Wissen Video DSLRs Pro & Contra - die Übersicht

Video DSLRs Pro & Contra - die Übersicht

2009 war das Jahr der videofähigen digitalen Spiegelreflex-Kameras. Für Einsteiger und Interessierte haben wir eine Übersicht zum Thema Video-DSLRs zusammengestellt: Vorteile, Nachteile, welche Optiken, welche Codes, worauf es zu achten gilt, wohin die Entwicklung gehen könnte, u.v.m.

// 17:58 Di, 22. Apr 2014von

Die Einführung von videofähigen DSLRs hat das filmische Arbeiten wesentlich verändert. Kaum ein Bereich moderner Medienproduktion, in dem mittlerweile nicht mit Video-DSLRs gearbeitet wird: Sei es für TV-Produktionen wie News, Reportage, Dokumentarfilm oder Serie, sei es im Event- oder Industrie-Film. Video-DSLRs haben die Videoproduktion ordentlich durcheinander gewirbelt und verlangen von den Produzenten neue Fähigkeiten und anderes Wissen.



Für Einsteiger und Interessierte haben wir hier eine Übersicht zum Thema Video-DSLRs zusammengestellt: Vorteile, Nachteile, welche Optiken, welche Codes, worauf es zu achten gilt, wohin die Entwicklung gehen könnte, u.v.m. Der Begriff „Video-DSLR“ wird hier als übergeordnete Kategorie verwendet und umschließt ebenfalls videofähige Systemkameras.







Das Positive kurzgesagt

Video-DSLRs haben den Camcorder-Markt gehörig aufgemischt. Sie bieten einen Filmlook, der bis dato entweder nur sehr viel teureren Kameras vorbehalten war (oder zuvor noch recht aufwendig mit 35mm-Adaptern zusammengebastelt werden musste und zudem auch noch Licht-Einbußen mit sich brachte). Mit videofähigen DSLRs hat sich dies alles schlagartig geändert. Video- und Foto wachsen im stärker in einem Gerät zusammen und plötzlich sind die klassischen Camcorder eine vom Aussterben bedrohte Spezies.



Für Video-DSLRs stehen eine enorme Fülle an Wechseloptiken für die Videoproduktion zur Verfügung, so dass je nach spezieller Aufnahmesituation das richtige „Glas“ gewählt werden kann. Zum Filmlook gehört u.a. die gestaffelte Schärfe im Raum (Schärfentiefe), die auf Grund der im Vergleich zu HD-Videocams sehr großen DSLR-Sensoren ein Höchstmaß an kreativem Potential zulässt.



Hinzu kommt eine sehr gute Low-Light-Fähigkeit, die ebenfalls auf die Kombination Sensor-Größe und lichtstarke Optiken zurückgeführt werden kann. Wer sich kreativ mit den kniffeligen Seiten des Video-Filmens mit digitalen Spiegelreflex-Kameras auseinandersetzt, die wir im nächsten Absatz beschreiben, wird mit einer filmischen Bildqualität belohnt, die in dieser Preisklasse von keiner HD-Videokamera geleistet werden kann.





Das Negative kurzgesagt

So beeindruckend der Filmlook von videofähigen DSLRs auch ist, ohne genaue Kenntnisse der Nachteile von Video-DSLRs gegenüber gewöhnlichen Camcordern kann sich beim Einsteiger schnell Frust einstellen – deshalb hier einmal kurz die wichtigsten Nachteile zusammengefasst, bevor wir uns etwas ausführlicher mit einzelnen Aspekten des DSLRs-Filmens befassen.



Nur wenige Modelle mit brauchbarem Autofokus: Was traditionelle Filmer nicht stört, weil es beim Film auch keinen Autofokus gibt (sondern wenn nötig den Autofokus-Puller), empfinden viele Video-Filmer als ungewohnt oder sogar K.O-Argument. Zwar bieten viele videofähige DSLRs kontrast-gesteuerten Autofokus im Live-View-Modus, aber dieser ruckelt mehrere Sekunden, bevor er sitzt und ist für bewegte Objekte völlig unbrauchbar. Wer also ohne Autofokus während der Aufnahme nicht auskommt und auch nicht gewillt ist dies zu lernen, bzw. seinen Aufnahme-Workflow entsprechend umzustellen, für den sind viele derzeitige Video-DSLRs keine Alternative zur traditionellen Videocam.



