Frage von silverstar777:Hallo Forum,
wollte mich mal erkunden was ihr Selbständigen so für Versicherungen habt.
Welche wirklich nötig/wichtig sind.
Und welche ihr da genau habt, bzw empfehlen könnt
Danke für eure Tipps
Antwort von Jott:
Ohne Krankenversicherung wirst du's wohl kaum wagen. Dann Haftpflicht, nicht nur privat. Elektronikversicherung, wenn du Kameras und Rechner hast. Über Rechtsschutz nachdenken.
Klingt spießig, ist aber unvermeidlich: Arbeitsunfähigkeitsversicherung, Altersvorsorge ...
Antwort von NEEL:
Zuallererst: Status als "freischaffend" beantragen und nicht als "selbstständig"! Kranken- und Rentenversicherung ganz klar KSK + gesetzlich. Meine Betriebshaftpflicht deckt alle Teamgrößen ab und beginnt je nach Größe der Produktionsfirma bei ca. 300,-/Jahr (bin hauptsächlich als Drehbuchautor gelistet, größere Produktionen muß man jeweils einzeln anmelden und getrennt bezahlen)- hab die Unterlagen nicht hier, kennt aber jeder spezialisierte Versicherungsmakler. Rechtsschutz über Verdi. Elektronikversicherung nur nach Projekt (z.B. bei Auslandsdrehs). Den Rest kann man sich IMHO schenken.
Antwort von MK:
Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung, Inhaltsversicherung
Antwort von Pianist:
Kranken- und Rentenversicherung ganz klar KSK + gesetzlich.
Warum sollte man als Unternehmer "ganz klar" etwas mit der KSK und der gesetzlichen Krankenversicherung zu tun haben wollen?
Rechtsschutz über Verdi.
Warum sollte man als Unternehmer etwas mit einer Gewerkschaft zu tun haben wollen?
Wer sich dafür entscheidet, selbständig zu sein, der muss sich auch mit dem Gedanken abfinden, nun auf der anderen Seite der Theke zu stehen.
Ansonsten würde ich die Notwendigkeit einer Versicherung danach bemessen, welche Risiken eintreten können und welche davon mich ruinieren und welche nicht. Eine fehlende Krankenversicherung kann einen ruinieren, ebenso eine fehlende Haftpflichtversicherung. Da wird es aber eher um Sach- und Personenschäden gehen, als Filmer kann man kaum einen Vermögensschaden verursachen, den man nicht vorsätzlich herbeigeführt hat, und dann wäre die Versicherung eh raus. Eine Rechtsschutzversicherung halte ich für überflüssig, außer vielleicht eine Verkehrsrechtsschutz, die hat man ja meist beim ADAC mit drin. Aber im Zivilrecht nützt eine Rechtsschutzversicherung einem Unternehmer meistens gar nichts.
Langfristig ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll, aber die kriegen Filmleute sehr schwer, weil die Versicherungen uns als "Künstler" sehen... Zum Thema Technikversicherung: Der eine ist schon ruiniert, wenn ihm eine 5.000-EUR-Kamera runterfällt und der andere lässt eine 50.000-EUR-Kamera unversichert. Das muss man dann wirklich selbst entscheiden.
Das Thema "Altersvorsorge" ist ebenfalls wichtig, aber das ist nun wirklich so individuell, dass man das nicht hier im Forum abhandeln kann. Zumal sich da ja auch einiges ändern wird.
Matthias
Antwort von NEEL:
Warum sollte man als Unternehmer "ganz klar" etwas mit der KSK und der gesetzlichen Krankenversicherung zu tun haben wollen?
Weil es billiger ist?! Die KSK "simuliert" dabei ein Angestelltenverhältnis und übernimmt rund die Hälfte der KK-Kosten und die Hälfte der Rentenversicherung. Und Gesetzliche deshalb, weil Private immer teurer werden, je älter man wird und irgendwann ist die Gesetzliche für eine Rückkehr dicht... Allerdings sollte man grundsätzlich entscheiden ob man Unternehmer sein will (und z.B. als Geschäftsführer einer Kapitalgesellschaft nicht in die KSK aufgenommen werden kann) oder freischaffender Künstler und Publizist bleiben möchte.
Warum sollte man als Unternehmer etwas mit einer Gewerkschaft zu tun haben wollen?
Wer sich dafür entscheidet, selbständig zu sein, der muss sich auch mit dem Gedanken abfinden, nun auf der anderen Seite der Theke zu stehen.
