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Ruinieren schlechte Projektionen das Kino?

[15:18 So,19.März 2023 [e]  von ]    

Kinovorführungen mit einem viel zu dunklen, verfärbtem oder verrutschten Projektionsbild verderben zu oft den Spaß an einem Kinobesuch - das ist die Erkenntnis, die ein Autor des Kulturmagazins Vulture bei einem Streifzug durch verschiedene große Kinos in New York gewonnen hat. Er wurde begleitet von einem Fachmann für Projektionstechnik der Dolby Laboratories, um herauszufinden, woran diese Probleme liegen.

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Das wohl auffälligste und am öftesten vorkommende Ärgernis war eine zu dunkle Filmprojektion - die Ursache dafür kann so simpel sein, wie ein von der vorhergehenden 3D-Vorstellung versehentlich vergessener Polarisationsfilter, der das Licht um ein Drittel abdunkelt, bis hin zu grundlegenderen Problemen, wie etwa der Verwendung einer altersschwachen und deswegen nicht mehr so lichtstarken Projektorbirne. Andere Probleme, denen das Team begegnete: ein trapezförmig verzogenes Projektionsbild; eine nicht exakt auf die Leinwand eingerichtete Projektion mit einem Bild, welches über die Leinwand hinausragte; Dreck auf dem Glas des Projektionsfensters sowie ein nicht kalibrierter Projektor, welcher seltsam gefärbte Glanzlichter produzierte.

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Die Krise des Kinos


Die wahren Gründe für solche Probleme liegen jedoch tiefer und sind in der großen Krise der Kinos begründet. Diese bestand schon vor Corona, unter anderem durch die wachsende Konkurrenz der Streamingdienste wie etwa Netflix, wurde aber verstärkt, als die Kinos schließen mussten und viele attraktive Filmpremieren nur noch online stattfanden. Gebrochen ist damit die früher unangefochtene Exklusivität von Filmstarts in Kinos, welche ökonomisch für diese sehr wichtig war. Viele Filme sind nun nur wenige Wochen nach der Premiere online zu sehen oder sogar nur exklusiv online verfügbar (zum Beispiel, wenn ein Filmstudio seinen eigenen Streamingdienst pushen will).

Zudem sind viele Kinobesucher seit Corona nicht mehr zurückgekommen - fürs letzte Jahr lag die Zahl der Kinobesuche in Deutschland mit rund 78 Millionen noch weit unter der des letzten Jahres vor Corona mit ca. 119 Millionen. Ein weiterer Grund für die sinkenden Besucherzahlen sind vermutlich auch die immer besser ausgestatteten Heimkinos, die zu einem Preis von nur 500 Euro schon mit 65" (165cm) LED TVs ausgerüstet sind, welche eine bessere Bildqualität als die meisten Kinos bieten (und eine störungsfreiere Vorstellung).

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Die Kinotechniker fehlen


Einen weiteren Grund für die genannten Probleme mit der Bildqualität in Kinos sieht der Artikel in der schon länger erfolgten Umstellung auf digitale Projektion, welche von den Betreibern großer Kinoketten bergüßt wurde, konnten sie doch durch die digitale Projektion die teuren Kinotechniker einsparen, die für die komplizierte analoge Projektion und die komplexen Filmprojektoren notwendig waren.

Diese Techniker waren jedoch hochqualifizierte Ingenieure, die dafür sorgten, daß die Filmprojektion mit der maximalen Qualität erfolgte und die bei Problemen schnell zur Hand waren. Nachdem Multiplex-Kinos dank digitaler Technik aber mit automatischer Projektion arbeiten und diese Technikerstellen gekürzt wurden, sind oft bei technischen Problemen andere Mitarbeiter wie zum Beispiel der Hausmanager zuständig. Sie sind aber gleich für mehrere Aufgaben zuständig sind und für Technikprobleme eigentlich nicht qualifiziert. Bei schweren Problemen (d.h. wenn sich die Zuschauer wirklich beschweren) muss auf den Besuch eines externen Technikers gewartet werden.

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Wie weit verbreitet schlechte Projektionen sind, darauf weist ein interessantes Interview mit Wim Wenders hin, der zur Vorführung seines digitalen 3D-Films "Pina" 2011 von Kino zu Kino mitreiste und ihn so in etwa 50 verschiedenen Kinos erlebte. Wenders machte die Erfahrung, daß sein Film in jedem Kino anders aussah und - anders als er zuvor gehofft hatte - die digitale Projektion für keine einheitliche Bildqualität sorgte. Er fand auch heraus, daß die meisten Kinos ihre Projektoren nicht mit 100 Prozent Lichtleistung betrieben, sondern nur zu 80 Prozent oder sogar nur bis zu 50 Prozent. Warum? Um die Lebensdauer der teuren Projektorlampen zu verlängern.

Laserprojektion als Lösung?


Wenders rät Filmliebhabern deswegen, Kinos zu bevorzugen, welche Laserprojektoren verwenden, da diese eine größere (und einheitliche) Helligkeit, breiteren Farbumfang sowie besseren Kontrast als herkömmliche Digitalprojektoren bieten und zudem keine Birne mehr benötigen. Ihre Lichteinheit hält bis zu 20.000 Stunden - im Gegensatz zu 1.000 bis 5.000 bei traditionellen Projektoren mit Birne. Eine neuere Alternative sind Kinos mit LED-Wänden, zumindest sofern diese nicht auch aus Kostengründen runtergedimmt werden.

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Barco Laserprojektor


Die große Frage ist allerdings, wie vielen Kinobesuchern die Probleme überhaupt bewusst auffallen. Ohne einen Vergleich zu haben, denken sie vielleicht, daß die Filme so dunkel gedreht wurden. Oder sie empfinden das Kinoerlebnis als so wenig überzeugend (es lebt nicht zuletzt von der Bildqualität), dass das Heimkino als bessere Alternative erscheint - und das Kino so immer tiefer in die Krise rutscht.

Was sind Eure Erfahrungen beim Kinobesuch? Habt Ihr schon richtig schlechte Projektionen erlebt?

Link mehr Informationen bei www.vulture.com

  
[60 Leserkommentare] [Kommentar schreiben]   Letzte Kommentare:
iasi    10:32 am 7.4.2023
Vor Corona ging es den Kinos nicht schlecht. 2022 kamen gerade mal 3 Filme über ein Einspielergebnis von 1 Milliarde Dollar. 2019 waren es 9 Filme. Der Umsatz ist enorm...weiterlesen
7River    07:32 am 7.4.2023
Na ja, Corona hat seinen Teil dazu beigetragen, obwohl es den Kinos zuvor auch nicht rosig ging. Zum Teil war der Virus für manche Geschäfte der letzte Sargnagel, sogar ganze...weiterlesen
iasi    20:35 am 6.4.2023
Von den großen Kinobetreibern steht wohl nur IMAX noch gut da. Cineworld befindet sich in den USA im Insolvenzverfahren und hofft dieses im Mai zu beenden. Sieht man sich jedoch...weiterlesen
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