Allerdings legen die Hersteller hier gerade mächtig nach. Mit dem sog. Dual-Pixel Autofokus-System bietet Canon für ausgewählte Video-DSLRs eine ziemlich brauchbare AF-Funktion für den Videobetrieb an. Auch bei den videofähigen Systemkameras finden sich immer häufiger Autofokussysteme verbaut, die dem von dezidierten HD-Camcordern entsprechen. Trotzdem bleibt das Thema Autofokus noch eine Achillesverse der meisten Video-DSLRs.



Auch in Sachen Ton gilt es um die Problemlage zu wissen: Zunächst einmal zeichnen diverse Video-DSLRs in diversen Tonformaten auf. Dies kann Mono oder Stereo sein, und auch das Ton-Sampling und die Qualität unterscheiden sich von Kamera zu Kamera mitunter sehr. Die eingebauten Mikrofone liefern eigentlich in allen Modellen unzureichende Tonqualität. Externe Mikros schaffen Abhilfe - noch besser ist entweder eine komplett externe Tonaufzeichnung oder zumindest ein externer Audio-Vorverstärker mit XLR-Eingängen. Im Fall von externer Audioaufnahme müssen in der Postpro Bild und Ton gesyncht werden, und dies will bereits bei der Aufnahme (Timecode, Klappe) mit bedacht werden.



Fehlende Ausstattung - etwa Stichwort Timecode: Video-DSLRs bieten keinerlei brauchbare Timecode-Funktionen. Der Timecode kommt erst in der Postpro ins Spiel. Die Aufnahmedauer ist häufig auf knapp 30 Minuten beschränkt, wer mehr am Stück filmen muss, ist außen vor. Zebra-Anzeige für Überbelichtung, Title- und Action-Safe Rahmen fehlen häufig ebenso wie live-Audio-Aussteuerung während der Aufnahme. Auch lassen sich Video-DSLRs sehr viel schlechter ohne zusätzliche Ausrüstung halten, als Videokameras. Das meist fehlende schwenkbare Display erschwert das Filmen. Auch Peaking oder speziell zuweisbare Video-Funktionstasten sind häufig nicht vorhanden.



Nicht zuletzt sollte man „HD-Auflösung“ bei Video-DSLRs eher mit Vorsicht geniessen: Was an HD-Formaten bei den DSLR-Cams herauskommt sind meist stark herunterskalierte Bilder des Foto-Sensors (Pixel-Binning = gut für die Signal/Noise-Ratio, Lichtempfindlichkeit, schlecht für die Auflösung). Das Resultat sind Aliasing-Artefakte und ein teilweise im Vergleich zu HD-Camcordern vermindertes Auflösungsvermögen. Diverse Testcharts-Aufnahmen künden von verringerter Auflösung und Aliasing- (z.B. Moiree) Artefakten, die in Real-Live-Aufnahmen häufig akzeptiert oder einfach übersehen werden, weil der Kontrast von scharfen zu unscharfen Bildelementen (bei offener Blende) den (falschen) Eindruck von hoher Auflösung hinterlässt.





Mit den ersten 4K-fähigen Video-DSLR Modellen könnte sich allerdings die HD-Videoqualität deutlich verbessern. Da derzeit noch kaum Modelle am Markt sind, bleibt dies jedoch Spekulation und damit abzuwarten.



Betrachtet man diese im Vergleich eher längere Negativ-Shortlist, könnte man die Frage stellen, weshalb also überhaupt mit Video-DSLR drehen?



Nun, wir meinen, dass die Mühen im Vergleich zum gebotenen Filmlook durchaus lohnen – doch letztlich muss dies jeder für sich und sein Anwendungsgebiet entscheiden.



Im Folgenden ein etwas genauerer Blick auf einzelne, wichtige Aspekte bei der Arbeit mit Video-DSLRs.





