Gerade im Einsteigerbereich wird die Frage der Schnittkarte heiß diskutiert. Glühende Verfechter von günstigen NoName - Firewirekarten trotzen dem Ansturm mehr oder auch weniger glücklichen Videokartenbesitzer, andersherum spotten diese über Installationsprobleme und Codec - Schwächen. Dabei kann man eigentlich anhand von einigen Punkten abklopfen, welche Lösung für einen selbst die beste ist. Zu diesem Zweck stellt dieser Artikel 3 Schnittkarten und ihre Konzepte vor.
Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten aber trotzdem unterschiedliche Konzepte sehen zu können, kamen drei in etwa gleich teure Pakete von Firewire - only Karten mit der Vollversion von Premiere 6 zum Einsatz. Die Kontrahenten:
Standard 1394 - Controller
Das Angebot an 1394 - Controllern ist mittlerweile fast unüberschaubar, so ziemlich jeder Computerhändler hat ein Bundle (meist mit Einsteigersoftware wie VideoStudio oder MediaStudioVE, neuerdings auch Premiere 6LE) im Sortiment. Als Hardware kommt dabei meist eine ADS Pyrotech oder eine Exsys - Karte zum Einsatz, die Treiberunterstützung erfolgt durch das Betriebssystem (mind. Vorraussetzung daher Windows98SE). Die größeren Systemhäuser wie z.B. Como bundlen diese Karten auch mit Premiere 6, so wie es in unserem Fall gefordert war. Preislich liegen sie damit ungefähr bei 450 Euro . Mit ein bisschen Glück findet man auch ein etwas günstigeres Angebot und kann für das gesparte Geld die fehlende Capturesoftware (z.B. ScenalyzerLive, 40 Euro ) oder einen schnelleren Codec (z.B. MainconceptDV, 49 Euro ), nachkaufen. Dieses Paket Standard - Firewirekarte, Premiere 6 mit ScenalyzerLive und MainconceptDV vertritt in unserem Vergleich die Kategorie der reinen Schnittstellenkarten.
dazzle DVNow
Diese Firewirekarte kommt in der Standardversion ebenfalls mit Premiere 6. Zusätzlich enthält das Paket noch das Capturemodul FastForward sowie einige Utilities. Die Karte kostet auf der dazzle - Homepage 519 Euro und ist auch als Version mit Premiere6LE (DVNowlight, 259 Euro ) oder mit analogen Anschlüssen (DVNowAV & DVNowAVbasic, 819 Euro & 619 Euro ) erhältlich. Diese Karte baut zwar auf einer Standard - Firewirekarte auf, wurde vom Hersteller jedoch mit eigenem Treiber für die Gerätesteuerung und eigenem Codec ausgestattet. Damit vertritt sie die Kategorie der OHCI - kompatiblen Videoschnittkarten. Ein weiterer Vertreter dieser Art wäre z.B. die Pinnacle DV200 in der gleichen preislichen Größenordnung.
Canopus EZDV AP
Auch die EZDV ist als Paket mit Premiere 6 für 469 Euro erhältlich. Dazu kommen noch der Canopus eigene MPEG - Encoder (SoftMPEG), eine kleine Schnittsoftware (EZEdit) und mehrere Module für´s Capturing (EZVideo, EZAudio und EZNavi). Auch die EZDV ist ohne Premiere (EZDV, 333 Euro ) oder mit analogen Anschlüssen (DVRaptorRT, DVStorm) erhältlich. Die Karten mit analogen Anschlüssen besitzen zusätzliche Realtime - Funktionen und sind somit mit 897 Euro und 1692 Euro recht teuer. Canopus setzt mit allen Karten auf eigene Hardware und vertritt damit die Kategorie der reinen Videoschnittkarten.