Versteh ich nicht. Verdi bietet gerade für Selbstständige und Freischaffende ein ziemlich gutes Programm. Das bedeutet auch schon mal komplette Prozesskostenübernahme gegenüber zahlungsunwilligen Auftraggebern, was Rechtsschutzversicherungen nicht ohne Weiteres leisten. Ein Beispiel: Eine Freundin war z.B. lange Jahre "Festfreie" bei einer Produktionsfirma, dann kündigte sie, woraufhin der wütende alte Auftraggeber die letzte Rechnung über 20K nicht mehr bezahlen wollte. Allein die Anwalts- und Prozesskosten sind da leicht bei 6-7K, die man erst mal vorstrecken können muß (damit rechnete wohl auch der Justiziar des ehemaligen Auftraggebers). Verdi hat übernommen, Prozess gewonnen. Ohne Verdi hätte sie rund die Hälfte der Summe in irgendwelchen Vergleichen verloren. Verdi vertritt Filmer aber auch gegenüber Sendern, was sehr von Vorteil sein kann. Wenn man allerdings vor hat, Praktikanten auszubeuten, kann das sehr daneben gehen, sofern diese Verdi-Mitglieder sind, das stimmt;-)
Antwort von Pianist:
Ein Beispiel: Eine Freundin war z.B. lange Jahre "Festfreie" bei einer Produktionsfirma, dann kündigte sie, woraufhin der wütende alte Auftraggeber die letzte Rechnung über 20K nicht mehr bezahlen wollte.
Ja, das ist ja was anderes, "festfrei" ist ja arbeitnehmerähnlich. Da würde ich durchaus sagen, dass es begrüßenswert ist, wenn Gewerkschaften solche Leute unter ihre Fittiche nehmen. Aber als Unternehmer ist man nun mal auf der anderen Seite der Theke, da ist man Arbeitgeber und somit scheidet da natürlich eine Gewerkschaftsmitgliedschaft aus.
Wie schnell die Gesichtszüge von Gewerkschaftsfunktionären entgleisen können, sieht man immer dann, wenn ein ehemals abhängig Beschäftigter, der aktives Gewerkschaftsmitglied ist, plötzlich das Unternehmen selbst übernimmt und auf die Idee kommt, aus alter Verbundenheit in der Gewerkschaft zu bleiben. Den wollen die da nämlich gar nicht mehr haben.
Das ist etwa so, wie wenn ein Unternehmer aus der Finanzbranche in der SPD was werden will. Die würden allenfalls Unternehmer aus der Wohnungsbaubranche akzeptieren.
Matthias
Antwort von NEEL:
Aber als Unternehmer ist man nun mal auf der anderen Seite der Theke, da ist man Arbeitgeber und somit scheidet da natürlich eine Gewerkschaftsmitgliedschaft aus.
Matthias
Mal Hand aufs Herz: Hast Du mehr als einen festangestellten Mitarbeiter? Wenn nicht, dann kämst Du sogar selbst für die KSK in Frage (sofern Du eine eventuell vorhandene GmbH aufgibst) und wärest bei Verdi behütet und gut aufgehoben. Die meisten von uns arbeiten wohl eher lose im Netzwerk von Freischaffenden. Beim Stichwort "Unternehmer" stelle ich mir auch immer irgendwie mausgraue Erscheinung, Krawatte, Seitenscheitel und Rasenmäherfabrik vor;-)
Zur SPD gebe ich Dir allerdings Recht;-)
Antwort von Pianist:
Ich habe ja gar keine Mitarbeiter, aber ich habe so viel mit Unternehmern, Handwerkern und mit Akteuren der Wirtschaftspolitik zu tun, dass ich da ganz sicher nicht den Künstler oder Freiberufler raushängen lassen werde, sondern die wollen es natürlich mit einem Unternehmer zu tun haben, der sich als Teil des Mittelstandes sieht. Ist also eher eine unternehmenspolitische Entscheidung, eher so aufzutreten als anders.
Aber bei anderen kann das natürlich anders sein.
Matthias
Antwort von silverstar777:
danke für eure umfangreichen Antworten.
Habt ihr bei euren Krankenversicherung zusätzlich die Option auf Krankengeldanspruch genommen???
mfg silverstar777
Antwort von Pianist:
Habt ihr bei euren Krankenversicherung zusätzlich die Option auf Krankengeldanspruch genommen???
Beim Krankengeld bzw. Krankentagegeld ist es auch wieder so ähnlich, wie ich gestern schrieb: Wenn jemand genug Rücklagen hat, um längere Zeit ohne Einkünfte über die Runden zu kommen, dann kann er sicher auf sowas verzichten und spart die entsprechenden Beiträge. Aber gerade am Anfang einer Selbständigkeit, wo vielleicht noch nicht so viele Rücklagen vorhanden sind, sollte man sowas durchaus in Betracht ziehen.
Matthias
Antwort von Jott:
Ja, die Rücklagen. Entweder das oder ein fetter Kreditrahmen. Krankheit oder Urlaub gleich massiver Verdienstausfall - nie vergessen. Nicht krank sein dürfen und nie Urlaub machen (die Spezialität von Selbständigen) geht schnell an die Substanz.