Handling

Solange man vom Stativ arbeitet, ist die Welt in Ordnung. Auch die Bestimmung der Schärfe zeitigt mit etwas Übung durchaus verlässliche Ergebnisse. All dies sieht jedoch anders aus, sobald man aus der Hand filmen möchte/muss. Die Kameras liegen suboptimal in der Hand, der Live-View-Monitor ist zu mittig platziert für längeres, ermüdungsfreies Halten und der Ton lässt sich nur schwer oder gar nicht kontrollieren (vor allem wenn man als One-Man-Show unterwegs ist). Unsere Empfehlung lautet daher: So viel wie möglich vom Stativ arbeiten und den Ton entweder extern aufzeichnen oder mit einem externen Vorverstärker oder mit einem Soundtrack arbeiten, der nicht auf O-Töne angewiesen ist. Nicht von ungefähr haben viele gelungenen Video-DSLR-Clips, die man im Netz bestaunen kann, irgendeinen Soundtrack hinterlegt aber eher selten O-Töne.


In Sachen Handling schlägt hier die große Stunde der Zubehör-Hersteller.



Video DSLR mit Kompendium, Schärfezieheinrichtung und Monitor
Video DSLR mit Kompendium, Schärfezieheinrichtung und Monitor


Mittlerweile gibt es eine breite Palette an Zuliefer-Firmen, die alle nur denkbaren Zubehörteile für ein brauchbares Handling der Video-DSLRs beisteuern. Angefangen von der Schärfezieheinrichtung über hochauflösende, mobile TFTs, Schulterstützen, montierbare Filterkompendien bis hin zu externen HDMI-Recordern und Audiovorverstärkern für höherwertige Audio-Aufzeichnung ist alles da, was das Filmer-Herz begehrt – allerdings meist zu recht saftigen Preisen. Die endgültigen Kosten für eine gut handhabbare Video-DSLR stellen sich also erst nach dem Stöbern der Zubehörliste heraus: also aufgepasst.



Doch dies soll nicht als Abschreckung verstanden werden. Grundsätzlich gilt: Es gibt fast immer einen Workaround, um mit einer Video-DSLR der jeweiligen Aufnahmesituation gerecht zu werden. Aber es bedarf eines höheren Grades an sorgfältiger Hantierung, ggf auch vorausschauender Planung, um zu einer befriedigenden Aufnahme zu gelangen. Als Snapshot oder schnelle Grab&Run-Kamera sind DSLRs eher weniger oder wenn dann nur mit viel Zubehör geeignet. „Szenisches Arbeiten“ lautet hier die Zauberformel, die sich durch vieleAspekte der Video-DSLR-Handhabung zieht. Häufig gilt: Je genauer die Planung und Ausführung desto filmischer das Ergebnis.





Fokus

Wir haben es bereits gesagt. Mit entsprechender Sorgfalt und etwas Übung lässt sich die Schärfe bei Video-DSLRs ausreichend genau setzen. Dies ist vor allem dann von entscheidender Bedeutung, wenn man mit komplett geöffneter Blende lichtstarker Objektive arbeitet, um das Motiv freizustellen. Hierbei kann der nutzbare Schärfebereich nur wenige Zentimeter betragen, entsprechend genaue Fokussierung ist also von Nöten. Beim Kauf einer Video-DSLR sollte man auf die Möglichkeit einer Live-View-Vergrösserung achten, die stark genug ausfällt, um exakte manuelle (!) Fokussierung zu ermöglichen.


Eine andere Möglichkeit mit einem möglichst kontrollierten Fokus zu arbeiten, ist das Fokussieren vor der LiveView-Schaltung mit dem normalen Autofokus-Fotosystem durch den Sucher. Wurde die Schärfe nach Wunsch eingerichtet, kann in Live-View geschaltet und gefilmt werden. Allerdings muss die Prozedur bei einer Verlagerung der Schärfe wiederholt werden und kann nicht während der Aufnahme erfolgen.


Wer eine kontrolliert geführte Schärfe während der Aufnahme benötigt, kommt um eine Schärfezieheinrichtung nicht herum.



Video DSLR mit Schärfezieheinrichtung & Zoom-Hebel
Video DSLR mit Schärfezieheinrichtung & Zoom-Hebel




Mit einer Schärfezieheinrichtung sind wir wieder mal beim szenischen Arbeiten angelangt. Video-DSLR und geführte Schärfe = Back to Filmbasics.


Komfortabler wird das Ganze in Kombination mit einem externen Monitor. Das Umschalten in die Live-View-Vergrösserung kann hier häufiger entfallen. Allerdings erhalten die via Mini-HDMI verbundenen Monitore nicht das Kamera-Bild 1:1 – eine Schärfebeurteilung ist trotzdem gut möglich. Einige externe LCD-Monitore bieten sogar farbige Peaking-Funktionen zur Beurteilung der Schärfe an.