1. Die Hardware
Die ersten beiden Vertreter unseres Vergleichs arbeiten mit Standard Firewirehardware. Zu erkennen ist das an dem Zusatz OHCI in den technischen Daten. Wer genaueres zu diesem Standard finden möchte, findet z.B. unter http://developer.intel.com/technology/1394/specs.htm gegen Bares weiteres. Viel wichtiger für uns sind die praktischen Auswirkungen. Nach dem Einbau der Karten findet sich unter Windows im Gerätemanager der Eintrag TI OHCI - konformer 1394 - HostController. An diesem kann man grundsätzlich erst mal jedes Firewiregerät anschließen. Neben DV - Geräten können das z.B. Scanner, Festplatten oder auch andere Computer sein. Ob und wie man darauf zugreifen kann, hängt jetzt nur noch vom Betriebssystem und der Software ab. Neuere Windowsversionen wie ME oder XP können z.B. auch ohne Software direkt Fotos vom DV - Band einlesen und Daten auf externen Festplatten speichern. Nach der Installation der dazzle - Treiber verschwindet der Eintrag aus dem Gerätemanager, stattdessen wird ein Fast1394 - Gerät angezeigt. Ab diesem Zeitpunkt funktioniert natürlich auch die Microsoft DV - Unterstützung nicht mehr. Möchte man die Vorteile von OHCI nutzen, muss man eine Parallelinstallation zweier Betriebssysteme betreiben. Diese sog. DualBoot - Konfigurationen sind allerdings im Zeitalter von Windows2000 und XP durchaus verbreitet. Dann steht dem Betrieb als OHCI - Controller unter Windows98SE und als Videoschnittkarte unter Windows2000 nichts mehr entgegen. Besitzt man also externe Firewirefestplatten oder möchte man ein 1394 - Netz aufbauen, ist es u.U. nicht nötig, zusätzlich zur Videoschnittkarte einen zweiten 1394 - Controler einzubauen. Das spart natürlich einen Steckplatz und einen IRQ.
Diese Funktion ist mit einer EZDV nicht möglich! Da Canopus eine eigene Hardware verwendet, die nur DV - Geräte unterstützt, muss man für den Einsatz z.B. eines Firewire - Scanners eine zusätzliche 1394 - Karte einbauen. Natürlich wirkt sich das auch auf die verwendbare Software aus. Videoschnittsoftware oder Captureprogramme werden heutzutage meist kompatibel zu OHCI - Karten entwickelt. Aus diesem Grund funktioniert z.B. Premiere 6 oder MediaStudio 6.X genauso wie der ScenalyzerLive bei OHCI - Karten auch ohne Installation von Treibern, nur mit Unterstützung des Betriebssystems. Hat der Kartenhersteller einer OHCI - kompatiblen Videoschnittkarte wie z.B. der DVNow noch keine Anpassung fertig, so kann man die Treiber vorübergehend nicht installieren und trotzdem schon mal eine neue Programmversion testen. Bei Canopus dagegen kann man erst upgraden, wenn eine Anpassung zur Verfügung steht. Wird ein Schnittprogramm gar nicht unterstützt, so muss man in diesem Fall damit leben. Auch der Einsatz von anderer Software wie z.B. dem ScenalyzerLive funktioniert i.d.R. nicht. Dafür kann Canopus seine Hardware aufbauen, wie es für den Videoschnitt am günstigsten ist. Die EZDV ist die einzige Karte in diesem Vergleich, die zusätzlich zu einem Ringpuffer im Arbeitsspeicher noch einen kleinen Cache auf der Karte hat. Damit lassen sich auch dropped Frames, die nicht durch zu geringe Festplattenleistung, sondern z.B durch PCI - Unterbrechungen vorkommen, verhindern. Mit der EZDV beim Ausspielen gerenderter Files ein dropped Frame zu produzieren, dürfte extrem unwahrscheinlich sein.
