Wissen Was bringt eigentlich Vollformat / Full Frame?

Was bringt eigentlich Vollformat / Full Frame?

Warum wollen manche Anwender lieber Vollformat filmen, wenn das Super 35 Format aus Hollywood doch eigentlich vielmehr APS-C entspricht? Ein kurzer Klärungsversuch...

Von Vollformat (engl. FullFrame) spricht man, wenn die Sensorfläche ungefähr so groß ist wie bei früheren analogen Kleinbildkameras. Diese hatten eine Zelluloid-Filmfläche von 36 x 24 mm. Man beachte, dass dies einem Seitenverhältnis von 3:2 entspricht. Nutzt man einen Vollformat-Sensor für typische FullHD-Aufnahmen, kann logischerweise maximal eine Fläche von 36 x 20,25mm genutzt werden, um auf das gewünschte Seitenverhältnis von 16:9 zu kommen.



Bei Kinoproduktionen wurde der 35mm Zelluloid Film allerdings vertikal (und nicht wie bei der Kleinbild-Fotografie horizontal) eingespannt, weshalb man zur Aufnahme maximal 24mm als horizontale Aufzeichnungs-Breite nutzen konnte. Da man teilweise auch noch Platz für eine mitlaufende Lichttonspur benötigte, bürgerten sich diverse Formatbreiten zwischen 22 und 24mm für die Kinoproduktion ein. Einer dieser Standards war zuletzt Super35 (3perf) der sich bei der Bildhöhe an drei Perforationslöchern orientiert (was ungefähr einem Bildformat von 22 × 14,2 mm entspricht). Dieser Standard kam bei unzähligen Blockbustern zum Einsatz (unter anderem auch bei Titanic), da er einen guten Kompromiss aus Materialverschleiß und Breitbild darstellt.



Die meisten aktuellen digitalen Cinema-Kameras (wie z.B. die Canon C300 oder Sonys FS100) orientieren sich daher bei der Sensorgröße an Super35 und nicht an Vollformat-Abmessungen. Eben weil Kino nun mal größtenteils auf Super35-Kameras produziert wurde. Und hier kommt auch die nächste digitale Sensorgröße ins Spiel: APS-C Sensoren sind zwischen 22 und 24mm breit und entsprechen somit somit ziemlich genau der gewünschten Super35-Bildbreite. Diese Sensorgröße besitzen vor allem Sonys bisherige NEX-Modelle sowie auch Canons Mittelklasse EOS Modelle (wie die 550D, 600D und 650D). Der MicroFourThirds Standard (den z.B. die beliebte Panasonic GH2 unterstützt) ist dagegen noch kleiner (ca. 17mm breit).



Es bleibt festzuhalten, dass ein Vollformat-Sensor somit für den originalen Kino-Look eigentlich viel zu groß, APS-C dagegen praktisch ideal sein sollte. Wer das ganz nochmal visualisiert sehen will, kann hierfür gerne unseren Sensorvergleich heranziehen...



Doch mit einem "übergroßen" Sensor bekommt man handfeste, praktische Vorteile: Da ist einmal die Lichtstärke, da ein großer Sensor immer tendenziell mehr Lichtausbeute bietet, als ein kleinerer. Aber was in in diesem Einsatzgebiet noch viel wichtiger ist: Eine äußerst geringe Tiefenschärfe. Wie schnell Objekte in der cineastischen Unschärfe verschwinden hängt nämlich von zwei Faktoren ab: Der Größe der Sensorfläche und der Blendenöffnung. Je größer nun die Sensorfläche, desto weniger muss die Blende geöffnet werden um einen visuell vergleichbaren Tiefenschärfe-Effekt zu erzielen.



Objektive mit einer sehr kleinen Anfangs-Blendenzahl (also mit einer sehr weit zu öffnenden Blende) und der damit verbunden Lichtstärke sind in der Regel sehr teuer. Bei einem FullFrame-Sensor kann man also mit weitaus günstigeren, weil lichtschwächeren Objektiven zu ähnlichen Ergebnissen kommen, wie mit den sündteuren, weil lichtstarken (und nur in kleinen Stückzahlen produzierten) Linsen für Super35mm-Kinokameras. Und eben genau dieser Effekt war wohl für den Siegeszug der Canon EOS 5D MkII verantwortlich.



Allen anderen Unzulänglichkeiten zum trotz, steht diese Kamera noch heute wie keine zweite für das DSLR-Filmen. Sicherlich unter anderem wegen der relativ günstigen Objektive. Denn diese können am FullFrame-Sensor wie Spitzen-Primes an Super35-Kameras aussehen (Schlagwort Bokeh). Und deshalb sind für viele Kameramänner die APS-C Sensoren nur zweite bzw. gar keine Wahl.


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