Praxis DSLR AUDIO SETUP - Rode NTG2, Sennheiser MKE 600, Beachtek DXA-SLR PRO, juicedLink RA 222

DSLR AUDIO SETUP - Rode NTG2, Sennheiser MKE 600, Beachtek DXA-SLR PRO, juicedLink RA 222

Weiter geht es bei unserer VIDEO-DSLR Praxisserie an der Canon EOS 5D Mark III mit zwei externen Audio-DSLR Verstärkern, dem Beachtek DXA-SLR PRO und dem juicedLink RA 222. Mit dem Rode NTG-2 und dem Sennheiser MKE 600 schauen und hören wir uns zunächst zwei populäre Vertreter an Richtrohrmikrofonen an, bevor wir auch andere Mikrofon-Typen sowie externe Recorder vorstellen.

// 10:09 Di, 17. Dez 2013von

Weiter geht es bei unserer VIDEO-DSLR Praxisserie an der Canon EOS 5D Mark III mit zwei externen Audio-DSLR Verstärkern, dem Beachtek DXA-SLR PRO und dem juicedLink RA 222. Mit dem Rode NTG-2 und dem Sennheiser MKE 600 schauen und hören wir uns zunächst zwei populäre Vertreter an Richtrohrmikrofonen an, bevor wir auch andere Mikrofon-Typen sowie externe Recorder vorstellen.



Canon 5D Mark III mit Beachtek DXA-SLR-PRO und Rode NTG-2
Canon 5D Mark III mit Beachtek DXA-SLR-PRO und Rode NTG-2


Diese Video-DSLR-Reihe ist als Workshop konzipiert und weniger als Techniktest. Zwar liefert der Workshop auch eine ganze Reihe an Praxiswerten, die qualitative Aussagen über die genutzte Technik zulassen, doch wie man mit der Technik arbeitet steht hier eher im Vordergrund als das „was“ eines isolierten Techniktests.



Nachdem wir uns zuletzt mit der Frage „Externer Audio Recorder oder In- Kamera Ton via Vorverstärker“ in der Theorie auseinandergesetzt haben, wollen wir nun in der Praxis überprüfen, welche Kombination welche Audioqualität an einer Video-DSLR wie der Canon EOS 5D Mark III zur Verfügung stellt.



Zum Auftakt haben wir mit dem Rode NTG-2 und dem Sennheiser MKE600 zwei populäre Mikrofone am Start, die beide als Einstiegsmikrofonierungen im professionellen Bereich gelten. Im Verlauf dieses Praxis-Workshops werden wir sowohl deutlich günstigere, spezielle Video-DSLR-Mikros vorstellen, die über den Blitzschuh der Kamera montiert werden als auch anspruchsvollere Lavalier-Mikrofonierungen via Funkstrecke.



Sennheiser MKE600
Sennheiser MKE600


Im Tonstudio lassen sich die Unterschiede von Mikrofonen recht schnell herauskitzeln aber wie viel bleibt von diesen Unterschieden aus kontrollierten Umgebungen in der Aufnahmepraxis vor Ort übrig?



Dreh- und Angelpunkt dieses Workshops ist das Aufnahme-Setup mit einer Video-DSLR die für die Anwendungsfelder Industrie- Event- oder Reportagefilm funktionieren soll (oder eben nicht, wenn die Audioqualität dies nicht hergibt). Wichtig war uns, dass die Aufnahmetechnik für eine Minimal-Crew bestehend aus Ton-Assi und Kameramann oder sogar als One-Man Show noch beherrschbar bleibt.



Rode NTG-2
Rode NTG-2




Für unsere Audio-Tests sind wir daher nicht ins Labor gegangen sondern haben eine Umgebung gewählt, die typisch ist für jene Räume, in denen Interviews im Reportage-/Industriefilmbereich häufig geführt werden (müssen): Ein leicht halliger Büroraum, wie es sie zig-fach gibt mit Schreibtischen, PC-Arbeitsplätzen, etc. deren Rechner jedoch zum Aufnahmezeitpunkt nicht aktiv sind.



