
Mit der NEX-EA50 hat Sony im Sommer 2012 das Segment der Einstiegs-Großsensor Camcorder erstmalig um eine Bauform erweiter, die verspricht an alte Ergonomie-Tugenden anzuknöpfen: Schulterfähig, Bedienung mit klar gegliederten Funktionen auf der linken Kameraseite und dazu auch noch eine (motor)zoombare AF-Wechseloptik. Hier der Test der slashCAM Redaktion der Sony NEX-EA50 ...
Technische Daten / Ergonomie
Beim ersten in die Hand nehmen der NEX-EA50 kommen uns gleich zwei Gedanken in den Kopf. Zum einen: Hoffentlich ist das auf den Schwenkmonitor aufklippbare Plastokular stabil genug und zum anderen: Der Formfaktor der Kamera kommt uns aus der grauen Vorzeit des digitalen Videos doch irgendwie bekannt vor: Ja richtig, die Sony VX9000 von 1996. Zumindest war sie ebenfalls für das semiprofessionelle Segment geschaffen worden, liess sich so halbwegs auf die Schulter nehmen und hatte vor allem Technik von einem Henkelmann verbaut - (damals von der legendären Sony VX1000 ) - heute von der Sony NEX VG 30.
Das war es allerdings dann auch schon mit der Gemeinsamkeit – denn sowohl die neue Sony NEX VG 30 als auch die hier besprochene Sony NEX-EA50 stellen die neueste Generation von Sonys Prosumer Wechseloptikcamcorder mit großformatigen Sensoren in APS-C Größe.

Die technischen Daten des verbauten Sensors sind entsprechend auch von der VG30 her bekannt: Exmor APS HD CMOS Sensor in APS-C Größe mit 16.7 MP (16,1 effektiv). Aufgezeichnet wird in HD mit MPEG-4 AVC/H.264 AVCHD Version 2.0 und in SD mit MPEG-2 PS. Für die Audioaufzeichnung stehen zwei XLR-Buchsen zur Verfügung, die linear PCM 2ch (48 kHz 16-bit) Aufzeichnung zur Verfügung stellen. Audio Pegelräder und Signalschaltungen zwischen Line, Mic und +48V Phantomspeisung sind auf der linken Seite hinter der transparenten Abdeckklappe platziert und damit gut ables- und bedienbar. Im Kopfbereich des Tragegriffes findet sich ein Stereomikrofon verbaut sowie die Aufnahmeschelle für ein externes XLR-Mikro.

Video wird wie bekannt in AVCHD-2.0 aufgenommen. Zwischen 50 und 60 Hz Betrieb kann der Camcorder nach belieben geschaltet werden, benötigt jedoch einen Reboot und eine neue Kartenformatierung beim Wechsel der Basisfrequenz. Als Videformate stehen in 1080 50p, 60p, 24p, 25p, 30p, 50i sowie 60i zur Verfügung. Hier die Übersicht der verfügbaren Videoformate der Sony NEX-EA50:

Trotz des etwas klapperig wirkenden Aufsteckokulars gibt es ergonomisch eine ganze Reihe von Punkten, die uns bei der Sony NEX-EA50 ziemlich gut gefallen. Zum einen ist die Sony NEX-EA50 konsequent auf eine Bedienung von der linken Seite her ausgelegt und auch wenn die Tasten Sony-typisch klein sind, sind alle wichtigen Schalter gut zu erreichen und Dank individuell gestalteter Schalteroberfläche sogar im Blindflug gut zu ertasten. Nach den vielen Video-DSLRs die durch die slashCAM Redaktion die letzten Monate gegangen sind, empfinden wir den Formfaktor der Sony NEX-EA50 fast schon als Befreiung.

Sicherlich will sie kein voll ausgewachsener Schultercamcorder sein aber das Filmen von der Schulter klappt Dank der ausziehbaren und damit auf unterschiedliche Körpergrößen schnell einstellbaren Schulterstütze ziemlich gut. Von der Schulter aus erhält man mit der Sony NEX-EA50 eine Bildruhe, die mit Henkelcamcordern oder Video-DSLRs ohne Rig nicht möglich ist. Lob an Sony in diesem Punkt.
Die nach Außen geführten Schalter brauchen sich hinter professionellen Camcordern kaum zu verstecken. Zur Verfügung stehen hier: Blendenrad, Push-Auto für die Blende sowie auf eigenen Schalter Push-Auto für den Fokus, Gain, White Balance und ShutterSpeed, wobei sich via Kippschalter drei Gain-Presets sowie Weissabgleich-Speicher aufrufen lassen. Darüber hinaus stehen PictureProfile, Status Check, Menü sowie 6 Indiviuell belegbare Funktionstasten zur Verfügung auf denen sich standardmässig Peaking, Histrogramm, Face Detection, Zebra, Marker und Last Scene befinden.