Etwas, das häufig übersehen wird, sind die Anschlüsse. Gerade bei DV - Karten ist das aber durchaus heikel. An eine EZDV kann nur ein Firewire - Gerät angeschlossen werden, da nur ein Anschluss zur Verfügung steht. Soll also zusätzlich zum DV - Gerät z.B. ein DV - Konverter für analoge Verbindungen angeschlossen werden, muss man auf eine andere Karte zurückgreifen. Vom Einsatz eines externen Firewire - Hubs rät Canopus explizit ab, erstaunlicherweise wird die Karte aber mit dem hauseigenen Converter ADVC100 beworben, der auf einem Hub basiert. Eine Standard Firewirekarte hat meist drei Anschlüsse, allerdings gab es beim Einsatz im Test damit einige Probleme. Es wurden zwar beide Geräte erkannt, der ScenalyzerLive war jedoch nicht in der Lage, vom DV - Konverter aufzunehmen. Auch wurde der Betrieb mit zwei angeschlossenen Geräten unter Premiere schnell instabil, eines der beiden Geräte zeigte auch immer eine lange Verzögerung. Mit der DVNow gab es dagegen keine Probleme. Bei der Installation von FastForward muss ein Hersteller ausgewählt werden, in diesem Fall JVC. Der Konverter arbeitete mit einem Phillips - Chipsatz und funktionierte daher sowohl beim Capturen als auch beim Schneiden im Parallelbetrieb problemlos. Ob es in anderen Konfigurationen, besonders bei gleichem Hersteller von DV - Konverter und DV - Rekorder, nicht doch zu Problemen kommt, kann ich nicht ausschließen. Sollen auf jeden Fall zusätzlich analoge Anschlüsse verwendet werden, ist der Kauf einer Videoschnittkarte mit den Anschlüssen onboard meist die einfachere Variante und normalerweise auch nicht teurer.
2. Die Einbindung in die Schnittsoftware
Wie schon erwähnt, wird neuere Software mit OHCI - Unterstützung entwickelt. Die Einbindung einer Standard - Firewirekarte ist daher alleinige Sache des Softwareherstellers. Unter MediaStudio 6.X und Premiere 6 stehen dabei alle Standardfunktionen zur Verfügung. Die beiden Programme unterschieden sich allerdings deutlich im Vorschauverhalten. Das schlechteste hat eindeutig MediaStudio 6. Zusätzlich zum Anlegen einer Vorschaudatei, das Zeit kostet, ist die Firewireverbindung zum DV - Gerät sehr instabil. Es dauert nach Beginn der Vorschau etwa 2sec, bis das Bild zusätzlich zum Overlay auch auf dem externen DV - Gerät zu sehen ist. Selbst bei MediaStudio6.5, wo das Anlegen der Vorschaudatei wegfällt, ist dieser Mangel erhalten geblieben. Mit einer Standard Firewirekarte unter MediaStudio zu arbeiten ist daher unnötig unkomfortabel. Bei Premiere 6 gibt es dieses Verhalten nicht. Nach dem Einfügen des ersten Videoclips wird die Verbindung aufgebaut und bleibt danach bestehen. Auch scheint der Ringpuffer, den Premiere für das Ausspielen anlegt, etwas größer zu sein. Ruckelte die Vorschau unter MediaStudio noch öfter (besonders an Übergängen von Clips), so ist sie unter Premiere meist ruckfrei. Auch bei einem anderen Thema ist die Adobe - Software weiter. Unter den Projekteinstellungen -> Videofilter findet sich die Option Pixel - Seitenverhältnis einstellen. Damit kann mit dem MS - Codec, obwohl er von Haus aus nicht 16:9 - tauglich ist, trotzdem im korrekten Geometieverhältnis gerechnet werden. Eine 16:9 - Produktion unter MediaStudio ist mit einer Standard - Firewirekarte dagegen nicht möglich. Einen Vorteil hat MediaStudio allerdings gegenüber Premiere: Möchte man einen anderen Codec (z.B. von Mainconcept) zur Effektberechnung nutzen, so reicht es, diesen in den Projekteinstellungen auszuwählen. Die Ausgabe über Firewire funktioniert trotzdem. Unter Premiere ist dagegen ein Ersetzen der Datei qcap.dll notwendig. Mittlerweile gibt es dafür das Utility DVCSwitch, ob diese Lösung aber jemandem behagt, der Schneiden und nicht seinen Computer konfigurieren will, sei dahingestellt. Dafür ist der Mainconcept - Codec der einzige, der unter Premiere auch die Funktion "Rendern zum Bildschirm" unterstützt. Mit einem sehr schnellen Rechner kann man damit eine (meist etwas ruckelige) Echtzeitvorschau zu einem externen Monitor realisieren. Diese funktioniert (im Gegensatz z.B. zu Canopus) mit allen Effekten.

