Die neue DJI Mini 5 Pro ist ein kompaktes Hightech-Paket: Trotz ihres geringen Gewichts verfügt sie über einen großen 1-Zoll-Sensor, ein hochentwickeltes Hinderniserkennungssystem inklusive LiDAR sowie viele automatische Flugaufzeichnungsmodi. Doch nun – kurz nach der offiziellen Vorstellung – geistert eine große Frage durch das Netz, die potenzielle Käufer verunsichert: Wiegt sie wirklich 249,9 Gramm, wie von DJI angegeben, und liegt damit äußerst knapp unter der wichtigen Gewichtsgrenze von 250 g für die Drohnenklasse C0?

Schon im Vorfeld war klar, dass die optionale Intelligent Flight Battery Plus, die die Flugzeit von 26 auf satte 52 Minuten erhöht, in Europa nicht verfügbar sein wird – wie schon beim Mini 4 Pro –, da ihr zusätzliches Gewicht von 40 Gramm dazu führt, dass eine damit ausgestattete Minidrohne die 250g-Grenze definitiv überschreiten würde. Aber wer sich die offiziellen technischen Daten genauer anschaut, wird feststellen, dass DJI 249,9 g als Fluggewicht für die Mini 5 Pro inklusive Intelligent Flight Battery angibt, doch im Kleingedruckten steht folgendes:

Interessanterweise ist dies auf der englischsprachigen Seite etwas präziser formuliert: "Product weight may vary due to differences in batch materials and other factors."
Das bedeutet, dass das tatsächliche Gewicht der Mini 5 Pro je nach Produktionsserie und anderen Faktoren variiert und in Wirklichkeit 249 plus/minus 4 Gramm betragen kann. Diese wenigen Gramm können den Unterschied ausmachen, ob die jeweilige Mini 5 Pro unter oder über der C0-Gewichtsgrenze liegt. Damit wird der kleine Unterschied ziemlich groß, denn wenn sie in die nächste Drohnenklasse aufgestuft würde, unterläge die Mini 5 Pro – erstmals für ein Modell der Mini-Serie – den strengeren Anforderungen der nächsthöheren Klasse C1.
Die offenbar zufällige Gewichtsschwankung der Mini 5 Pro bringt ihre Piloten in die schwierige Lage, das tatsächliche Gewicht ihres jeweiligen Modells mit einer präzisen Waage vor dem Flug bestimmen zu müssen, um zu wissen, ob sie unter den gelockerten C0-Regularien fliegen dürfen oder nicht. Einige User wird das nicht kümmern, oder sie wissen nicht um das Problem und fliegen so möglicherweise in der falschen Drohnenklasse. Andere wiederum könnten versuchen, die paar Gramm zu viel vom Gehäuse abzufeilen oder das Gewicht auf andere Weise zu reduzieren.

DJI überträgt die Verantwortung
Mit der Formulierung " Bevor du mit der Intelligent Flight Battery oder der Intelligent Flight Battery Plus fliegst, prüfe und befolge die lokalen Gesetze und Vorschriften, um zu bestätigen, ob eine Registrierung oder eine Prüfung erforderlich ist." überträgt DJI die Verantwortung für die korrekte Zertifizierung (abhängig vom Gewicht) vollständig an den Käufer.
Das Ganze ist von Seiten DJIs etwas merkwürdig: Die Mini 5 Pro trägt auf ihrer Unterseite das C0-Zertifizierungslabel, doch scheint dieses manchmal fälschlich angebracht zu sein. Eigentlich sollte DJI die Verantwortung für die Produktionsschwankungen übernehmen und jede Drohne vor Auslieferung (oder ein Modell jeder Charge) wiegen und nur dann mit einem C0-Label versehen, wenn das Gewicht tatsächlich unter 250 g liegt. Aktuell jedoch wird das Problem dem Käufer überlassen, der möglicherweise eine fälschlich C0-zertifizierte Drohne erwirbt und damit unwissentlich gegen die Drohnenverordnung verstößt – mit potenziell schwerwiegenden Folgen.
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Was ist der Unterschied zwischen Drohnenklasse C0 und C1?
C0-zertifizierte Drohnen mit Kamera müssen unter 250 g wiegen und dürfen ohne Führerschein (aber mit Registrierung) geflogen werden – sogar über einzelne unbeteiligte Personen hinweg (aber nicht über Menschenmengen). Die schwereren C1-Drohnen (bis 900 g) benötigen Remote ID und Geo-Awareness, müssen registriert sein und erfordern den EU-Kompetenznachweis A1/A3. Sie dürfen unbeteiligte Personen nur kurzzeitig überfliegen.

Welche Gefahren bestehen?
Was bedeutet es, wenn ein Pilot mit einer falsch zertifizierten Drohne fliegt? Er dürfte ohne Kompetenznachweis (umgangssprachlich als „kleiner Drohnenführerschein“ bezeichnet) keine Drohne der höheren Klasse fliegen. Flüge über unbeteiligte Personen wären ebenfalls unzulässig. Bei Kontrollen durch Behörden kann dies als Verstoß gegen die EU-Drohnenverordnung gewertet werden und eine Verwarnung, eine Geldstrafe oder gar ein Flugverbot nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall: Im Schadensfall könnte die Versicherung die Regulierung ablehnen, weil die Drohne nicht korrekt klassifiziert oder falsch eingesetzt wurde.
Wir sind gespannt, ob DJI sich offiziell äußern und die ganze Sache vielleicht doch anders regeln wird – andernfalls könnte der Ruf von DJI wohl Schaden nehmen. Ein Problem bleibt jedoch so oder so bestehen: Selbst wenn die Mini 5 Pro exakt 249,9 g wiegt, genügt bereits ein Aufkleber oder ein vorgeschraubter ND-Filter, um sie über die C0-Gewichtsgrenze zu heben.
UPDATE 20. September: Da manche Leser Zweifel an der Messgenauigkeit angemeldet haben: im Netz finden sich inzwischen noch weitere Messungen, bei denen das Gewicht über der Grenze (und keine einzige, wo das es unter 250g) liegt wie z.B. hier und hier - und auch unser Modell hier bei slashCam wiegt 251 Gramm - das Übergewicht scheint also eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Statistisch ist es recht unwahrscheinlich, dass die Waagen sich alle in die gleiche Richtung irren und alle einige Gramm zu viel messen. Hier einige der Ergebnisse aus dem Netz:
In einem Tear-Down hat ein User die Mini 5 Pro sogar auseinandergenommen und bescheinigt DJI viel Sorgfalt bei der Reduzierung des Gewichts. Er hat den nahezu 2 Gramm wiegenden Lautsprecher (der nur zum Abspielen einer Töne beim Aktivieren der Drohne genutzt wird) als Hauptgrund für das Brechen der Gewichtsgrenze ausgemacht.