Doch ein größeres Manko gibt es leider auch zu verzeichnen: Kein ND-Filter – obwohl gerade das Filmen mit eher geöffneter Blende für eine gestaffelte Schärfe im Raum gerade bei Camcordern mit großen Sensoren ja zu den Hauptanwendungen zählen dürfte. Wer einen internen ND-Filter im Sony NX Lineup mit entsprechender Sensorgröße sucht wird erst wieder bei der FS700 fündig – schade, schade ...
Sehr willkommen bei der Sony NEX EA50 ist uns hingegen ein alter Bekannter aus dem Sony Prosumer Camcorderbereich: Die automatische Shottransition (Fokusübergang) Funktion. Hierbei lassen sich bei Verwendung eines E-Mount Objektivs zwei Fokuspositionen abspeichern zwischen denen man einen automatischen Schärfezug anlegen möchte. Bei aktivierter Fokusübergang-Funktion dienen die Funktionsknöpf 4-6 dem Zuweisen und Steuern des automatischen Schärfezugs. Wir haben diese Shottranisiton Funktion natürlich auch mit der mitgelieferten Sony Optik ausprobiert und waren sowohl mit der einfachen Programmierung als auch mit der Ausführung völlig zufrieden – eine gelungene Funktion.
Als Aufzeichnungsmedium stehen bei der Sony NEX-EA50 ein Paar Besonderheiten zur Verfügung. Einrseits lässt sich der Sony Flash-Speicher HXR-FMU128 (128 GB)direkt an den Camcorder andocken und bietet dann HD Aufzeichnungslängen von bis zu ca.11 Stunden im hochwertigsten (FX) Videomodus (Gleichzeitig kann auch auf SD Karten aufgenommen werden, solange der Platz hierauf reicht). Der Sony Flash-Speicher HXR-FMU128 ist mit knapp 900,- Euro inkl. Mwst. allerdings nicht gerade ein Schnäppchen. Andererseits können mit dem Sony NEX-EA50 Camcorder die neuen sog. Mirroring Memory Stick (MS-PX64/32/16) genutzt werden, die für besonders sichere Aufnahmen eine interne Mirroring (Backup) Funktion ermöglichen. Diesen Stick gibt es in den Größen von 16, 32 und 64 GB. Neben den Memory Sticks können in dem einfach ausgeführten Cardslot auch SD, SDHC und SDXC genutzt werden. Für SD Karten empfiehlt Sony mindestens Klasse 4 oder schneller.
Vor allem der recht kompakt mit dem Sony NEX-EA50 integrierbare Flash-Speicher und die beiden XLR-Inputs zusammen mit der guten Lowlightfähigkeit (s.u.) positionieren den Camcorder stark im Eventbereich.

Ebenfalls neu entwickelt wurde das der NEX-EA50 beiliegende, motorisierte Zoomobjektiv SEL18200PZ (18-200mm, F3.5-6.3 OSS), das via E-Mount an die EA50 angeschlossen wird und damit auch anderen E-Mount Camcordern und Fotoapparaten von Sony zur Verfügung steht. Der motorisierte Zoom kann sowohl über die Zoomwippe der Kamera als auch über einen Schiebeschalter am Objektiv betätigt werden. Auf Grund des integrierten Motors und der Bildstabilisierung ist es ein wenig wulstig geraten, funktionierte jedoch in unseren Tests zuverlässig. Für den Motorzooom stehen drei einstellbare Geschwindigkeiten zur Verfügung.
Betrachtet man die Menüscreens der Sony NEX-EA50 wird klar, weshalb sie von Sony Professional und nicht vom Konsumerbereich betreut wird. Die NEX-EA50 glänzt mit einer Vielzahl der komplexen Menüpunkte der professionellen Sony Camcorder. So lassen sich diverse Bildprofile (6) hinterlegen und diese bis in sehr feine Nuancen hinein verändern. Unter den Gammawerten lassen sich beispielsweise auch Gammakurven mit der Bezeichnung Cinematone1 und 2 sowie ITU709 auswählen. Letztere soll eine Gammakurve gemäß ITU-709 bereitstellen. Die umfassend einstellbaren Bildparameter haben uns ebenfalls gut gefallen an der Sony NEX-EA50.
Bleibt die Frage: Wie sieht es mit der Bildqualität aus?