Dazzle und Canopus bringen eigene PlugIns für MediaStudio und Premiere mit. Die Versionsnummern sind absichtlich weggelassen worden, denn die PlugIns funktionieren auch mit vielen älteren Versionen. Sowohl dazzle als auch Canopus liefern noch ein PlugIn für Premiere 5.1 mit, Canopus sogar noch für MediaStudio5. Ein offizielles MediaStudio 6.5 PlugIn von dazzle steht noch aus, die aktuelle Beta 1.7b252 kann man jedoch schon zur Zusammenarbeit bewegen. Bei Canopus funktioniert der MSP6.5 Patch, der vor der Installation der EZDV - Treiber ausgeführt werden muss. Die Qualität der PlugIns unterscheidet sich jedoch deutlich: dazzle bietet alle Standardfunktionen unter beiden Schnittprogrammen. Sogar der Effekt der schlechten Firewireverbindung unter MediaStudio 6 wird ausgemerzt. Merkwürdigerweise arbeiten die beiden PlugIns mit verschiedenen Dateiformaten. Das MediaStudioPlugIn arbeitet mit *.avi - Dateien, Premiere dagegen mit dem Fast *.dif. Sogar die Codecs sind unterschiedlich: Im *.avi - Format wird der Microsoft - Codec verwendet, im *.dif - Format der dazzle-Codec (Er meldet sich übrigens im System als Mainconcept - Codec Fast Edition an). Ein Austausch ist nicht vorgesehen, möchte man beide Programme nutzen, so ist eine Konvertierung nötig. Auch unter Premiere bietet der dazzle - Codec keinerlei Echtzeitfunktionen. Um trotzdem zügig arbeiten zu können, hat sich dazzle eine sehr einfache aber effektive Funktion einfallen lassen: Die Vorschaufiles werden im Sekundentakt abgespeichert. Normalerweise muss man warten, bis der ganze Clip berechnet ist. Bei dazzle kann man nach jeder Sekunde abbrechen und sich schon mal den Übergang anschauen. Verändert man nichts, rendert er an der Stelle weiter, an der er aufgehört hat. Die Beta 1.7b252 bietet übrigens diese Möglichkeit nicht, hoffen wir, das dazzle sie in der Final wieder einbaut.

Canopus benutzt für beide PlugIns das *.avi - Format. Ein Austausch ist also problemlos möglich. Die Unterstützung unter MediaStudio ist jedoch deutlich schlechter als unter Premiere. Das Programm VideoCapture findet keinen Aufnahmetreiber und kann aus diesem Grund nicht benutzt werden. Als ob das nicht schlimm genug wäre (das hätte man durch EZVideo ersetzen können), wird das Timeline Playback nur durch eine Krücke gelöst: Startet man die Vorschau, so öffnet sich ein Fenster von EZVideo. Alle Clips und berechneten Vorschaudateien werden an dieses Fenster durchgereicht (was durchaus dauern kann) und aus diesem abgespielt. Nur solange dieses Fenster offen ist, funktioniert das Scrubbing durch die Timeline. Das Premiere PlugIn ist dagegen deutlich besser. Es unterstützt alle Standardfunktionen, auch die Gerätesteuerung. Standbilder (und natürlich Standtitel) brauchen nicht berechnet zu werden, sondern werden nach dem drücken der Return-Taste sofort grün und können aus der Timeline (ohne EZVideo) abgespielt werden. Seit einiger Zeit steht mit der Treiberversion 1.12a auch das Canopus Realtime - PlugIn zur Verfügung. Es beinhaltet die Canopus basic Transitions, die ohne zu rendern auf dem Overlay (und nur dort) angezeigt werden können. Dieses Feature verhält sich ähnlich wie die Möglichkeit unter Premiere eine Preview ins RAM zu berechnen, das der MSCodec