Letztlich kann der Umgang mit der manuellen Schärfe auch eine Aufgabe an das kreative Arbeiten mit Unschärfe sein. Wer seinen handgehaltenen Dreh so plant, dass das Motiv gerne auch Mal in die Unschärfe rutschen darf, verkehrt einen Nachteil in ein Stilmittel. Nur übertreiben sollte man es hierbei bitte nicht: Gefahr von schnell genervtem Publikum.





Optiken

Wer sich zum Filmen mit einer Video-DSLR entschließt, sollte dies bewusst tun und das bedeutet in den meisten Fällen, dass man auf der Suche nach einem möglichst filmischen Look ist. Dies hat direkte Folgen auf die Wahl der Optiken. Es macht nur in speziellen Anwendungsfällen Sinn, hier mit Optiken zu operieren, deren maximale Blendenöffnung bei f4 liegt. F1,4 oder maximale 2,8 gilt es bei Bedarf als maximale Blende zur Verfügung zu haben. Entsprechende Objektive sind teuerer als weniger lichtstarke Optiken – aber es gibt auch hier ein paar Workarounds, um an „günstiges Filmglas“ heranzukommen.



Wer seine Video-DSLR in erster Linie zum szenischen Filmen gebraucht und damit keine Verwendung für ein Autofokus-Objektiv hat, wird bei älteren, manuell fokussierenden Optiken und ggf. einem entsprechenden Bajonett-Adapter fündig. Ältere Nikkore oder Leica oder Carl Zeiss Optiken sind hier recht beliebt und ein günstigerer Weg an lichtstarke, filmtaugliche Optiken heranzukommen. Manuelle Optiken bringen zudem auch noch Vorteile im Handling.



Für manuelles Fokussieren die bessere Wahl – MF Optiken
Für manuelles Fokussieren die bessere Wahl – MF Optiken


Sie sind, wie der Name schon sagt, für das manuelle Fokussieren ausgelegt. Das bedeutet, dass sie eine angenehme Dämpfung von Hause aus mitbringen, die ideal für exaktes manuelles Fokussieren ist. Wer einmal den Unterschied zwischen den auf Leichtigkeit ausgelegten und im manuellen Betrieb gefühllosen Autofokus-Objektiven und den butterweichen Schneckengängen einer manuellen Optik kennengelernt hat, wird die manuelle Optik nicht mehr missen wollen. Hinzu kommen bei der manuellen Optik zwei definierte Anfangs- und End-Fokus-Positionen mit einem mechanischen Stop, der im manuellen Betrieb ebenfalls von Vorteil ist.



Entscheidend bei der Gestaltung des Preises aber auch des Bildausschnitts ist die Frage nach Full-Frame- oder Crop-Faktor-Optiken. Die großen DSLR-Hersteller bieten meistens zwei Optik-Produkt-Linien an: Eine für DSLRs mit einem Crop-Faktor / APS (1,5x und1,6x sind gebräuchliche Crop-Faktoren) und eine für DSLRs mit einem Full-Frame-Sensor (oder 1,3x Crop-Faktor). Optiken für Fullframe sind in der Regel bedeutend teurer, da sie optisch aufwendiger konstruiert werden müssen und häufig auch robuster gearbeitet sind. Für den Filmlook reicht jedoch ein APS-C Sensor (also mit einem Crop-Faktor von 1,5 oder 1,6) völlig aus (s. Sensor-Größen-Vergleich). Wer jedoch manuelle Optiken für sich ins Auge fasst, wird es stets mit Full-Frame-Optiken zu tun haben. Hier gilt es also die Brennweite mit dem entsprechenden Verlängerungsfaktor zu multiplizieren, bevor man seine Auswahl trifft. Will man sich also eine lichtstarke 50mm Normal-Optik für eine APS-C DSLR anschaffen, sucht man eigentlich eine 28mm oder 35mm Full-Frame-Optik.



Zum Thema Video-Optiken haben wir eine ganze Artikel-Serie auf slashCAM veröffentlicht.