Einige Überlegungen zum grundsätzlichen Audio-Workflow, die man sich bei der Mikrofon-Verstärker Wahl vorab machen sollte, hatten wir ja bereits im vorangegangenem Teil kurz skizziert. Hier noch ein Paar weitere Überlegungen vorab:



Wichtig bei der Auswahl des passenden Audio-Vorverstärkers ist auch ein Blick auf das Mikrofon, mit dem man hauptsächlich unterwegs sein wird. Fragen die man sich hier stellen sollte sind: Reicht die Verstärkerleistung aus, um auch Mikrofone mit geringem Output einigermaßen rauschfrei zu verstärken? Bin ich mit dem Mic Gain meines Verstärkers/Recorders bereits am Anschlag, wenn ich bsp. bei den hier auch vorgestellten Richtrohren mit optimalen 50-70cm Sprecherdistanz hantiere? Wenn ja, würde das bedeuten, dass keine Pegelreserven mehr zur Verfügung stehen. Entweder sollte dann ein Mikrofon mit höherem Output (z.B. Sennheiser MKE66) gewählt werden oder ein kräftigerer Vorverstärker.



Sowohl der hier vorgestellte Beachtek DXA-SLR-PRO als auch der juicedLink RA 222 verfügen über eine zusätzliche High-Gain Schaltung. Hierbei wird gerade für den Betrieb mit weniger empfindlichen Mikrofonen eine wichtige, zusätzliche Verstärkung geboten. Doch dynamische Mikros mit niedrigem Feld-Leerlaufs-Übertragungsfaktor bringen auch diese Verstärker an ihre Grenzen. Hier wird dann häufig mit maximalem Gain gearbeitet werden müssen ...



Ebenfalls vorab zu klären ist die Frage, ob das gewählte Mikrofon auf Phantomspeisung angewiesen ist, was wiederum bedeutet, dass auch der Vorverstärker eine Phantomspannung zur Verfügung stellen muss oder ob die Mikrofone mit eigener Batterie betrieben werden. Hierbei sollte bedacht werden, dass die Empfindlichkeit einiger Mikrofone von der Spannungsversorgung abhängig ist. Sennheiser gibt vorbildlich für den Phantombetrieb seines MKE 600 eine Empfindlichkeit von 21 mV/Pa bei Phantomspeisung und 19mV/Pa bei Batteriespeisung an. Bei anderen Mikrofonen die sowohl Batterie- als auch Phantomspeisung beherrschen, können diese Werte teils massiv voneinander abweichen.



Bei unseren hier besprochenen Mikrofonen müssen wir uns zumindest über deren Stromversorgung kaum Gedanken machen. Sowohl das Rode NTG-2 als auch das Sennheiser MKE600 zeichnen sich gerade auch dadurch aus, dass sie integrierte Batteriefächer für Mignons haben, so dass beide Mikrofone sowohl autark als auch über Phantomspeisung betrieben werden können.



Und noch ein Satz zum Thema Richtmikrofone und deren Wirkung. Richtmikrofone werden fälschlicher Weise gelegentlich in ihrer Wirkung mit Zoom-Objektiven gleichgesetzt, als könnten sie an entfernte Tonquellen "heranzoomen" - dem ist nicht so. Richtmikrofone blenden mit Hilfe ihres Interferenzrohres seitlich auftreffende Schallwellen stärker aus. Damit ist jedoch keine "Zoomfunktion" gegeben sondern lediglich eine stärkere Richtung ihres Wirkungsgrades.





Beachtek DXA-DSLR PRO

Beachtek DXA-SLR-PRO
Beachtek DXA-SLR-PRO


Der Beachtek DXA-SLR PRO ist ein Zweikanal XLR-Audio Vorverstärker, der von Beachtek speziell für das Zusammenspiel mit Video-DSLRs entwickelt wurde. Mit der zunehmenden Produktion von DSLR-Videos hat sich die Zubehörindustrie verstärkt den Schwächen von Video-DSLRs angenommen. Die Steigerung der Qualität der Tonaufnahme stellt hierbei eines der vorrangigsten Problemfelder dar. Firmen wie Beachtek oder juicedLink (deren Video-DSLR Vorverstärker wir ebenfalls hier vorstellen werden) haben hier entsprechende Lösungen entwickelt, die teilweise recht trickreich und kompakt zu Werke gehen.



Der Beachtek DXA-SLR PRO Audio-Vorverstärker stellt mit einem Preis von ca. 470,- Euro das aktuelle Flaggschiff-Produkt im Portfolio von Beachtek dar. Der Funktionsumfang kann sich entsprechend auch sehen lassen: Mit 2 x XLR-In, Monitor-In/Out, 12 und 48V Phantomspeisung, Line, Mic und Phantomschaltung, einem pegelbaren Kopfhörer Out, einem LCD-Meter, sowie einem trickreichen AGC-Disable Verfahren ist der Beachtek DXA-SLR PRO ziemlich komplett ausgestattet.