unterstützt. Der große Unterschied liegt im Arbeitsspeicherverbrauch. Die Canopus Transitions rechnen die Effekte in Echtzeit zu jeder Wiedergabe neu. Die Previewdatei von Microsoft dagegen wird im Arbeitsspeicher abgelegt, der natürlich sehr schnell voll ist. Dazzle und Canopus verhalten sich hierbei übrigens nicht ganz korrekt: Die Vorschaudatei kann zwar ins RAM berechnet werden (die Vorschau steht zeitgleich auch im Overlay zur Verfügung), direkt nach der Berechnung wird sie jedoch gelöscht um den Arbeitsspeicher wieder frei zugeben. Auf dem Overlay ist dann wieder "not rendered" (Canopus) bzw. die Clips ohne Effekt (dazzle) zu sehen. Eine Vorschau mit "Fleisch" ist also nicht möglich. Die zusätzlichen Echtzeitübergänge der EZDV sind leider, wie bei Canopus üblich, der hauseigenen Schnittsoftware EDIT entnommen. Der Funktionalität tut das keinen Abbruch, auf die Konformität zu den Premiereübergängen muss man bei der Bedienung allerdings verzichten. Zudem ist die Oberfläche der Effekte nur in Englisch. Die Treiberversion 1.12a der EZDV ist insgesamt etwas umstritten. Den Vorteil einiger Realtimeeffekte (und dann nur auf dem Overlay!) erkauft man sich mit einer deutlich langsameren Renderleistung. Dafür gibt es wiederum die dropped frame - Überwachung, die warnt, sobald ein Bild beim Ausspielen ausgelassen wurde. Welche Treiberversion man nimmt ist Geschmackssache, ich würde jedem raten, beide auszuprobieren.

Das Thema 16:9 verhält sich hier übrigens wie beim MSCodec. Da Canopus für die EZDV offiziell kein 16:9 bietet, bleibt nur der Umweg unter Premiere über die Bildseitenverhältnisse. Die Canopus Transitions des Treibers 1.12a reagieren darauf allerdings nicht. Der dazzle - Codec bietet die 16:9 - Unterstützung übrigens schon im Codec, es steht also unter jedem Schnittprogramm 16:9 zur Verfügung.
Empfehlenswerte Kombinationen von Schnittsoftware sind also meiner Meinung nach:
- Canopus mit Premiere, Treiber 1.11b4 (Sehr schöne Lösung)
- Dazzle mit MediaStudio 6 ODER Premiere (Unter MSP6 nur der MSCodec, unter Premiere nur das .dif - Format!)
- Standard DV mit Premiere 6, (für computererfahrene User mit Mainconcept - Codec)
- Standard DV mit MediaStudio 6.5 und MainConcept - Codec (wenn kein externer Monitor benutzt wird)
3. Die Capturesoftware
Sowohl MediaStudio als auch Premiere haben ein eigenes Capturemodul. Prinzipiell ist es damit möglich, die DV - Daten auf die Festplatten zu bekommen. Geht es allerdings um Sonderfunktionen wie z.B. Szenenerkennung oder Fotoimport ist man meist auf zusätzliche Capturetools angewiesen.
Bei den meisten Standard Firewirekarten liegt keine Capture - Software dabei. Es lässt sich jedoch völlig problemlos freie Software wie z.B. der ScenalyzerLive einsetzen. Er bietet die Möglichkeit, während des Einlesens der DV - Daten diese in Szenen aufzuteilen. Ebenso kann er Fotos exportieren oder auch batchcapturen. Die Oberfläche ist funktionell gestaltet, man findet sich auch ohne Anleitung schnell zurecht. Die aufgenommen Videos muss man von Hand in das Medienarchiv (MediaStudio) oder Projektfenster (Premiere) importieren, eine Automatik dafür gibt es nicht. Der Fotoimport bietet leider keine Einstellmöglichkeit für 1.field, 2.field oder frame.