Bildstabilisator

Beim Thema Bildstabilisation gilt es Folgendes zu beachten: Einige moderne AF-Objektive werden mit integriertem Bildstabilisator-System angeboten, der unserer Erfahrung nach meist völlig problemlos auch im Video-Modus funktioniert. Wer also weiss, dass er viel aus der Hand filmen wird, ist mit einer entsprechenden Optik „stabiler“ unterwegs. Für die Nutzung am Stativ sollte man den Bildstabilisator stets ausschalten. Letztlich lohnen sich solche Optiken nur, wenn man tatsächlich viel aus der Hand filmen möchte, was wir, wie hier bereits öfter gesagt, aus unterschiedlichen Gründen nicht wirklich empfehlen. Wer jedoch aus der Hand filmen muss, der findet hier eine sinnvolle Hilfe – allerdings nur an modernsten Optiken und hier auch nicht für alle Brennweiten verfügbar.



Objektiv mit VR Vibration Reduction
Objektiv mit VR Vibration Reduction


Einige Hersteller versuchen im Video-DSLR bzw. Systemkamerabereich die Herausforderungen der Bildstabilisierung von der Optik weg hin zum Sensor zu verlagern. Olympus hat hier kürzlich mit seiner kamerainternen 5-Achsen-Bildstabilisierung von sich Reden gemacht, die unabhängig vom genutzten Objektiv sowohl für Foto als auch für Video funktioniert. Hier scheint uns einiges an Zukunftspotential zu liegen. Bildstabilisierung ist definitiv noch eines der Felder, bei denen Video-DSLRs noch „wachsen“ können und dürfen.






Codecs

Derzeit finden sich vor allem H264 Codec-Varianten in Video-DSLRs implemntiert (inkl. AVCHD). Der vom Hersteller implementierte Videocodec ist von zentraler Bedeutung für die Qualität des Videos. Die unterschiedlichen Codecs bzw. deren Profile bringen hierbei unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich. Die derzeit beste Bildqualität bieten die H264-Implementierungen. Die finale Bildqualität setzt sich in Sachen Codec vor allem aus der Datenrate und der Effizienz der Komprimierung zusammen.



Für den reinen Videoschnitt solle das original H264-Material auf halbwegs aktuellen Rechnern keine Probleme bei der Verarbeitung machen. Sollen hingegen aufwendigere Farbkorrekturen oder Compositings erstellt werden, sollte das Videomaterial zuvor in einen besser auf die Postproduktion ausgelegten, möglichst verlustarmen oder gar -freien Codec umgewandelt werden. Am Mac unter Final Cut Pro empfehlen wir einen der ProRes-Codecs - am PC hängt es ein wenig vom genutzten Schnittprogramm ab.



Alle Codecs liefern bei den Video-DSLRs progressives Videomaterial ab, interlaced findet sich überhaupt nicht. Wer interlaced benötigt, kann dies jedoch nachträglich in der Postproduktion relativ unaufwendig bewerkstelligen.



In Sachen Bildraten kommen derzeit immer mehr 1080/50p fähige Video-DSLRs auf den Markt. Von 24 Bilder/s, über 25 B/s bis hin zu 30 B/s und 50 bzw. 60 B/s Formate finden sich alle mögliche Varianten – hier gilt es genau aufzupassen, welche Bildrate man für welches Zielmedium/Anwendung tatsächlich benötigt und ob die gewählte Video-DSLR diese auch zur Verfügung stellt.






Rolling Shutter

Video-DSLRs arbeiten alle mit CMOS-Sensoren und dies bedeutet (wie bei allen CMOS-basierten HD-Cams), dass sie auch anfällig für die Rolling Shutter Problematik sind. Und dies in besonderem Maße, da ihre Signalverarbeitung nicht in erster Linie für Videostreams ausgelegt ist. Allerdings unterscheidet sich die Anfälligkeit von Modell zu Modell teilweise erheblich. In der Praxis lässt sich jedoch die Rolling Shutter Problematik gut umschiffen, indem man auf zu schnelle Schwenks oder den Einsatz extremer Tele-Brennweiten verzichtet. Wir raten vor dem Kauf kurz zu testen, ob die Roling-Shutter-Problematik für die eigenen Ansprüche noch akzeptabel ist oder nicht.



Auch hier arbeiten die Hersteller an besseren Ergebnissen. Mit schnellerer Sensorauslesungen lassen sich Rolling-Shutter Phänomene minimieren. Die gerade aktuelle Generation von Video-DSLRs ist in Sachen Rolling Shutter häufig bessere als die vorangegangene, weil die Geschwindigkeit des Signalsprozessings mit jeder Generation zulegt.