Die AGC-Disable Fuktion erzeugt einen konstanten, nicht hörbaren Ton, der bei Video-DSLRs die über keine Möglichkeit verfügen, ihre AGC (Auto-Gain-Control) manuell zu deaktivieren, einen konstanten AGC-Pegel garantiert.





Bei der Canon EOS 5D Mark III lässt sich glücklicher Weise der automatische Tonpegel im Tonmenü von „Automatisch“ auf „Manuell“ schalten, so dass die AGC-Disable Funktion des Beachtek DXA-SLR PRO hier nicht zum Einsatz gebracht werden musste.



Der Beachtek DXA-SLR PRO ist von den von uns in dieser Reihe besprochenen, kompakten (an der DSLR zu montierenden), externen DSLR Audio-Vorverstärkern sowohl von der Ergonomie her als auch von der Verarbeitungsqualität der hochwertigste. Das Konzept, den Audio-Vorverstärker in Form eines Batteriegriffes unterhalb der Video-DSLR zu platzieren, erhält weitestgehend den kompakten Formfaktor der Video-DSLR. Zudem ist der DXA-SLR-PRO sehr massiv ausgeführt, so dass man auch ohne Bedenken schwerere Video-DSLR-Setups auf ihn aufschrauben kann.



Beachtek DXA-SLR PRO
Beachtek DXA-SLR PRO


Die Bedienung über das Rückteil mit angenehm großen und leicht gedämpften Pegelknöpfen prädestiniert den DXA-SLR PRO für One-Man Shows in Sachen DSLR Audio- und Videoaufzeichnung. Wir sehen sein Einsatzgebiet vor allem in Situationen, wo mit eher kompakten DSLR-Rigs mobil gearbeitet werden muss.



Durch seine zusätzliche Stativbohrung ist jedoch auch ein schneller Wechsel von Handkamera auf Stativ und zurück kein Problem. Die beleuchtete Pegelanzeige reicht von -18 bis +3 dB in jeweils 3 DB Schritten und erlaubt damit auch das Arbeiten in dunkleren Umgebungen. Mit ihren acht Segmenten pro Kanal löst die Pegelanzeige für diese Geräteklasse vergleichsweise fein auf. Allerdings hätten wir gerne eine Peak-Funktion bei der Pegelanzeige gesehen. Ein exaktes Auspegeln auf einen vorgegeben Wert empfanden wir als eher schwierig. Das gilt jedoch für fast alle Vorverstärker dieser Geräteklasse. Wer genaue Pegel zu schätzen weiss, kommt unserer Erfahrung nach nicht an einem Feldmischer vorbei, der sich natürlich auch auch noch vor einen solchen Audio-Verstärker schalten lässt.



Die XLR-Eingänge des Beachtek DXA-SLR PROs sind verriegelbar, so dass eine versehentliches Herausziehen in hektischen Umgebungen effektiv verhindert wird. Allerdings droht bei einem Zug am XLR-Kabel dann auch die Kamera vom Stativ zu kippen – hier muss jeder für sich entscheiden, ob gelockte XLR-Eingänge als Plus oder als Minus bei Video-DSLR Setups zu sehen sind. Wir tendieren im Zweifelsfall eher zu gesicherten XLR-Eingängen.



Grundsätzlich empfehlen wir bei Video-DSLRs, die über einen manuellen Ton-Pegel verfügen, diesen so weit wie möglich zu reduzieren, so dass die Verstärker-Leistung hauptsächlich von dem externen Audio-Verstärker erbracht wird, was ja auch Sinn und Zweck der Übung ist.



Bei der Canon EOS 5D Mark III haben wir zwar keinen Unterschied im Rauschverhalten hören können, selbst wenn wir den internen Pegel der 5D Mark III zu einem Drittel mit dazugenommen haben – allerdings war bei nachfolgenden Tests mit Rauschreduktionsverfahren das Signal mit der geringen DSLR-Verstärkung merklich besser „clean“ zu bekommen.



Von daher also weiterhin unsere Empfehlung mit minimaler In-Kamera Verstärkung zu arbeiten. Bei der Canon EOS 5D Mark III bedeutet dies, dass von den möglichen 64 Pegelstufen lediglich die erste genommen wird, so dass ein Signal durchkommt – mehr aber nicht.