Antwort von silverstar777:
danke nochmals für eure ganzen Antworten.
Leide konnte ich die letzte Zeit nicht schreiben, da ich sehr viel zu tun hatte.
Also was die Krankenversicherung angeht, finde ich die KSK schon attraktiv, da sie immerhin 50% der kosten übernimmt. und warum dieses Geld nicht sparen? Außerdem werde ich mich auch für die gesetzliche Variante entscheiden, da ich sehr oft gehört habe, das man aus einer privaten fast nicht mehr herauß kommt und sie auch immer teurer werden. deswegen möchte ich hier ehrlich gesagt etwas flexibel bleiben....
Über die restlichen Versicherungen bin ich mir noch etwas unklar:
Ich möchte natürlich mein Equipment gegen Schaden/Diebstahl Versichern
Was gibt es dafür für Versicherungen und welche Anbieter sind zu empfehlen??
Gewerbehaftpflicht sowie Berufsunfähigkeitsversicherung kommen natürlich auch in Frage. Was gibt es hier für Anbieter für freischaffende zu empfehlen??
Krankentagegeld, Rentenversicherung, Arbeitslosen, sowie Rechtsschutz bin ich mir jetzt nicht im klaren ob ich das brauche?????
Rentenversicherung gibt es ja auch verschiedene Meinungen, dass wenn ich in der Rente bin ich eh nichts mehr von dem Geld sehen werde.... Bin 27....
Wie ist es mit Unfallversicherung ??? habe privat eine, braucht man da für das "Geschäft" separat eine????
danke für eure Hilfe.
mfg silverstar777
Antwort von silverstar777:
keiner einen tipp für mich ?????? :-)
Antwort von frm:
Generell kann man sich überversichern, allerdings ist es ein grosser fehler bei deiner Absicherung zu sparen. Bedenke das du keine Staatliche Rente, Unfallversicherung usw erhälst wenn du nicht mehr arbeiten kannst.
Hier meine Erfahrungen/ Versciherungen:
Equipmentversicherung
www.pundpgmbh.de
Haftpflicht, teilweise sogar vom Auftraggeber je nach Gewerk Pflicht!
bin bei der Allianz (ca. 400 EUR/jahr PRivat inkl Geschäft)
Rentenversicherung (ansichtssache, aber eigentlich sehr wichtig!)
Steurvorteil bei Rürupp Rente!
Berufsunfähigkeit! Unbedingt! (kostet bei mir ca 30 EUR bei der Nürnberger (1500 EUR bei 100%)
Unfallverscherung sollte man immer haben, gibt es aber doch nicht Gewerblich, wieso auch?!
Krankenversicherung
Ich bin seit vielen Jahren bei der Gothar Privat versichert. Es muss jeder selber wissen. Es ist blödsinn das du nicht mehr Gesetzlich versichert wirst! Wenn du wieder angestellt wirst musst du mehr als (ich denke 3000 EUR) Netto verdienen damit du Privat bleiben darfst.
Ich habe mich 2004 Selbständig gemacht und bei der AOK einen Monatsbeitrag von 350EUR für die Freiwilligversicherung bezahlt. Privat habe ich für ein vielfaches an Mehrleistung nur 150 EUR bezahlt. Mittlerweile zahle ich 207 EUR. Es ist aber auch nicht wahr das der Satz soviel teurer wird, man kann ja jederzeit andere Tarife aussuchen. Und vergesse nicht, die Gesetzliche kostet auch immer mehr! Nur Kinder sind da nicht mitverichert, die kosten pro Kind sind ca. 50EUR/Monat laut meine Vertreter.
ICh würde dir Dringend Raten dich unverbindlich von einem Versicherungsberater Informieren zu lassen. Hier im Forum wirst du viele Meinungen hören!
Hg und Viel Erfolg
Florian
Antwort von silverstar777:
Hey Florian,
danke für deinen Tipp!
Die Frage ist natürlich auch, welcher Versicherungsberater ist der richtige für mich.
Gibt es speziell für diesen Beruf bzw Bereich kompetente Leute???
Antwort von frm:
Ich denke nicht das du da einen Speziellen brauchst! Du wirst ja schon versicherungen haben. Schau doch da mal vorbei!
Viel Erfolg
Hg
Florian
Antwort von stefangs:
diskussionen zu allen moeglichen themen sind ja immer erleuchtend, aber moechtest du wirklich die risiken deiner beruflichen laufbahn und die altersvorsorge durch forenbeitraege in den griff kriegen? finde ich... mutig? leichtsinnig? weltfremd?
spezialisten gibt es natuerlich und hier ist soweit ich weiss keiner. ein unabhaengiger versicherungsberater ist das, was du brauchst. von empfehlungen wuerde ich im rahmen eines forums allerdings absehen.
stefan
Antwort von dienstag_01:
Ja, ja, ein unabhängiger Versicherungsberater. Das ist ein Widerspruch an sich. Niemand, der etwas verkaufen will/muss, kann unabhängig sein.