Das Capturemodul von Canopus heißt EZVideo und bietet sowohl batchcapturing als auch Fotoimport (Mit field/frame - Auswahl). Eine Szenenerkennung direkt beim Einspielen gibt es leider nicht, die Szenenerkennung vor dem Capturen ist allerdings mit Hilfe eines zweiten Programms (EZNavi) möglich. Als besondere Funktion gibt es bei Canopus schon lange die sogenannten Referenz - avis. Hierbei wird eine kleine Datei erzeugt, in der die Hinweise stehen, wo die Originaldaten hingespeichert worden sind. Damit ist sowohl festplattenübergreifendes Capturen als auch das Aufnahmen von Dateien >4GB unter Windows98 möglich. Sind die Dateien erstmal auf der Festplatte kann natürlich die Scenalyzer Freeware benutzt werden um in die einzelnen Szenen aufzusplitten. Die Oberfläche ist auch bei EZVideo funktionell gestaltet, noch deutlicher als beim Scenalyzer fällt jedoch das altbackene Design auf.
Als echtes Highlight dagegen kann FastForward gelten. Die aktuelle Version 1.7 unterstützt genauso wie der ScenalyzerLive die Szenenerkennung direkt beim Einspielen. Natürlich stehen auch hier normales Aufnehmen und batchcapturing zur Verfügung. Für den Fotoexport gibt es ein eigenes Modul, was den Export in allen möglichen Formaten erlaubt. Dazu gibt es noch die Möglichkeit mit dem HD - Player einzelne Szenen anzufahren und neue In/Out-Marken zu setzen. Diese werden auch als neue Vorschaubilder in Szenenfenster angezeigt. Im Projektfenster werden alle Projekte angezeigt, hier wird auch bei der Installation automatisch der Ordner Pool angelegt, in dem standardmäßig die Videofiles abgelegt werden. Aus Sicherheitsgründen speichert FastForward jede Aktion ab und ist somit nach einem Absturz sofort wieder einsatzbereit. Außerdem ist es deshalb nicht unbedingt nötig, Projekte explizit zu sichern, wenn man sich auf diese "InstantSave" genannte Arbeitsweise verläßt. Die gesamte Oberfläche lässt sich mit Buttons in der obersten Leiste an die eigenen Bedürfnisse anpassen, dabei passiert die Fensteranordnung automatisch. Sind alle Szenen auf der Festplatte, bietet FastForward einen Exportbutton. Je nach Projekttyp (.dif oder .avi) werden alle Clips automatisch in die Projektfenster von MediaStudio oder Premiere exportiert und auf Wunsch auch gleich (mit Tonüberblendungen) auf die Timeline geschoben. Bei sehr großen Projekten stürzt die Software unter Windows 98 leider öfter ab, trotzdem ist FastForward meiner Meinung nach das beste Capturemodul, was im Consumerbereich zu haben ist. Außerdem ist es die einzige Capturesoftware, die die problemlose und gleichzeitige Aufnahme aller 4 Tonspuren erlaubt.

4. Die Gerätesteuerung
Die Gerätesteuerung ist bei einer Standard Firewirekarte genauso wie der Codec Bestandteil des Betriebssystems. Aus diesem Grund ist die Mindestvoraussetzung für den Betrieb einer solchen Karte auch Windows 98SE, denn erst hier sind sowohl ein Controller - Treiber als auch ein DV - Geräte Treiber enthalten. Der Codec wird mit dem DirectX - Paket aktualisiert. Sollte also ein DV - Gerät nur Klötzchen produzieren, hilft häufig ein Update auf die neueste Version. Der Nachteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Funktioniert ein Gerät nicht, hilft im Extremfall nur der Wechsel des Betriebssystems. Gerade beim Umstieg auf Windows XP und ME mussten viele Benutzer die Erfahrung machen, dass ältere DV - Geräte wie z.B. Sonys DHR 1000 oder VX700/1000 nicht mehr korrekt funktionierten. Neuere dagegen machen in der Regel keine Probleme. Das ist natürlich bei dazzle und Canopus anders. Funktioniert ein Gerät unter Windows98SE, so funktioniert es auch unter XP, die Protokolle, mit denen die DV - Geräte angesprochen werden, ändern sich ja nicht. Apropo Protokolle: in der dazzle - Gerätesteuerung muss man angeben, von welcher Firma das DV - Gerät ist, Canopus erkennt das automatisch. Wird das Gerät unterstützt, funktioniert bei allen drei Karten die Gerätesteuerung unauffällig. Manchmal muss man die Hochlaufzeit des DV - Gerätes kalibrieren, aber alle Kandidaten bieten dafür die notwendigen Einstellmöglichkeiten.