Der Beachtek DXA-SLR PRO liefert bei beiden hier vorgestellten Richt-Mikrofonen eine saubere Leistung in etwa auf dem gleichen Niveau wie der juicedLink Riggy Assist RA 222 ab. Dies gilt jedoch nicht für dynamische Mikrofone die mit Empfindlichkeiten um die 2 mV/Pa arbeiten. Hier müssen die Potis des Beachtek näher am Maximum betrieben werden und hier fällt der Beachtek im Signal-Rauschabstand deutlich hinter den juicedLink Riggy Assist zurück. Wer mit Kondensatoren arbeitet, die Signalstärken wie die hier vorgestellten Richtmikros zur Verfügung stellen, findet im Beachtek einen robusten und gut zu bedienenden Audio-Vorverstärker – wer jedoch im Grenzbereich der Verstärker unterwegs ist und häufig mit dynamischen Mikrofonen zu tun hat ist besser mit dem juicedLink bedient, der im Maximum auch die höhere Verstärkerleistung zur Verfügung stellt.







juicedLink Riggy Assist RA222

juicedLink Riggy Assist 222
juicedLink Riggy Assist 222


Die juicedLink Riggy Assist Audio-Vorverstärker wurden genauso wie der hier vorgestellte Beachtek speziell für das Zusammenspiel mit Video-DSLRs entwickelt. Das bedeutet möglichst kleine Abmessungen, um an der Video-DSLR montiert zu werden, sowie eine AGC-disable Funktion für Video-DSLRs die keine manuelle Audiopegel zur Verfügung stellen. JuicedLink stellt eine ganze Reihe von Audio-Preamps zur Verfügung, häufig auf spezielle Kamera-Typen wie beispielsweise die BMD Cinema Camera mit ihren 1/4“ Audio-Klinken Eingängen abgestimmt.



Im Gegensatz zum Beachtek DXA-SLR P nutzt der juicedLink Riggy Assist RA222 unseres Wissens nach analoge Potis (Potentiometer) und bietet ein deutlich anderes Bedienkonzept für die Audioeinstellungen als der Beachtek DXA-SLR-PRO. Das Schalter-Panel des Riggy Assist befindet sich auf seiner Unterseite und besteht aus unterhalb der Blende versenkten DIP-Schaltern, die am besten mit einer Stiftspitze oder einem sehr kleinen Schraubenzieher betätigt werden. Die Schaltergrösse ist fast die gleiche wie beim Beachtek DXA-SLR PRO nur liegen sie beim Beachtek außen, also oberhalb der Blende und können (noch) mit den Fingern bedient werden.



DIP Schalter-Panel der juicedLink Riggy Assist
DIP Schalter-Panel der juicedLink Riggy Assist


Wer beim Riggy Assist also während des Drehs die Phantomspeisung deaktivieren möchte, muss an die geschützten DIP-Schalter herankommen. Dies hat Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist die Sicherung gegen unbeabsichtigtes Verstellen – nachteilig empfinden wir die etwas fummelige Fingerei an den Schaltern mit einem Hilfsmittel. Doch zugegebener Maßen sind dies Einstellungen, die man nur selten während einer Aufnahme betätigen muss. Allerdings dürften sich Staub und Feuchtigkeit einfacher einen Weg durch das Schalter-Panel auf der Unterseite bahnen.



Dafür bieten diese Riggy Assist Schalter ein überdurchschnittliches Maß an Optionen an. So lässt sich im Gegensatz zu anderen uns bekannten Video-DSLR Preamps die Pegelanzeige um Strom zu sparen deaktivieren, ein -16dB Pad als Clipping-Schutz auf einen Kanal schalten, unterschiedliche Erdungen für diverse Rigg-Positionen schalten, zwischen Poly- und Alkaline Batterieaufnahme wechseln und der ziemlich rudimentäre LED-Pegel zur Video-DSLR hin kallibrieren. Der Riggy Assist verzichtet im Gegensatz zum Beachtek auf eine Limiter-Funktion und setzt dafür auf die -16dB Absenkung auf einem zweiten Kanal. Gute Limiter müssen recht intelligent zu Werke gehen, um Clipping ohne hörbare Signalbeeinträchtigung zu gewährleisten. Eine konstant um -16dB abgesenkte Spur ist dagegen eine einfache und zugleich effektive Alternative (Audio-Bracketing), die auch in einigen Audio-Recordern angeboten wird.



