Handwerk vs Kunst KI wird Filmemacher nicht ersetzen (sagt Ben Affleck)

// 12:35 Di, 19. Nov 2024von

Letzten Sommer streikten in Hollywood sowohl die Drehbuchautoren als auch die Schauspielergilde - erstmals gleichzeitig. Einer der Streitpunkte mit der Produzentenseite war der Umgang mit KI, denn mit zunehmender Qualität der KI-Systeme steigt auch die Sorge, generative Algorithmen könnten künftig ganze Berufssparten obsolet machen. Bei den Schauspielern ging es folglich u.a. darum, wer die Rechte an einem digitalem Zwilling (und damit an den dadurch erzielten Einnahmen) erhält. Hier gelang es letztlich, verpflichtende Leitlinien zu vereinbaren, wonach digitale Nachbildungen einerseits eine ausdrückliche Zustimmung des Darstellers erfordert und andererseits auch der beabsichtigte Verwendungszweck angegeben werden muss.

KI wird Filmemacher nicht ersetzen (sagt Ben Affleck)


Doch wie realistisch ist es, dass Menschen vor der Kamera erst von KI-Kopien, später vielleicht auch von völlig virtuellen Charakteren, ersetzt werden? Tatsächlich haben längst nicht alle vor diesem Szenario Angst. So fasste Ben Affleck, der als Schauspieler bekannt wurde, mittlerweile aber u.a. auch Regie führt und eine eigene Produktionsfirma Artists Equity gegründet hat, kürzlich bei einem Panel-Gespräch zusammen, weshalb KI aus seiner Sicht keine unmittelbare Gefahr für Filmemacher darstellt. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass "Filme eines der letzten Dinge sein werden, die durch KI ersetzt werden".






Und zwar sei die generative KI höchstens in der Lage, gewisse handwerkliche Fähigkeiten an den Tag zu legen, um ausgehend von bestehenden Werken Variationen oder Kombinationen davon zu erstellen. Etwas Neues, geschweige denn Kunst, könne ein solches System nicht produzieren, da es keinen eigenen ästhetischen Sinn (er nennt es wörtlich "Geschmack") habe. "Handwerk ist, zu wissen, wie man arbeitet, Kunst dagegen, zu wissen, wann man aufhört" so Affleck. Auch gäbe es ja noch die Probleme mit der Konsistenz, mit fehlender Kontrolle und mangelnder Qualität.



Schauspieler zusammenzubringen, die Chemie erkennen, die dadurch entsteht und daraus etwas zu konstruieren, dazu sei eine KI noch lange nicht fähig. Daher sehe er keine Gefahr, dass Filmemacher von KIs ersetzt werden. Anders sähe es natürlich bespielsweise im Bereich Visual Effects aus, wo durch KI schon jetzt vieles einfacher wird - wer hier arbeitet, muss sich warm anziehen. Aber es könne ja auch Vorteile haben, wenn man nicht 1000 Leute für ein Rendering braucht, denn das Produzieren werde dadurch deutlich günstiger und wer eine Idee für einen Film hat, könne diese leichter umsetzen. Und bei gleichbleibender Nachfrage könne man dann ja zwei Staffeln von einer Fantasy-Serie wie House of Dragon machen, zum gleichen Preis wie heute eine.


Idealerweise könnten sich durch generative KI einfach weitere Einnahmen generieren lassen, etwa durch automatisch errechnete, alternative Handlungen von bestehenden Filmen und Serien, oder Figuren-Avatare, die von Fans auf Socials genutzt werden können, oder ähnliches.



Also alles halb so wild mit den KIs? Wir sind uns da nicht ganz so sicher, auch wenn wir den optimistischen Ausblick verlockend finden. Sicherlich ist es vielfach die schauspielerische Magie, die gute Filme entstehen läßt und das Publikum fesselt. Ob KI-generierte Figuren da mithalten können, wenn sie das Uncanny Valley verlassen haben und tatsächlich 100% natürlich wirken, bleibt abzuwarten - wir denken eher nicht, aber wer weiß. Doch selbst wenn sie flach und hölzern agieren sollten, so wird ihre Verwendung so günstig sein, dass sie sich aus Kostengründen bei mancherlei Casting durchsetzen werden.



Letztlich wird entscheidend, ob solche Filme dann trotzdem ein Publikum finden, und an diesem Punkt sind wir ein bißchen pessimistisch. Denn schließlich kann man sich an fast alles gewöhnen - um ein Beispiel aus dem Musikbusiness zu nehmen: absolut inflationär ist dort der Einsatz von Autotune, also die "Korrektur" von Tonhöhen in Gesang. Ursprünglich in den 90ern eingeführt um Fehler in der Aufnahme zu beheben und so schneller produzieren zu können, hat sich der (mehr oder weniger ausgeprägt) synthetische Klang zu einem typischen Sound etabliert, der viele nicht zu stören scheint, sondern im Gegenteil sogar gut ankommt. Besonders gut singen muss man heute folglich nicht mehr, um einen Hit zu landen. Vielleicht blüht uns ja ähnliches auch beim Film.



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