Betrifft übrigends auch Selbstständige im Video/Film-Bereich.
Antwort von frm:
Das sehe ich nicht so. Ich habe meine Krankenversicherung über die Impuls, die Beraten diesbezüglich unabhängig da sie alle Versicherungen miteinander vergleichen.
Antwort von motor-tv:
Dein Versicherungsvertreter sollte in deinem sehr nahen Umfeld, sprich zumindest in der gleichen Stadt beheimatet sein. Damit ist er immer und jederzeit greifbar im Falle des Falles. In meiner Heimat (bis 1999) war der in meiner unmittelbaren Umgebung, da hat alles reibungslos geklappt und auch persönlich gut bekannt. Jetzt wo ich weiter weg wohne, ist mein neuer Versicherungsvertreter schon 40 km entfernt, und da wird so manches kompliziert. Persönliche Gespräche sind nahezu ausgeschlossen.
Die persönliche Betreuung ist oft vielfach mehr wert, als ein paar Euro Einsparung bei der Prämie. Bei manchen Schadensfällen ist mehr drin, als vielleicht am Papier steht.
Konkret in deinem Fall würde ich mir so 3-4 Vertreter von bekannten Versicherungen anhören, was die so vorschlagen, was es gibt und natürlich auch was es kostet. Damit lernst du deine zukünftigen Betreuer auch persönlich kennen und kannst dich danach entscheiden. Gerade bei Versicherungen ist alles auch sehr speziell, du wirst hier im Forum keine für dich passende Lösung finden.
Immer und überall nur das billigste zu suchen - gilt auch für Equipment - kommt oft am Ende vielfach teurer.
Antwort von NEEL:
Rentenversicherung gibt es ja auch verschiedene Meinungen, dass wenn ich in der Rente bin ich eh nichts mehr von dem Geld sehen werde.... Bin 27....
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Wenn Du in der KSK bist, wird ein Angestelltenverhältnis simuliert, Du zahlst dadurch automatisch in die reguläre Rentenversicherung ein, die andere Hälfte übernimmt die KSK.
Wenn es bei Dir am Anfang nicht so gut laufen sollte, kannst Du eine entsprechend niedrige Einkommensschätzung abgeben und zahlst dadurch auch weniger Krankenkasse für das laufende Jahr. Private Krankenkassen sind m.M. nach assoziale Geschäftemacher, die abgeschafft werden sollten. Sie ködern mit niedrigen Tarifen, wenn Du jung und gesund bist und gehen dann später richtig rauf. Das Geld fehlt aber im Gesundheitssystem insgesamt. Zum Glück gibt es deshalb eine Regelung gegen Schmarotzertum, wonach privatversicherte Selbstständige nicht mehr ohne Weiteres in die gesetzliche Kasse wechseln können und schon gar nicht mehr wenn sie 55 oder älter sind;-)
Antwort von Pianist:
Private Krankenkassen sind m.M. nach assoziale Geschäftemacher, die abgeschafft werden sollten.
Na Du hast ja eine sehr differenzierte Meinung... Kannst Du die auch irgendwie begründen? Immerhin sind es die Privatpatienten, die vielen Ärzten überhaupt einen halbwegs wirtschaftlichen Betrieb ihrer Praxis ermöglichen.
Wir können aber gerne darüber reden, das Gesundheitssystem insgesamt total umzubauen, also Wegfall aller privaten Krankenversicherungen und aller gesetzlichen Krankenkassen, und die dadurch freiwerdenden Leute kommen in eine reine Abrechnungsorganisation, die für Einzug und Abrechnung der Leistungen nach statistischen Methoden zuständig ist. Also eine Verteilung der Gesamtkosten auf alle Menschen in Deutschland anhand der jeweiligen Einkommensverhältnisse.
Fakt ist jedenfalls, dass da etwas passieren muss, weil sonst die Kosten und die Leistungen immer weiter auseinanderlaufen, vor allem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Meine Krankenversicherung wurde in den vergangenen vier Jahren um durchschnittlich 7,95 Prozent pro Jahr teurer, wobei ich aber erwähnen muss, dass sich die Steigerungskurve deutlich abgeflacht hat. Dennoch: 2008 habe ich 314 EUR pro Monat bezahlt, heute zahle ich 425 EUR, und wenn das so weitergeht, zahle ich im Jahre 2030 etwa 1.700 EUR pro Monat.
Matthias