Die zentralen Pegelräder für L/R Gain und Kopfhörer Lautstärker befinden sich, wie beim Beachtek, auf der Rückseite des Gehäuses. Allerdings machen diese Drehregler einen eher filigranen Eindruck und sind unserer Meinung nach auch zu klein geraten. Der Beachtek bietet hier ergonomisch deutlich bessere Knöpfe, allerdings sind diese beim Beachteck gerastert.



Das Gehäuse des Riggy Assist macht im Vergleich zum Beachtek DXA-SLR PRO einen eher dünnwandigen und im Zusammenspiel mit den DIP-Schaltern insgesamt eher einen Hobby-Elektronik-Eindruck. Großes Vertrauen in die Solidität mag da nicht aufkommen – zumal eine 5D Mark III mit Cineoptiken einiges an Gewicht auf die Waage bringt und auf dem Riggy Assist nicht mittig montiert werden kann. Das Batteriefach der Canon bleibt dafür jedoch frei zugänglich. Mit speziellen Aufnahmen lässt sich der Riggy Assist allerdings auch von der Unterseite der Kamera weg und in ein Rig hineinmontieren. Dies scheint uns der deutlich bessere Platz für den juicedLink Verstärker zu sein und dürfte seinem „Riggy“ Namen auch mehr entsprechen.



Doch das etwas fragil wirkende Gehäuse- und Schalterdesign geht keineswegs auf Kosten der Soundqualität. Diese ist bei den hier vorgestellten Richtrohren mindestens auf Höhe des Beachtek DXA-SLR-PROs. Deutliche Unterschiede beim Signal-Rauschabstand treten allerdings bei dynamischen Mikros mit geringen Outputs in Bereichen um die 2 mV/Pa zu Tage, die entsprechend weit aufgedrehte Potentiometer am Verstärker benötigen. Hier glänzt der juicedLink RA 222 mit erstaunlich geringem Eigenrauschen bei kräftigem Signaloutput.



Die in diesem Teil vorgestellten Richtrohre stellen deutlich kräftigere Tonsignale zur Verfügung und klangen an beiden Verstärkern in Sachen Signal-Rauschabstand nahezu gleich.



Der juicedLink Riggy Assist 222 ist für ca. 400,- Euro zu haben.





Rode NTG-2

Rode NTG-2
Rode NTG-2


Das Rode NTG-2, wurde uns mit den Worten „die Kalaschnikov unter den Reportage Richtrohren“ zur Verfügung gestellt. Und tatsächlich ist an diesem „Kosenamen“ bei dem auch bei harten Reportageeinsätzen beliebten Mikrofon etwas dran.



Mit knapp 200,- Euro ist es relativ günstig, darüber hinaus robust und benötigt für den Betrieb mit Phantomspeisung keinen zusätzlichen Speiseadapter (genauso wie das Sennheiser MKE 600). Rode gibt die Betriebszeit unter Mignon-Batterie mit ca. 500 Stunden an, was ein extrem guter Wert ist und auch unter das Kapitel „für rauen Einsatz gewappnet“ fällt.



Das Rode NTG-2 wird also optional über das integrierte Batteriefach mit einer 1.5 V Mignon betrieben, so dass ein äußerst breites Anwendungsspektrum abgedeckt wird und auch mit Geräten, die keine Phantomspeisung ermöglichen (oder deren Batterie geschont werden soll), noch mit dem Mikrofon aufgenommen werden kann.





Rode gibt auf das NTG-2 übrigens eine bemerkenswerte Garantie von ganzen 10 Jahren (nach kostenloser Registrierung), die ebenfalls für robuste und langlebige Technik spricht. Das Rode NTG-2 (2006 vorgesetllt) hat sich bei vielen Indie-Produktionen über die Zeit zu einem quasi Low-Cost Standard entwickelt.



Das Rode NTG2 stellt unter den besseren Richtrohren mit seinem Übertragungsfaktor von 16mV/Pa ein eher weniger empfindliches Mikrofon dar (Dynamische Mikros oder Lavaliers können noch deutlich darunter liegen). Dies ist erstmal weder gut noch schlecht – man sollte dies jedoch bei der Wahl des Verstärkers oder Recorders mit berücksichtigen. Unserer Erfahrung nach ist man bsp. im Zusammenspiel mit einem Zoom H4n bei typischer Angeldistanz des öfteren am Anschlag der Zoom H4n Verstärkung (100%) wenn ein Sprechersignal auf -12 dB gepegelt aufgenommen werden soll. Wählt man an Stelle von Phantomspeisung beim Rode NTG-2 Batteriebetrieb, fällt die Empfindlichkeit des Rode nochmals deutlich weiter ab. Also Achtung, wenn nicht mit Phantomspeisung gearbeitet werden kann.