5. Die verwendeten Codecs
Dass der dazzle - Codec in Premiere - Projekten im .dif - Format arbeitet, wurde ja schon erwähnt. Wer keine anderen Programme gleichzeitig verwendet, dürfte darin keinen Nachteil sehen. Andernfalls stehen einem diverse Formatwandlungsorgien bevor. Da dazzle leider kein eigenes Tool dafür mitliefert (dafür ist allerdings ein kostenloser .dif - Player erhältlich) sollte man sich vielleicht einen der beiden DV - Konverter unter http://www.baobab.net/dvfeatures.htm und http://members.chello.hu/mezei.attila/dvtools/index.html anschauen.
Die wichtigeren Unterschiede der Codecs beziehen sich auf die Qualität, die Rechengeschwindigkeit, das Pegelverhalten und die Einstellmöglichkeiten. Rechengeschwindigkeit und Einstellmöglichkeiten sind schnell abgehakt. Canopus, dazzle und Mainconcept sind ungefähr in derselben Geschwindigkeitsklasse. Je nach Rechner und Aufgabenstellung liegt mal der eine, mal der andere vorne. Auf den meisten Systemen ergibt sich die Reihenfolge Canopus, dazzle, Mainconcept. Der Microsoft - Codec ist dagegen immer auf dem letzten Platz und zwar mit Abstand. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Ein 1Ghz - Rechner braucht für das Rendern eines Effektes mit dem MSCodec 120sec. Würde man einen der anderen Codecs verwenden, so wäre man in der Größenordnung von 100 - 105 sec. Um diese Geschwindigkeit mit dem MSCodec zu erreichen, müsste man auf einen 1.4GHz - Rechner aufrüsten. Da ist häufig die Anschaffung einer Videoschnittkarte oder nur eines besseren Codecs deutlich billiger. Wer sich für mehr Renderergebnisse interessiert, sollte sich mal die Slashcam DV-Codec Benchmarks anschauen.
Bei den Einstellmöglichkeiten fällt sowohl bei MainConcept

als auch bei dazzle

die 16:9 - tauglichkeit auf. Canopus erlaubt dagegen mehr Eingriffe ins Signal.

Die Qualität und der direkte Zusammenhang zum Pegelverhalten ist recht komplex und war mir einen eigenen Artikel wert. Grundsätzlich ist aber zu sagen, das die Qualität und das Pegelverhalten von dazzle und Mainconcept identisch ist (wen wundert es?). Der Microsoft - Codec verhält sich pegeltechnisch identisch, liefert aber an einigen Stellen Artefakte, die vermeidbar wären. So gibt es im Bereicht von hellen Titeln oder in stark verrauschten Bildern manchmal kleine grüne Klötzchen oder Schlieren, die die anderen Codecs nicht zeigen.
Canopus benutzt als einziger Codec den gesamten DV - Wertebereich. Aus diesem Grund kann er sowohl Superschwarz erzeugen als auch Effekte in überpegeligen Szenen ohne Helligkeitssprung berechnen. Die Tatsache, dass er ohne umrechnen mit den originalen DV - Werten arbeitet, verhilft ihm an einigen Stellen zu einer besseren Qualität als der seiner Kontrahenten. Allerdings fordert diese auch vom Benutzer etwas mehr technisches Verständnis. So ist es bei Canopus - Karten notwendig, Titel und Grafiken mit den eingeschränkten Luminanzwerten 16 - 235 zu produzieren und natürlich auch die Chrominanzwerte entsprechend umzurechnen. Außerdem können beim Export in andere Formate wie MPEG oder Real Anpassungsfehler passieren, hier sollte man also auf die mitgelieferten Canopus - Utilities zurückgreifen.
