Abschließendes Fazit
Nachdem wir kurz davor die Blackmagic Micro Cinema Camera im Testlabor hatten, fällt ein typisches Sony-Manko bei diesem Test besonders ins Auge: Und zwar, dass man bei Sony fast immer mit digitalen Bildeingriffen konfrontiert wird, die irgendwie unnatürlich wirken und die sich meistens gar nicht oder nur mit viel Rechereche abschalten lassen. Sei es das Wachs-Haut Problem der A7s, das seltsame Rauschverhalten der FS5 oder wie in diesem diesem Fall die dunklen Kanten im Log-Superblack-Bereich der Alpha 6300.
Bei Blackmagic wirkt das Bild nicht nur wegen RAW einfach natürlicher, sondern es wird offensichtlich nur sehr wenig digital eingegriffen. Diese Unterschiede treten bei normalen Motiven nur subtil zu Tage, sorgen aber dennoch dafür, dass das Sony-Bild oft irgendwie digital und steril ohne analoges Flair wirkt.
Auch die Auslesezeiten des Rolling Shutters sind extrem lang und die Display- und Sucher Lupen-Funktion können das manchmal sehr wichtige letzte Quäntchen 4K-Schärfe im Videomodus nicht darstellen. All dies trübt den Einsatz der Kamera aus der Hand. Am Stativ für den szenischen Einsatz kann die Kamera dagegen nicht ihren faszinierenden Formfaktor richtig ausspielen. Da man aktuell für 600 Euro mehr im Internet schon eine A7s bekommt, empfiehlt sich diese aufgrund des größeren Sensors deutlich mehr für einen cinematischen Filmeinsatz mit einem externen 4K-Recorder. Auch eine Panasonic GH4 mit einem aktiven 0,64x SpeedBooster landet in dieser Preisregion und hat beispielsweise ein deutlich besseres Rolling Shutter und Hitze-Verhalten bei ähnlichen Run-And-Gun-Abmessungen. Dazu bietet letztere auch einen Kopfhöreranschluss.
Dennoch darf man die Kamera für 1250 Euro auch richtig gut finden, wenn die genannten Punkte bei dem persönlichen Workflow nicht stören. Internes 4K Recording auf voller Super 35 Sensor-Fläche gibt es (nach Samsungs NX1-Exit) sonst nirgendwo so günstig. Dabei wird das Bild sogar prinzipiell sauberer heruntergerechnet, als bei den meisten, deutlich teureren Sony Pro-Kameras. Dazu bietet die A6300 Einstellmöglichkeiten zum Abwinken sowie die aktuell spannendste Mount, die nicht nur zahlreiche Objektiv-Adaptionsmöglichkeiten bietet, sondern per Focal Reducer sogar auf Kleinbild-Vollformat-Ästhetik getrimmt werden kann. Das Low-Light-Verhalten ist ebenfalls bemerkenswert und mit einem passenden Prime-Objektiv wie z.B. einem Sigma 30mm/1.4 kommt man zudem schnell zu einer Cine-Ästhetik die wirklich kompakt ausfällt. Mit unter 700g Komplettgewicht hätte man hier schon eine nette 4K Rebel-Cam, zu der der aktuelle Preis allerdings nicht so ganz passen will.
Der starke Dollar spielt aktuell grundsätzlich gegen die Käufer in Europa und nachdem das Erdbeben in Japan anscheinend die Kamerabranche doch härter getroffen hat ursprünglich angenommen, erwarten wir aufgrund der angespannten Liefersituation zudem nicht, dass der Preis der Sony Alpha 6300 in nächster Zeit deutlich nachgeben wird.