Am Klangbild gibt es für den Preis nicht viel auszusetzen. Im Vergleich zum ebenfalls hier aufgeführten Sennheiser MKE 600 benötigt das Rode NTG-2 etwas mehr Verstärkung. Wir empfanden das Rode NTG-2 als minimal „raumlastiger“ als das Sennheiser MKE 600, also mit etwas mehr Raumhall behaftet. Diese Unterschiede lassen sich jedoch vor allem über Kopfhörer ausmachen. An Nahfeldmonitoren und erst recht an Multimedia- oder Fernseherlautsprechern nivellieren sich die Unterschiede zusehends.




Technische Eckdaten Rode NTG-2



Siehe in diesem Zusammenhang auch unseren Grundlagen-Artikel zum Thema Mikrofontypen und Begriffsklärungen



Richtcharakteristik: Superniere


Frequenzgang: 20 - 20.000 Hz


Ersatzgeräuschpegel: 18 dBA (DIN IEC 651)


Empfindlichkeit: 16 mV/Pa


Abmessungen (LxD): 27,8 x 2,2 cm


Gewicht: 161 g (inkl. Batterie)






Sennheiser MKE600

Sennheiser MKE 600
Sennheiser MKE 600


Das Sennheiser MKE 600 wurde erstmalig auf der IBC 2012 vorgestellt und ist damit ein recht junges Mikrofon. Es wurde, wie es scheint, in direkter Konkurrenz zum beliebten Rode NTG-2 als neues Einstiegs-Mikrofon für den Videobereich bei Sennheiser entwickelt und bietet vieles, was das Rode NTG-2 bietet und noch ein wenig mehr – allerdings auch zu einem etwas höheren Preis.



Mit 25 cm Länge gehört es zu den eher kurzen Richtrohren und eignet sich daher recht gut auch für den On-Camera Einsatz. Gerade beim On-Board Einsatz an Video-DSLRs stellt die Länge des Richtmikros einen nicht ganz unerheblichen Faktor dar. (Zu lange Richtmikros lassen sich nur schwer am Blitzschuhadapter der Video.DSLR anbringen. Unsere Empfehlung beim Richtmikro-Betrieb geht jedoch klar entweder in Richtung Angel oder Tonstativ.) Ebenso wie das Rode NTG-2 verfügt das MKE600 über eine integriertes Batteriefach, so dass schnell zwischen interner Batteriespeisung oder Phantomspeisung gewählt werden kann.



Im Gegensatz zum Rode NTG-2 bietet das MKE 600 einen An/Ausschalter und eine Warn-LED, die bei geringer werdender Batterieleistung anfängt zu leuchten. Bei AA Batteriebetrieb soll ein Betrieb von ca. 150 Stunden möglich sein und damit deutlich weniger als beim Rode NTG-2 (allerdings bei einen etwas höheren Output des MKE 600). Dafür bietet das Sennheiser mehr Statusinformationen zur Batterie, die beim Dreh durchaus essentiell sein können. Also längere Batterielaufzeit versus mehr Statusinformationen und etwas stärkerem Signal.



Das Klangbild der Sennheiser MKE600 hat weniger Raumeindruck als das Rode NTG2 und klingt durch die höhere Empfindlichkeit bei gleicher Aussteuerung etwas druckvoller. Aber auch hier gilt, dass diese Unterschiede vor allem über Kopfhörer auszumachen sind und weniger über Nahfeldmonitore und beim Konsumenten auf TV- oder Multimediaboxen sich komplett nivellieren dürften. Beide Richtrohre bieten viel Klang für´s Geld und falsch liegt man mit keinem von beiden.



Das MKE 600 ist derzeit für um die 300,- Euro zu haben.




Technischen Eckdaten des Sennheiser MKE 600:



Siehe in diesem Zusammenhang auch unseren Grundlagen-Artikel zum Thema Mikrofontypen und Begriffsklärungen



Richtcharakteristik: Superniere


Frequenzgang: 40 - 20.000 Hz


Ersatzgeräuschpegel: 15 dB (A) bei P48; 16 dB (A) bei Batteriespeisung (DIN IEC 651)


Empfindlichkeit: 21 mV/Pa bei P48; 19mV/Pa bei Batteriespeisung


Abmessungen (LxD): 25,6 x 2,0 cm


Gewicht: 128 g (exkl. Batterie)








Innenräume und Richtmikros

Wer in Innenräumen Tonaufnahmen machen muss, die Hall mit sich bringen, wie es Büroräume ja recht häufig tun, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder muss der Raum mit entsprechenden Dämpfungselementen versehen werden, was recht aufwendig werden kann oder man greift von vorne herein zu einer anderen Mikrofonierung.