Außerhalb des Video-DSLR Bereichs lassen sich jedoch auch Sensoren finden, die mit sog. Gobal Shutter Technologie arbeiten. Hierbei treten überhaupt keine Rolling Shutter Effekte mehr auf. Allerdings leidet häufig der Dynamikumfang bei Global Shutter fähigen Sensoren.





Manuelle Kontrolle

Für die meisten Video-DSLR-Filmer stellt manuelle Kontrolle eines der zentralen Features für den Videobetrieb dar. Genauer gesagt die manuelle Kontrolle über Verschlußzeiten, ISO und Blende. Für Fotografen und Videofilmer eigentlich eine Selbstverständlichkeit, für Video-DSLRs glücklicher Weise in zunehmendem Maße Um größtmöglichen kreativen Spielraum zu erhalten, sind manuelle Kontrolle aller belichtungsrelevanten Funktionen unabdingbare Voraussetzung. Wir empfehlen beim Kauf einer Video-DSLR auf jeden Fall vorab zu prüfen, ob sich Blende, Verschlußzeit und ISO (am besten auch im laufenden Videobetrieb) manuell und unabhängig voneinander einstellen lassen.





HD-Varianten (und 4K)

Die für Video-DSLRs interessantesten HD-Formate dürften 720p, 1080p – sowie demnächst 4K sein. Nahezu alle aktuellen Video-DSLRs bieten 720p und 1080p – 4K beherrscht derzeit nur die Canon EOS 1DC – die 4k-fähige Panasonic GH4 ist jedoch bereits angekündigt und wir erwarten zur nächsten Photokina eine ganze Reihe von 4K-fähigen Video-DSLRs.



Qualitativ am überzeugendsten sind derzeit die 1080p H264 Formate. Die Frameraten reichen, wie bereits geschrieben, von 24 bis 60 Bilder pro Sekunde, je nach Kameramodell verschieden und auch unterschiedlich kombiniert. Wer seine Videos nur ins Netz stellen möchte, für den kann die Bildrate ziemlich egal sein, solange sich Bewegungen gut auflösen lassen. Wer auf DVD oder ins Fernsehen oder gar in`s Kino mit seinen Video-DSLR-Aufnahmen möchte, dürfte eher zu 24 oder 25p tendieren. Vorsicht ist jedoch bei der realen Auflösung geboten. Häufig liegt die reale Auflösung trotz HD-Videogröße unterhalb derer von HD-Camcordern.



Die nächste Generation von Video-DSLRs zeichnet sich bereits am Horizont ab und diese wird 4K-Auflösungen mit sich bringen. 4K dürfte ein ähnlicher Standard werden, wie es HD geworden ist – ganz abgesehen davon, ob man 4K benötigt oder nicht.



Derzeit unterteilen sich 4K-Formate in sog. QFHD mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln und Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixeln. Die QFHD (Quad Full High Definition) Auflösung wird gerne auch als „Consumer 4K“ und die Cinema 4K Auflösung als „echtes 4K“ bezeichnet. Wer kompatibel zu 4K-Consumer Abspielgeräten und Monitoren sein möchte, sollte auf QFHD setzen, wer ins Kino möchte und professionelle Postproduktions Workflows im Auge hat, der ist mit Cinema 4K besser bedient.







Sensorgrößen

Bei den Sensorgrößen im Video-DSLR Bereich gilt es vor allem zwischen APS-C, Micro-Four-Thirds und Vollformat Sensoren zu unterscheiden. Ein Blick auf unsere Sensorgrößen Vergleichsgrafik zeigt, dass bereits APS-C sehr nahe am Super35mm Filmframe ist, womit für einen entsprechenden Filmlook ein APS-C-Sensor völlig ausreicht ( hier geht es zum interaktivem Vergleich):





Allerdings muss man hier den Verlängerungsfaktor in die Brennweite des Objektivs mit einrechnen. Eine 50mm Optik verwandelt sich bei einem Verlängerungsfaktor von 1,5 in eine leichte Tele-Optik von 75mm. Außerdem ist das Angebot an lichtstarken APS-C Optiken eher begrenzt (s. Optik-Abschnitt). Bei den Micro-Four-Thirds Optiken hat sich in letzter zeit jedoch einiges getan – hier sind erstaunlich lichtstarke Optiken mitterlweile von einer Reihe von Herstellern verfügbar. Der kleinere Bildkreis ermöglicht die vergleichsweise weniger komplexe Konstruktion von lichtstarken Optiken im Vergleich zum Vollformat.





