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Kurztest : 4K Editing: ProRES-Codec mit PC-Bremse - Mythos oder Wahrheit?

von Mo, 16.März 2015 | 2 Seiten | diesen Artikel auf einer Seite lesen

 Einleitung
 Der ProRES Mythos

4K kommt unaufhaltsam in die Produktionspraxis und die entsprechenden Kameras haben schon seit geraumer Zeit die 1.000 Euro Preismauer durchbrochen. Für uns als Redaktion bedeutet dies, dass sich diverse RAW, ProRES und MPEG-Dialakte in 4K auf unseren Testsystemen tummeln, die auch im Schnitt beherrscht sein wollen.

Nachdem wir unter anderem den Mac Pro oder den iMAC 5K in der Redaktion zu Besuch hatten, staunten wir nicht schlecht, wie ruckelfrei die ProRES-Files der Blackmagic 4K-Kamera auf diesen Systemen in der Timeline lagen. Unser aktueller Haupt-Testrechner der PC-Fraktion basierte bis vor kurzem immer noch auf einem Core i7-2600K, der schon gute vier (!!) Jahre auf dem Buckel hat. Für einen Schnittrechner eigentlich unsäglich alt, aber was sollen wir sagen? In FullHD gab es bis dato nichts zu meckern. Und dank guter Overclocking-Möglichkeiten bis zu 4,4 GHz steht er immer noch gegenüber anderen, zeitgemäßen Core i7-Prozessoren beim Decoding recht gut da. Effekte laufen ja mittlerweile eher auf der GPU. Nur eben beim Abspielen unseres ProRES 4K-Test-Files agierte der Rechner gegenüber den neuen Apples nicht mehr ruckelfrei. Darum wollten wir eigentlich die Zeit zu Jahresbeginn nutzen, unser PC-Testsystem einmal auf den neuesten Stand zu bringen und einmal wieder ein paar Erfahrungs-Artikel zu aktueller Hardware für neue 4K-Anforderungen verfassen.

Doch dann bremste uns erst einmal der subjektive Eindruck, dass Sonys 4K-XAVC-Files oder Panasonics GH4 Files auf unserem PC-System mit ziemlich guter Performance agierten. Im stotternden ProRES sahen wir dagegen ein Indiz für eine immer wieder gehörte Behauptung: ProRES soll unter Windows gerade beim Decoding deutlich langsamer agieren als unter OS-X. Eigentlich kaum zu glauben, denn der optimierte Code könnte ja praktisch 1:1 zwischen den Systemen ausgetauscht werden, da beide Betriebssysteme unter Intels Prozessoren laufen. Doch es wäre natürlich auch ein subtiles Kaufargument für Macs, wenn sich dort Videos einfach immer etwas flüssiger anfühlen würden, als bei den PC Pendants.

Also wollten wir vor einem Neukauf unseres Testsystems der Sache einmal näher auf dem Grund gehen. Vielleicht könnte unser betagter Core i7-2600K doch auch noch unter 4K gute Dienste leisten, wenn man ihn nur mit den richtigen Codec zu Werke gehen lässt…



Der ProRES Mythos



Ist es tatsächlich so, dass ProRES auf dem PC langsamer decodiert als auf dem Mac? Auf den ersten Blick sprach vieles für unsere These, jedoch sind wir erst einmal in eine Mess-Falle getappt: Auf unserem betagten Core i7-2600K wollte selbst bei 4,4 GHz 4K-ProRES nicht ruckelfrei von der Timeline laufen. Grund hierfür war jedoch nicht der Prozessor, sondern - wie auch schon von Angry_C richtig vermutet - die SSD-Perfomance. Zwar liefert unsere Samsung 840 EVO gerne konstante 450-500MB/s Datenraten beim lesen, jedoch lag das File schon länger auf der Platte und tatsächlich waren wir vom Samsung EVO-Bug heimgesucht worden.
Wir sahen also nur eine Firmware-Schwäche der SSD, bei der die Datenrate bei genau diesem File einbrach. Nachdem wir das File einfach noch einmal ins gleiche Verzeichnis kopiert hatten, lief plötzlich alles rund und wir konnten ohne Probleme mit unserem Core i7-2600K auch 4K Prores 422 (HQ) ruckelfrei sehen und weich scrubben. Doch jetzt waren wir schon am Thema dran und angefixt…

Für einen speziellen Test hatten wir sowohl den neuen MacPro 8 Core zur Verfügung, als auch einen Testrechner, der mit einem 8 Core i7-5960x bestückt war, den uns Intel dankenswerter Weise für ein paar Tage überlassen hat. Auf den ersten Blick lässt sich der Core i7-5960x ähnlich konfigurieren, wie der Mac Pro, jedoch hat letzterer 25MB gegenüber 20 MB L3-Cache, was durchaus einen Unterschied beim Decoding machen könnte. Auch sind die Turbo-Stufen des Mac Prozessors nicht offiziell angegeben, was eine exakte Nachkonfiguration mit dem Core i7-5960x ebenfalls erschwert. Aber im Endeffekt waren uns solche Details auch egal, weil wir für unseren Testaufbau einfach die relativen Unterschiede auf den Plattformen betrachten wollen.

Wir haben mittlerweile ein Menge Messungen gemacht, die wir euch auch in einem separaten Artikel präsentieren werden, jedoch können wir schon jetzt folgende Aussage treffen: Alle von uns getesteten Vergleichscodecs (Cineform, XAVC300, XAVC480) sorgten auf den beiden Testrechnern in den vergleichbaren Applikationen für eine ähnliche Prozessorauslastung. Mal war der PC schneller (Werte über 100%), mal der MAC Pro (Werte unter 100%). Die Unterscheide beliefen sich bei allen anderen Codecs im Rahmen von +/-15 Prozent. Nur bei ProRES gab es einen signifikanten Unterschied:






Pro RESCineFormXAVC300XAVC480
Resolve46%105%113%115%
Premiere Pro85%96%99%115%




4K I-Frame- Decoding - MacPro 8c vs. Core i7-5960x prozentuale Unterschiede


Unter Resolve am PC decodiert ProRES im Schnitt ziemlich genau doppelt so langsam, wie auf dem Mac (Im Verhältnis PC:MAC ca. 27:12,5).

Unter Premiere am PC decodiert ProRES nur etwas langsamer als auf dem MAC (Im Verhältnis PC:MAC ca. 21:18).

Das deckt sich wiederum mit dem Gerücht, dass Premiere zum Decodieren eigene Libs verwendet, während DaVinci die normalen Standard-Quicktime-ProRES-Libraries zu nutzen scheint.

Abschließend steht somit immerhin fest, dass der ProRES-Decoder von Apple am PC unter DaVInci Resolve tatsächlich nur halb so schnell arbeitet wie auf dem Mac.



2 Seiten:
Einleitung / Der ProRES Mythos
  

[139 Leserkommentare] [Kommentar schreiben]   Letzte Kommentare:
iasi    19:07 am 23.3.2015
@sgywalka ich seh schon - dir steht der Sinn nach eierlegenden Wollmilchsäuen und wenn´s eine C300 auch täte, nimmt man eben doch die Alexa ... sieht eben besser aus ... macht...weiterlesen
iasi    18:54 am 23.3.2015
Recht so - also C300 statt Alexa oder Dragon und Geld gespart
olja    18:06 am 23.3.2015
Der erste Post von SW , den ich sogar verstanden habe ;-) So isset...lächerlich hier um ein zusätzliches Feature zu faseln. Nehmen, benutzen...oder auch nicht. Jeder wie er mag...weiterlesen
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