Drehbuchautoren auf den Barrikaden - auch wegen Text-KIs

// 11:05 Sa, 6. Mai 2023von

Nach langen und erfolglosen Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft der Drehbuchautoren (WGA) und dem Wirtschaftsverband AMPTP (Alliance of Motion Picture and Television Producers) werden in den USA aktuell keine Serien, Filme u.ä. mehr (weiter-)geschrieben, gepitcht, konzeptioniert oder angepasst - es wird gestreikt. Während es vordergründig hauptsächlich um die Bezahlung geht - die in den letzten Jahren fast durch die Bank schlechter geworden ist -, spielen auch die seit einiger Zeit stark im kommenden, künstlichen Schreibalgorithmen eine Hauptrolle beim Konflikt.


Zwar sind die Large Language Modelle, auf welchen ChatGPT & co basieren, (noch?) nicht gut genug, um längere, kohärente und sehenswerte Drehbücher zu verfassen, jedoch lassen sich damit schon jetzt auf Knopfdruck diverse "Ideensammlungen" oder Entwürfe für Handlungen oder Dialoge erstellen. Da aber bei der tarifgeregelten Entlohnung der Schreibarbeit unterschieden wird, ob etwas neu geschrieben oder lediglich überarbeitet wird - letzteres wird deutlich schlechter bezahlt -, schrillen bei den Drehbuchautoren die Alarmglocken. Denn man darf davon ausgehen, dass Studios in großem Stil Budget einsparen werden, indem KI eingesetzt wird, wo nur möglich.



Folgender Tweet bringt es gut auf den Punkt: "The immediate fear of AI isn´t that us writers will have our work replaced by artificially generated content. It´s that we will be underpaid to rewrite that trash into something we could have done better from the start. This is what the WGA is opposing and the studios want."



Für die Drehbuchautoren geht es bei diesen Verhandlungen also ums Ganze, nämlich um die Regulierung einer Technologie, die viele Aufgaben im Drehbuchbusiness quasi umsonst zu bieten scheint, aber tatsächlich weiterhin echte Autoren an ihrer Seite braucht. (Und die nebenbei bemerkt auch noch an Drehbüchern trainiert wurde, die jene schrieben, an denen nun gespart werden soll.)



Um nicht zu einer Art unterbezahlte Handlanger degradiert zu werden, verlangen die Drehbuchautoren unter anderem, dass KI-generiertes Material nicht als Vorlage zählen darf (die dann lediglich adaptiert wird), und dass eine KI auch nicht als Autor eines Drehbuchs geführt werden darf; dies müsse weiterhin ein Mensch sein. Die AMPTP dagegen möchte, dass bei jährlichen Treffen der Stand der KI-Technik neu evaluiert wird. Wie es bei den hohen Einsätzen und stark verschiedenen Standpunkten zu einer Einigung kommen kann, und wann, wird interessant zu sehen. Der letzte Streik der Hollywood-Autoren (2007/2008) dauerte ca. 14 Wochen.



Ironischerweise wird der Streik möglicherweise dazu führen, dass mangels Drehbücher aus Menschenhand weitgehend von KIs geschriebener Film-/TV-Content (ein fürchterliches Wort, dass an dieser Stelle allerdings gut passt) früher produziert und gezeigt wird, als gedacht.


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Frank Glencairn  //  11:54 am 16.7.2023
iasi  //  18:29 am 22.5.2023
MK  //  18:07 am 22.5.2023
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