ORBX: der freie Video-Codec der Zukunft? Das Tor zur Cloud?

Mozilla entwickelt zusammen mit Otoy einen Videocodec, der sicherstellen soll, dass in Zukunft keine Lizenzgebühren für das Abspielen von Videos im Netz gezahlt werden müssen - als Alternativprojekt zum offenen Videocodec VP8/WebM von Google, der nicht an Verbreitung gegenüber H.264 zu gewinnen scheint. Dabei umgeht ORBX.js das Henne-Ei Problem neuer Codecs (keine Verbreitung des Codes in Browsern ohne damit kodierte Inhalte - keine Inhalte ohne Abspielmöglichkeit) und die Hinderung durch marktpolitischen Erwägungen der Browserhersteller, welcher Codec inkludiert wird, ganz elegant.


ORBX.js funktioniert nämlich rein im HTML5-fähigen Browser per Javascript und WebGL, es muss also kein Codec vorinstalliert sein oder extra installiert werden um mit ORBX komprimierte Videos abzuspielen. Jede Webseite, die ORBX-Videos anbietet, kann also den passenden Codec zur Dekomprimierung gleich mitanbieten - und dabei immer in der automatisch aktuellsten Version. Ein weiterer Vorteil von ORBX: durch adaptives Streaming und bessere Kompression soll gegenüber H.264 bei gleicher Bildqualität 25% weniger Bandbreite benötigen. Ein Schutz gegen Kopie der übertragenen Inhalte per individueller Wasserzeichen für jeden User ist auch integrierbar.



Die Leistung ist erstaunlich: ORBX.js soll in der Lage sein FullHD-Video mit 60 Vollbildern pro Sekunde (1080p60) im Browser (wie etwa Firefox, Chrome, Safari, Opera und IE 10) abzuspielen. Auch ein iPhone 4s soll in der Lage sein per ORBX.js 720p ruckelfrei abzuspielen.



Bei der Vorstellung wurde unter anderem auch demonstriert, wie ohne Verzögerung ein virtueller Windows Desktop in einem Safari-Browser übers Netz angezeigt wird, sowie in der Cloud laufende Spiele (u.a. Unreal auf dem iPhone):







Javascript soll ähnlich schnell laufen wie nativer Code und macht damit immer mehr Applikationen möglich, die betriebssystemunabhängig im Browser laufen. Apropos "Codec-Wars": ORBX wurde zwar von Grund auf optimiert für Javascript und WebGL neu entwickelt. Aber ob ORBX die Herrschaft von H.264 im Netz brechen können wird? Erstmal wird der neue Codec auf vermutlich von H.264-Patanteignern auf eventuelle Patentverletzungen und sich daraus ergebende Ansprüche hin abgeklopft werden.



Ein weiterer Aspekt der Vorstellung von ORBX betraf OTOY selbst. OTOY ist ein Anbieter von Cloud-Computing (in den u.a. Autodesk investiert hat), der natürlich ein Interesse daran hat, den PC durch Anwendungen in der Cloud abzulösen - die Technik, deren Herzstück natürlich die verzögerungsfreie Übertragung von Video zwischen Client und Server in der Cloud wäre (= ORBX). Hardwareupgrades (sowie Softwarekäufe) des Heim-PCs würden dadurch überflüssig, da die Rechenleistung von Servern im Netz (die Cloud) zur Verfügung gestellt werden würde und Software(zeit) nur noch gemietet werden würde. Und für eben solche interaktiven Dienste ist ein Rückkanal vom Client zum Server in ORBX eingebaut.



Auf dem Launch Event wurde auch gezielt mit dem Vorteil der neuen Technik (samt Cloud-Computing) für Filmemacher geworben: Renderzeiten würden sich so drastisch verbilligen und eine weltweite Kollaboration per Netz (für Schnitt, Compositing oder Grading) wäre so auch leicht möglich. OTOY selbst wird einen entsprechenden Cloud-Service wohl für rund 300 Dollar (ausgehend von 8h PC-Nutzung am Tag) im Jahr anbieten.





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