Aliasing

Bei jeder Art von Sampling treten Aliasing-Artefakte auf. Diese können zeitlicher oder räumlicher Natur sein. Bei HD-Cams werden sie durch spezielle Videofilter minimiert. Video-DSLRs sind vor allem für das Fotografieren optimiert, deshalb können je nach Motiv im Vergleich zu Videocams mehr Moiree-Artefakte, Treppchen-Artefakte, etc. auftauchen. Manche DSLRs korrigieren diese besser, andere schlechter. Zum Einen ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie sehr man sich daran stört und zum Anderen eine Frage der genauen Planung des Drehs, um entsprechende Motive (Fischgrät, feine Strukturen etc.) entweder von vorne herein auszuschließen oder mit bewußter Schärfeführung minimal zu halten.



Derzeit unterscheiden sich unterschiedliche Video-DSLs recht beachtlich bei der Art und Weise, wie sie mit Aliasing umgehen. Einige Video-DSLRs sind hier nahezu Aliasing-frei, andere arbeiten mit einem weicheren Bild, um Alisasing zu vermeiden. Erstaunlich gut waren hier letztlich die Nikon D7100, Nikon D5300 und Nikon D5200 bei slashCAM getestet worden.





Audio

Die Bandbreite an Audio-Samplings bei Video-DSLRs ist genauso groß wie bei den Video-Formaten. Von 11,025 kHz Mono-Sound bis hin zu 48 kHz Stereo-Sound reicht die Spannbreite. Allerdings kann die Soundqualität bei keinem eingebauten Mikrofon als gut bezeichnet werden. Von daher raten wir stets zu einem externen Mikrofon.



Wer bestmögliche Audio-Qualität benötigt, entkoppelt die Tonaufzeichnung komplett von der Kamera und synct den Ton klassisch per Klappe.



Mittlerweile ebenfalls beachtlich gute Audioqualität bieten XLR-fähige Audiovorverstärker, die dann mit entsprechendem Mikrofon eine qualitativ hochwertige Tonspur kamera-intern aufzeichnen.



Wer nicht ganz so hohe Ansprüche hat, fährt mit einem externen Aufsteck-Mikro via Miniklinke am kompaktesten.



In Sachen Audio-Aussteuerung boten die Video-DSLRs bislang eher begrenzte Eingriffmöglichkeiten was sich derzeit jedoch etwas bessert: Segmentierungen von bis 60 Schritten werden in höherwertigeren Video-DSLRs mittlerweile angeboten und auch eine lautlose Pegelung via Touchscreen findet sich bei einigen Modellen ...



Doch für die besten Ergebnisse gilt nach wie vor: Ton sollte für größtmögliche Kontrolle extern manuell ausgesteuert und mit externen Mikros aufgenommen werden.





Speichermedien

Bei Compact-Flash oder SD-Cards für Videoanwendungen gilt grundsätzlich je schneller desto besser – allerdings auch je teurer. Höherwertigere Video-DSLRs wie die Canon 5D Mark III benötigen für Aufnahmen mit dem IPB Verfahren mind. 10 MB/s und mit dem ALL-I Verfahren mind. 30 MB/s.



Es müssen jedoch nicht immer die schnellsten und teuersten sein. Hier kann es von DSLR-Hersteller zu Hersteller Varianzen in der Mindestgeschwindigkeit geben – letztlich ist dies von der jeweiligen Videodatenrate abhängig. Die Videodatenraten bewegen sich je nach Video-DSLR zwischen ca. 20 und 100 Mbit/s. Bei der neuesten Generation von 4K Fähigen Kameras wie beispielsweise der Panasonic GH4 finden sich jedoch auch Datenraten von bis zu 200 Mbit/s.



Wer mit Camera-Hacks wie Magic Lantern mit seiner Kamera experimentieren möchte, der sollte die schnellsten, verfügbaren Karten nehmen. Hier müssen konstant 100 MB/s aufgezeichnet werden können und die Verfügbarkeit solch schneller Karten ist derzeit noch Mangelware.