Die wichtigsten Eigenenschaften der Codecs noch einmal zusammengefasst:
Microsoft | Mainconcept | dazzle | Canopus | |
Dateiformat: | *.avi | *.avi | *.dif | *.dif |
Geschwindigkeit | Platz 4 | Platz3 | Platz 2 | Platz1 |
16:9- tauglich | nein | ja | ja | nein |
Exportneukomprimierung | manuell | manuell | automatisch | manuell |
Head/Footroom | nein | nein | nein | ja |
Echtzeitfunktionen | keine | keine | keine | Overlay |
Neue Previewdatei | Jeder Clip | Jeder Clip | Jede Sekunde | Jeder Clip |
Fazit:
Mit allen Karten bekommt man auf einem aktuellen Rechner sein DV - Video geschnitten. Welche dieser Karten man verwendet, hängt also eher von den persönlichen Vorlieben ab. Meine persönliche Einschätzung will ich trotzdem noch loswerden:
Wer nur selten im Jahr schneidet, ist mit einer Standard Firewirekarte sicherlich gut beraten. Allerdings sollte man hier nur ein Einsteigerpaket wählen. Die Einbindung in Premiere6 gefiel aufgrund der besseren Vorschau wesentlich besser. Hier sollte man also versuchen ein Paket mit Premiere6LE und vielleicht einer zusätzlichen Capturesoftware zu bekommen. Diese Lösung liegt preislich um die 100 Euro .- und reicht für den Einsteiger völlig aus. Nebenbei kann die Karte noch als Controler für externe Firewiregeräte wie Scanner oder Festplatten dienen, was die Entscheidung vielleicht leichter macht.
Wer videotechnisch noch etwas unerfahrener ist, aber fortgeschrittenen Schnitt mit der Vollversion von Premiere 6 betreiben will, sollte sich die DVNow zulegen. Bei der Installation wird das DV - Gerät und die Videopartition abgefragt, ansonsten braucht man nicht groß nachdenken.
Die sehr komfortable Capturesoftware FastForward sorgt für zügiges und bequemes Arbeiten bei der Schnittvorbereitung. Außerdem übernimmt sie die Organisation der Videofestplatte. Beim Rendern unterstützt der schnelle Codec und die Previewberechnung im Sekundentakt eine zügige Arbeitsweise. Eigentlich die ultimative Karte für Cutter, die wirklich schneiden wollen. Wem die Software dann nicht gefällt oder Probleme bereitet, kann ja immer noch eine Installation als normale Firewirekarte in Betracht ziehen, aufgrund der Standard Hardware ist das kein Problem. Aus diesem Grund ist auch die Anschaffung eines Pakets aus Standard - Firewirekarte und der Vollversion von Premiere 6 nicht sinnvoll, denn kaum mit Mehrpreis verbunden bekommt man auch schon eine DVNow, die genau dasselbe kann.
Die Canopus EZDV AP dagegen ist die Karte für den technisch versierten Cutter. Viele Eingriffsmöglichkeiten in das entstehende Signal und professionelle Qualität geben hier alles her. Dafür nimmt man wohl auch den Umweg der getrennten oder nachträglichen Szenenerkennung genauso in Kauf wie die eigene altbackene Bedienoberfläche der Canopus - Effekte und Exportfilter. Allerdings sollte man sich hier überlegen, ob man nicht lieber zu einer größeren Karte greift. Die RaptorRT z.B. hat deutlich mehr Canopus Effekte im Lieferumfang, vor allem Effekte, die Premiere nicht hat und die nicht nur im Overlay zur Verfügung stehen. In Zusammenarbeit mit dem analogen Ausgang und der Möglichkeit auch in 16:9 zu codieren, trifft diese Karte wahrscheinlich eher den Geschmack der Zielgruppe.