabliert sich dieses Format besonders zum (meist illegalen) Tauschen von Kinofilmen, weil diese dank MPEG4 auf einem einzigen CD-Rohling Platz finden. Die Qualität ist dabei weitaus besser als MPEG1, kommt jedoch entgegen vieler Aussagen im Netz (noch) nicht an eine gut encodierte DVD heran.
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