Neben dem Boom der Autokinos wird gerade noch eine charmante Alternative zum klassischen, momentan nicht möglichen Kinoerlebnis ausprobiert: das Fassadenkino. In Hinterhöfen werden mittels eines leistungsstarken Projektors für alle Nachbarn Filme an eine leere Hauswand projiziert, wie der Tagesspiegel in einem Artikel berichtet.
Nach dem Motto "wenn die Menschen nicht ins Kino können kommt das Kino eben zu den Menschen" wurde das Fassadenkino gerade in Berlin von einer Initiative im größeren Stil gestartet - eine alte Idee, die im Kontext der Coronakrise viel Sinn macht. Der Kinoersatz ist dabei aber nur ein Ziel (die Darstellungsqualität ist natürlich nicht mit der in einem Kino zu vergleichen). Ein weiteres Ziel ist es, der durch den Coronavirus erzwungenen sozialen Distanzierung entgegenzuwirken und der Nachbarschaft die Möglichkeit zu geben, trotzdem zusammenzukommen und quasi gemeinsam etwas zu erleben. Ein weiteres Ziel: die Unterstützung der an der Schließung leidenden Arthouse-Kinos.

Den Start bei der ersten Vorstellung im Prenzlauer Berg vor wenigen Tagen machte passenderweise Wim Wenders "Der Himmel über Berlin" inklusive eines Videogrußes vom Regisseur persönlich. Voraussetzung fürs Hinterhofkino ist natürlich eine entsprechende bauliche Situation, die in Berlin wahrscheinlich öfter als in anderen Städten vorhanden sein dürfte: eine große kahle Wand als Projektionsfläche in einem Hinterhof gegenüber vielen Wohnungen mit dem richtigen Abstand, um Bild und Ton vom eigenen Balkon aus genießen zu können.
// Top-News auf einen Blick:
Das ganze Projekt - ursprünglich eine Kunstinitiative - wird ehrenamtlich realsiert, die Macher rufen aber zu Spenden für die Crowdfunding Initiative Fortsetzung: Folgt auf, um die Berliner Arthouse-Kinos in Zeiten der Krise zu unterstützen. Diesen kommen ebenfalls die Werbeinnahmen aus den vor dem Film gezeigten Werbeclips zugute. Zur Auswahl an Filmen stehen momentan dank der freundlichen Unterstützung durch verschiedene Filmverleiher und Programmkinos neben "Himmel über Berlin" auch "Shaun das Schaf", "The Artist", "Loving Vincent" und "Cleo".

Auch aus dem Wohnzimmer gestreamte Konzerte sollen demnächst folgen, gibt es doch leider gerade genügend Musiker ohne Auftrittsmöglichkeit. Über 100 solcher Veranstaltungen will der Initiator des Projektes, Olaf Karkhoff, bis Ende August organisieren. Spannend wird zu sehen sein, ob die Idee des Fassadenkinos auch in anderen Städten von anderen Initiativen, Programmkinos oder einfach einer Gruppe von Nachbarn aufgegriffen wird.