Nachträglich Hall aus einer Audioaufnahme herauszubekommen ist so gut wie nicht möglich (im Gegensatz zum nachträglichen Hinzufügen von Hall-Effekten). Man kann natürlich mit einem starken Noise-Gate arbeiten, aber das gehört zu den Mitteln der letzten Wahl, weil hier in der Regel auch der Sprecher-Ton nicht unbeschadet bleibt.



In diesem Teil geht es um Audiovorverstärker an Richtmikrofonen. Für Interviews in halligen Räumen sollten Richtmikros zumindest mit Bedacht eingesetzt werden. Wir empfehlen vor der eigentlichen Sprecher-Aufnahme mit „offenen Ohren“ (d.h mit geschlossenen Kopfhörern am Audiovorverstärker) unterschiedliche Positionen für das Mikrofon im Raum auszuprobieren. Die schlechteste Positionierung für ein Richtmikro ist auf der Sprecher-Kamera-Operator-Achse und damit genau dort, wo man vielfach ein Richtmikro beim Video-DSLR Betrieb platziert sieht: Auf dem Blitzschuhadapter der DSLR.



Betrachtet man das Polardiagramm von Richtrohren, wird schnell klar, weshalb diese Position alles andere als optimal ist. Die Keulencharakteristik von Richtmikrofonen sammelt jede Menge Ton hinter dem Mikro ein und das heisst in diesem Fall von der DSLR—Bedienung bzw. dem Kamera-Operator. Darüber hinaus kommen die Interferenzrohre der Richtmikros nicht sehr gut mit halligen Umgebungen klar, wie sie Innenräumen häufig eigen sind. (Für Dialoge in Innenräumen würde man wenn möglich eher Lavaliers mit ihrer Kugelcharakteristik oder eine Superniere nutzen.) Das heisst jedoch nicht, dass man mit Richtmikrofonen nicht in Innenräumen auch arbeiten kann – man muss sich nur etwas mehr Gedanken über ihre Platzierung machen. Wir empfehlen hier Positionen soweit wie möglich direkt von oben oder von unten auszuprobieren.



Die Positionierung von Richtmikros ist zwar immer auch von der Kadrierung abhängig – ein, zwei alternative Positionen lassen sich jedoch fast immer kurz ausprobieren. Hier gilt es, mit der Zeit ein Gefühl für die Beziehung zwischen dem Sprecher und seiner Umgebung zu entwickeln.



Dass eher hallige Räume auch ganz anders klingen können, zeigt folgende Aufnahme im selben Büroraum, der gleich auch einen Ausblick auf kommende Kapitel gibt. Bei dieser Aufnahmen - ebenfalls mit der Canon 5D Mark III - haben wir einen anderen Mikrofon-Typ genutzt, den wir im nächsten Teil der Serie mit vorstellen werden:



Anti-Hall





Die Ton-Setups in der Praxis

Der Abstand zwischen Richt-Mikrofon und Sprecher beträgt stets 0,5m. Das Mikro wurde auf einem Tonstativ oberhalb des Sprechers montiert. Ausgesteuert wurden bei jeder Aufnahme ca -12 dB ohne zusätzlichen Filter. Beide Mikrofone wurden mit Phantomspeisung aus den externen Vorverstärkern versorgt. Alle Aufnahmen wurde anschließend auf -6 dB normalisiert. Für ein einfacheres Hören am Rechner haben wir die Monosignale zu Stereosignalen verlinkt.



Hier die Audio-Files als eingebettetes Video - die Originalfiles (AIF) stehen weiter unten zum Download bereit:






Ein zusätzliches Audiofile wurde in Adobe Audition mit einem Antirauschfilter und einem leichten EQ versehen, um ebenfalls eine Vorstellung zu erhalten, was an rauschreduzierter Qualität ohne langes Tüfteln möglich ist - mit längerer Bearbeitung sind sicherlich noch natürlichere Ergebnisse möglich.