Im Hinterkopf sollte man beim Kartenkauf auf jeden Fall die maximale Video-Dateigröße der jeweiligen Video-DSLR haben. Diese variiert ebenfalls von Hersteller zu Hersteller und liegt für gewöhnlich entweder bei 2 oder 4 GB. Wer also Videoclips am Stück aufnehmen möchte, sollte beim Kartenkauf über der maximalen Videogröße liegen. Wenn auch noch RAW-Fotos auf der Karten Platz finden sollen, ist man schnell bei 16, 32 oder gar 64 GB. Die größte Karte ist hierbei jedoch nicht immer die beste. Eine defekte Karte kann alle bis dahin gesammelten Aufnahmen ruinieren. Wir empfehlen: Lieber mehrere Karten in mittlerer Größe (16-32 GB).





Zubehör

Manchmal scheint es, als wären Video-DSLRs nur dazu da, den Zubehör-Markt in Schwung zu halten. Es gibt mittlerweile von einer ganzen Reihe von Drittanbietern eine ungeheure Fülle an mehr oder weniger nützlichem Zubehör.



Zubehör für die Video DSLR – ein weites Feld
Zubehör für die Video DSLR – ein weites Feld


Hier eine kleine, völlig subjektive Liste, was der fortgeschrittene Video-DSLR Filmer eventuell noch brauchen könnte:



- DSLR-Kamerarig / Schulterstütze


- externer HDMI-Recorder


- externer Audiovorverstärker oder externer Audiorecorder


- XLR-Mikro / Funkstrecke


- mehr Speicherkarten


- mobile Storage für Speicherkarten


- fluid gedämpfter Stativkopf / stabiles Videostativ


- (manuelle) Festbrennweiten (für den Anfang: 35mm, 50mm und 85mm mit f 1.4 oder f1.8)


- Schärfezieheinrichtung


- Kompendium


- ND-Filter


- externer LCD-Monitor




- Glide-Tracker oder Steadicam


- Zweit- oder Dritt-Akku






Die Zukunft

Spannend bleibt der Blick in die Zukunft. Leider haben auch wir gerade keine verlässliche Kristallkugel parat – aber mit ein paar Entwicklungen rechnen wir quasi in nächster Zukunft:



Der Sprung auf bezahlbare 4K Auflösungen im Video-DSLR-Bereich hat soeben mit der Vorstellung der Panasonic GH4 begonnen und dürfte bald als neue Standardauflösung bei vielen videofähigen DSLRs zu finden sein. Damit einher sollte auch eine nochmalige Verbesserung der HD-Videoqualität gehen. Wir erwarten eine deutliche Reduktion von Aliasing, Moiré und Rolling Shutter Artefakten in der nächsten Generation von 4k-fähigen Video-DSLRs. Auch höherwertigere 4:2:2 Chromasubsamplings sowie intern kodiertes 10 Bit HD-Material liegen in erreichbarer Nähe der Video-DSLRs – und wer einen Blick auf die umwerfende Arbeit der Hacker im Magic Lantern Projekt wirft, glaubt sich bereits jetzt mit deren RAW-Funktionalität und diversen Zusatzfunktionen in der Zukunft des Video-DSLR-Filmens angekommen.



Mit dem Dual Pixel AF-System hat Canon bereits ein recht gutes Autofokussystem für Videoanwendungen bei DSLRs vorgestellt und auch XLR-Adapter die via Blitzschuh montiert werden hat Sony bereits demonstriert und damit einen eleganten Weg aufgezeigt, höherwertigeres Audio ohne allzu klobige Zusatzkomponenten nutzen zu können.



Bei der Bildstabilisierung zeigen 5-Achsen-Bildstabilisierungsysteme wie sie Olympus entwickelt hat auch für Videoanwendungen großes Potential für die Zukunft.



Die perfekte Video-DSLR würde alle hier genannten Technologien in sich vereinen und nochmals ergonomisch sinnvoller in einem Gerät zusammenführen. Das klingt gar nicht mal so weit entfernt und vielleicht beschert uns ja die nächste Zukunft bereits entsprechende Überraschungen.



[Hinweis: Aktualisierte Version eines Artikels, der erstmals 2009 erschien]


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