Internes Mikrofon der Canon EOS 5D Mark III



Dieses Audio-File kann als Ausgangspunkt und „Problembeschreibung“ genommen werden. Niemand, der sich die Canon 5D Mark III als Video-DSLR leistet, wird mit dem internen Mikrofon arbeiten wollen. Als Referenz Hüllkurve zum Anlegen von externem Audio mag die On-Board Audioaufzeichnung der Canon 5D Mark III gerade noch dienen – für mehr jedoch nicht.



Eine ganz andere Klang-Welt betritt man bei den hier genutzten Richtrohren mit externer Vorverstärkung:



Rode NTG-2 via Beachtek DXA-SLR PRO an Canon EOS 5D Mark III



Sennheiser MKE 600 via Beachtek DXA-SLR PRO an Canon EOS 5D Mark III



Rode NTG-2 via juicedLink Riggy Assist 222 an Canon 5D Mark III



Sennheiser MKE600 via juicedLink Riggy Assist 222 an Canon 5D Mark III



Und hier die Audio-Files mit einem leichten EQ und stärkerer Rauschunterdrückung:



Rode NTG-2 via Beachtek DXA-SLR PRO an Canon EOS 5D Mark III + EQ + DeNoise + EQ + DeNoise



Sennheiser MKE 600 via Beachtek DXA-SLR PRO an Canon EOS 5D Mark III + EQ + DeNoise



Rode NTG-2 via juicedLink Riggy Assist 222 an Canon 5D Mark III + EQ + DeNoise



Sennheiser MKE600 via juicedLink Riggy Assist 222 an Canon 5D Mark III + EQ + DeNoise





Zwischen-Fazit

Wer möglichst wenig Aufwand mit seiner Audiospur haben möchte, findet mit den externen Audio-Vorverstärkern die komfortabelste Aufzeichnungsoption, weil hier das Signal perfekt gesynct zum Videomaterial in der Video-DSLR selbst aufgezeichnet wird. Kein Syncen in der Post oder lästige Recorderbedienung für One-Man-Shows bei der Aufnahme. Für ein Backup-Recording müsste allerdings ein zusätzlicher Recorder angeschlossen werden. Ob man bei den den hier vorgestellten Audioverstärkern einen Abschlag in der Audio-Qualität im Vergleich zu externen, mobilen Recordern hinnehmen muss, klären wir im nächsten Teil dieses Workshops.



Die aktuelle Generation von DSLR-Audio-Vorverstärkern wie der Beachtek DXA-SLR PRO und der juicedLink RA222 bieten für kompakte Video-DSLR Setups mittlerweile recht gute Tonqualität im Zusammenspiel mit den von uns hier vorgestellten Mikrofonen.



Der Beachtek DXA-SLR PRO punktet mit sehr guter Ergonomie, einfacher Bedienung und robuster Verarbeitung. Sofern der Beachtek nicht von dynamischen Mikrofonen mit hoher Verstärkerleistung gefordert wird, bietet er gute Tonqualität in einem kompakten Paket.



Wer mit dem Werkstatt-Charakter in der Verarbeitungsqualität und dem ungewöhnlichen Schalterdesign des juicedLink Riggy Assist RA222 zurecht kommt, findet hier die beste Verstärkerleistung mit dem niedrigsten Eigenrauschen vor. Diese kommt allerdings erst bei Mikrofonen mit geringer Empfindlichkeit zum Tragen – also vor allem bei dynamischen Mikrofonen mit Freifeld-Leerlauf-Übertragungsfaktoren um die 2 mV/Pa. Wer viel mit dynamischen Mikros mit seiner Video-DSLR unterwegs ist und nicht das letzte Quentchen an Robustheit benötigt, findet in dem juicedLink RA 222 einen empfehlenswerten Audio-Verstärker.



Sowohl das Rode NTG-2 wie auch das Sennheiser MKE600 bieten viel Tonqualität für ihr Geld. Die Aufnahmequalität liegt bei beiden Mikrofonen mit der hier genutzten Technik auf einem Niveau, das wir ohne zu zögern für professionelle Einstiegsanwendungen wie Event-, Industrie- und Reportage empfehlen würden. Das Rode NTG2 punktet mit seiner 10-Jahres-Garantie und guter Allroundperformance, das relativ junge Sennheiser MKE 600 mit etwas besserer Innenraumperformance, höherem Output und durchdachterem Batteriehandling.





Demnächst mehr in Sachen externe Audiorecorder und weitere Mikrofon-Typen.



Dank an 25p für das Aushelfen mit Technik.



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